Jetzt entrollten sich vor unsern Augen in herrlicher
Abwechselung die Landschaftsbilder der Gebirgsgegend.
Hier ragten mannigfaltig gestaltete Anhöhen empor, auf
welchen hohe Bäume .dunkelten; dort breiteten sich von
pyramidenförmigen hohen Felsgipfeln halb eingeschlossene
Plateaux aus, die mit einem schönen grünen Grasteppich
bekleidet waren, dessen heitere Tinten einen
überraschenden Kontrast bildeten mit den ringsumher
lagernden fahlen Gneissblöcken. Hie vom Rücken des
Gebirges abwärts bis in das zu unsern Füssen gähnende
tiefe Thal sich schlängelnd herabziehenden engen .Spalten
und Schluchten waren mit Bromelien, Kakteen, Agaven,
Phyllantheen und ändern ähnlichen Gewächsen bedeckt,
deren dunkelgrüne Streifen schon von weitem in
die Augen fielen, indem sie deutlich abstachen vön den
mit blässerem Grün bekleideten Flächen und von den
kahlen Felsen. Die hier herrschende Stille wurde auf
angenehme Weise von dem Gemurmel der in die Schluchten
hinabstürzenden Giessbäche unterbrochen, und in das
Gemurmel der Bäche mischte sieh das Gezwitscher unzähliger
Singvögel. Dies alles zusammen verlieh der
Gegend einen angenehmen reizenden Karakter. Hiezu
kam noch die schöne Aussicht in das tiefe Thal zu unsern
Füssen, aus welchem die ungeheuren Zedern, als
ob sie eine aus der ändern Gipfel emporgewachsen wären,
stufenweis bis zu unserm Pfade hinaufragten, so dass
zu unsern Füssen die ihre Zweige bedeckenden vielfarbigen
Blumen wie ein prächtiger Teppich sich ausbreiteten.
Unser Weg wurde immer steiler und zog sich meistens
am Rande von ungeheuer tiefen Schluchten dahin;
endlich kamen wir auf ein offenes Plateau, von welchem
wir eine wahrhaft entzückende Aussicht genossen. Unter
uns lag die Ebene von Dyindumbu wie ein grüner Teppich'
ausgebreitet, und die dieselbe einschliessenden, verschiedenen
Gebirgsarme bildeten gleichsam den Rahmen
des Teppichs.
Indem wir auf dem Plateau vorwärts gingen, kamen
wir an den Rand einer von hohen Bäumen beschatteten
Senkung, in welcher der B a l omb a dahinströmt. Dieser
Fluss -entspringt etwa vier Meilen von hier auf den Höhen
des Lingi-Lingi; in seinem Laufe von Osten nach
Westen vereinigt er sich mit . vielen kleinen Flüssen und
Bächen; dann durchbricht er die gebirgige Gegend von
Seiles und ergiesst sich an dein Egypten genannten Küstenstrich,
unter dem 11° S. B., in’s Atlantische Meer.
Nachdem wir in die Senkung hinabgestiegen waren
und den hier noch erst drei Schritt breiten Fluss übersetzt
hatten , klommen wir wieder einen steilen Abhang
hinan, und nach einem Marsche von etwa einer Stünde
gelangten wir auf die Hochebene von K i a b ö r a , die
sich auf den Höhen des Lingi-Lingi ausbfeitet. Wenn
der Reisende, während er das Gebirg erklimmt , durch
die mannigfaltigen Landschaftsbilder, die mit einander
abwechseln, so zu sagen bei jedem Schritte überrascht
wird, so wird er vom Gipfel des Gebirges f welcher die
umliegenden Höhen beherrschend sich bis zu 5000 Fuss
über dem Meeresspiegel erhebt, sich an der grossartigen
Fernsicht ergötzen. Im Westen sieht er die Gebirge
von Kiakka und Kubäla, welche wie dunkle grosse
Flecken erscheinen auf den zu ihren Füssen ausgebreiteten
Ebenen ; im Norden erheben sich auf dem Flachlande
von Bailundo die vereinzelten, pyramidenförmigen
,,Amba“, wie mächtige Felssäulen ;; im Osten starrt das