Ober-Kissäma erstreckt sich auf den Armen der
von Norden nach Süden streichenden Gebirgskette, deshalb
hat es ein viel gemässigteres Klima als Unter-
Kissäma; auch sein Boden, der grossentheils aus einem
rothen Thon besteht und von den periodischen Regen
gut getränkt wird, ist fruchtbar. Die von zahlreichen
Adern bewässerten Thäler werden von einer mannigfaltigen
Vegetation und von hohem Waldwuchs bedeckt,
aber die trägen Einwohner erzeugen nichts anderes, als
die bereits erwähnten Nahrungsmittel. Die Ortschaften
sind meistens wie Vogelnester auf felsigen Anhöhen erbaut;
ihre Anzahl beträgt vielleicht 400. Die wichtigste
derselben is t: K i t e l -K ama s c h i n g i , auf einem felsigen
Berge, Hauptort von Ober-Kissäma, mit 1500
Einwohnern, die zum Theil in Felsenspalten wohnen.
Die Hausthiere Kissäma’s sind: eine kleine Art
Rinder, in geringer Anzahl; Schafe-, Ziegen, Schweine
und Hühner in beträchtlicher Anzahl. Von Wilden Thie-
ren kommen die oben erwähnten Species vor. Die bekanntem
Gewächse sind: der Kopalgunymi-Baum, die
Dendeepalipe und die Orseille ‘) ; man könnte aber, besonders
indem obern Theil des Landes, gewiss noch
viele unbekannte Nutzpflanzen finden.
Dieses Land ist von den portugiesischen Besitzungen
nur durch den Koanza Strom getrennt, und die portugiesische
Hauptstadt ist kaum 7 Meilen entfernt, daher
sollte man sich wundern, dass die Portugiesen es nicht
schon längst erobert haben 0, um so mehr, da sie eine
gute Veranlassung dazu in den fast täglichen Plackereien
gefunden hätteu, womit die barbarischen und wilden
Kissäma ihre Ansiedelungen heimsuchen. *)
MUPINDA.
Es wird im Norden vom Longa, im Osten von Kis-
säma undAmbuim, im Süden vomKu'vo oderKeve Fluss
und im Westen vom Atlantischen Meer begrenzt. Der
Flächeninhalt beträgt etwa 120 Quadrätmeilen, und die
Einwohnerzahl 20,000 Seelen. Es hat ebenfalls zwei
von einander unabhängige Herrscher.1
Das Land ist kaum 10-^12 Meilen breit und zwischen
zwei reissenden Flüssen eingeschlossen, die während
der Regenzeit besonders die dem Meere anliegenden
Ebenen überschwemmen und daselbst auch nach
dem Verschwinden der Hoch Wässer mehrere grössere
und kleinere Tümpel und Lachen bilden. Es eignet sich
sehr gut zum Anbau, aber noch besser zur Viehzucht.
Die Einwohner sind viel sanfter und friedlicher als die
Nachbarn, beschäftigen sich mit Landbau und Viehzucht
und sind auch geschickte Jäger. Sie erzeugen viel Maniok,
Mais, Tabak, Massango, Massambäla, Bohnen,
Kürbisse und Amendium (?).' Das zahlreiche Vieh , Rinder,
Schafe und Ziegen, lassen sie in den trockenen Monaten
auf den mit üppigem Graswuchs bedeckten Inseln
des Longa Flusses weiden. Die grösste dieser Inseln
heisst Ka p o l l ö , sie hat eine Länge von 5 Meilen; es
• * )-L i v i n g s t o n e’s Bericht über die KiSsäma stimmt völlig mit
dem von Magyar überein. Vgl. pag. 406. des oft erwähnten Werkes. (Unsere
Zitationen von Livingstone’s Werk beziehen sich immer auf die e n g 1 i-
s c h e Ausgabe desselben).