von verschiedenen Federn; die unbedeckten Theile des
Leibes und das G-esicht waren mit röthen und weissen
Streifen bemalt. Neben diesem so auffälligen Manne
waren auf der Erde einige Antilopenhörner aufgepflanzt.
Aus allen diesen Sachen konnte ich leicht den Schluss
ziehen, dass diese Person in der bevorstehenden Scene
eine bedeutende Rolle spielen werde, und ich täuschte
mich auch nicht. Mein Kissongo machte mir bald die
Anzeige, dass in dem Topf der Bulongo-Trank28) gebraut
werde, und dass die Person, welche den Trank
bereitet, der Kimbanda sei. Der Kläger und Angeklagte
so wie auch der Tross, welcher zur Zeremonie erscheinen
sollte, waren noch nicht angekommen.
Nach einer kurzen Weile hörte ich viele Schellen
erklingen, und bald darauf erschien aus dem nähen Walde
ein Haufe meist bewaffneter Leute. Als sie näher
kamen, theilten sie sich in zwei gesonderte Gruppen,
die sich etwa 50 Schritte weit von einander aufstellten.
In dem Zwischenräume zwischen den beiden Gruppen
trat nun der Kimbanda mit seinem Topfe, und_forderte
dann mit lauter Stimme den Kläger und Angeklagten
bei ihren Namen auf, hervorzutreten. Hierauf kamen
zwei unbewaffnete Männer zum Yorschein, der eine trat
aus der einen, der andere aus der ändern Gruppe hervor,
und beide gingen auf den Kimbanda zu. Auf ihrem
Gesichte waren zwei verschiedene Emotionen ausgedrückt,
und das scharfblickende Auge konnte sogleich
ersehen, welcher von beiden der Sieger sein werde.
Derjenige, welcher aus der linken Gruppe, wo sich auch
der Sekulu des Distriktes befand, hervortrat, schritt
mit offenem Gesicht und ohne Furcht zu dem Kimbanda,
der noch immer unter unverständlichem Murmeln den
Trank rfihrte, der andere hingegen, nemlich der Angeklagte
, näherte sich langsam und warf zaghafte Blicke
umher. Unterdessen herrschte in der ganzen Versammlung
eine tiefe Stille, und alle Augen waren auf den
Kimbanda gerichtet. Dieser schüttelte jetzt seine Kalabasse
und murmelte fortwährend unverständliche Sprüche.
Ich wusste noch nicht, was die Ursache des Streites
sei, und welche Frage durch das Gottesurtheil entschieden
werden sollte; ich forderte also den Kissongo
auf, dass er sich darnach erkundige. Mein Kissongo erhielt
nun folgenden Bericht :
Die Nachbaren Schakipera und Kimbiri gingen vor
etwa 20 Tagen zusammen in den Ddmba-olo-Mone Wald,
um dort Honig zu suchen. Im Walde trennten sie sich,
und jeder ging seinen eigenep Weg. Sie pflegen zuerst
den Ort aufzusuchen, wo sich Honig befindet; dann kehren
sie naeh Hause zurück, um ihre Verwandten abzuholen,
und mit ihrer Hülfe nehmen sie den Honig heraus
und tragen ihn nach Hause. Schakipera besass vielleicht
mehr Geschicklichkeit, oder es geschah zufällig, genug,
er fand vier grosse , mit Honig angefüllte Bäume (Ki-
lombo an nyimi), während Kimbiri nur einen einzigen
Baum entdecken konnte. Hierauf gingen beide nach
Hause. Hier beklagte sich Kimbiri vor seinen Angehörigen,
dass, er so, wenig Glück hatte, während sein Nachbar
vom Glücke so sehr begünstigt ward. Schakipera
aber kehrte sogleich mit seinen Leuten in den Wald
zurück, um den gefundenen Honig fortzuschaffen. Des
Nachts jedoch wurde er von einem Löwen überfallen
und zerrissen, während seine Gefährten schnell auf die
Bäume kletterten und sich so retteten.