grössere Staaten. Ich werde diese Länder weiter unten
spezieller beschreiben.
Ihren Traditionen zufolge sind ihre Voreltern vor
etwa 300 Jahren aus dem fernen Nordosten, aus dem
Lande der Moropu nach Westen gewandert. Es waren
blutige Kriege unter ihnen ausgebrochen und in Folge
dieser innern Zwistigkeiten verliessen sie unter der Anführung
zweier Häuptlinge, Kangouri’s und Schakam-
bundi’s, ihr Vaterland, kämpften ununterbrochen mit den
Völkern, durch deren Gebiet sie zogen, und die ihnen
an Rohheit und Wildheit gliehen, und kamen so an den
Luando, an dessen Ufern sie sich im Lande der jetzigen
Massongo niederliessen. Da sie an das Blutvergiessen
und Rauben gewöhnt waren, verachteten sie den Ackerbau
und lebten blos von Raub und Plündern, bis sie in
den fortwährenden Kriegen ihre nächsten Nachbarn ausgerottet
hatten. Nun konnten sie ihre anthropophagischen
Gelüste nicht mehr an den Gefangenen, die sie im
Kriege mit ändern Völkern raubten, befriedigen und
suchten diesen Abgang aus ihrer eigenen Mitte zu ersetzen.
Ihre unmenschlichen „Kesila“-Gesetze lieferten
ihnen auch genug Opfer, aber die kannibalischen Wilden
begnügten sich damit nicht, trennten sich in mehrere
Horden und zerfleischten einander in blutigen Schlachten
; und hätte ein unerwarteter Umstand den innern
Kriegen nicht einen Damm gesetzt, so würden sich die
Wiithenden einander aufgerieben haben.
Mehrere der vornehmem Krieger wurden endlich
des unmenschlichen Treibens satt, oder besser gesagt,
sie befürchteten, dass, wenn die Kraft des in ewiger
Revolution befindlichen Volkes durch die innern Kriege
gebrochen werde, es jedenfalls eine Beute der oft beleidigten
Nachbarn werden müsse. Sie sannen also auf
Mittel nach, wie sie die Nation vom gänzlichen Verderben
retten könnten. Zu diesem Zwecke hielten sie es für
nothwendig, die unter ihnen herrschende Anthropophagie
abzuschaffen und das Volk an eine ruhigere Lebensweise
zu gewöhnen. Die Gleichgesinnten stifteten nun
einen Bund und bildeten den geheimen Vérein der P a k
a s s èro, dessen Einrichtung in mancher Béziehung
der der Freimaurer ähnlich war, und der die Einführung
der nützlichen und nothwendigen Neuerungen bezweckte.
Damit die Verbündeten ihren Zweck erreichten, mussten
sie ihre Schritte im Geheimen und in der grössten Stille
thun, wegen den gefürchteten J a g a '), die auf das Volk
einen grossen Einfluss ausübten, es als Wahrsager in
den Banden des Aberglaubens gefesselt hielten und das
Schicksal desselben nach Willkühr lenkten. Die Mitglieder
des Vereins wurden aus den tüchtigsten Kriegern
auserkoren , die nur nach und nach in die Mysterien
eingeweiht und erst nach bestandenen drei schweren
Proben in den Orden der Pakasséro aufgenommen
wurden.
Derjenige, der die Einweihung erhielt, musste sich
mit einem furchtbaren Eid verpflichten, die mit den Zeremonien
verknüpften Geheimnisse treu zu bewahren
und die betreffenden Dienste zu leisten.2) Damit der
anfangs noch schwache Verein keinen Argwohn bei den
lauernden Jaga errege, gaben die Mitglieder desselben
vor, dass sie sich blos zur Jagd des Pakassa-Thieres
verbanden, da sie entschlossen wären, kein Menschenfleisch
mehr zu essen und sich blos von dem Fleische
der im Wald lebenden wilden Thiere zu ernähren.