der. Ein Europäer ., der an eine solche wankende und
schaukelnde Brücke nicht gewohnt ist, wird sie nur mit
grösser Vorsicht und Furcht passiren, wie es z. B. mit
mir der Fall war, aber die Schwarzen gehen mit ihren
schweren Bürden und mit ihren unter denselben querüber
gelegten Flinten mit erstaunlicher Sicherheit und
Schnelligkeit hinüber. Das Schlagen der Brücke und
das Hinübergehen der Karavane erforderten 'blos eine
Zeit von etwa zwei Stunden.
Nachdem wir über den Fluss gesetzt hatten^ bogen
wir von den angebauten Landstrichen ab, und zogen am
Fusse des zu unserer Rechten sich erhebenden Berges
dahin. Das Erdreich bestand dort aus röthlichem Thon
und war dicht mit niedrigem Enteatel5) Gehölze bedeckt.
Auf den offenen Anhöhen sahen wir überall bevölkerte
Ortschaften. Oft mussten wir tiefe Wasserrisse pässi-
ren; so marschirten wir etwa 3 Stunden lang, als ich
auf einer kleinen, unbewaldeten Anhöhe ein auf europäische
Weise erbautes, mit Lehm angeworfenes und
mit Rohr gedecktes Gebäude erblickte, um welches herum
schon mein Rissongo' und mehrere bewaffnete Männer
standen, um mich dort zu erwarten. Sie erzählten
mir, dass in diesem Hause das Grab eines vor zwei Jahren
unterwegs verstorbenen Europäers sei, und baten
mich um Erlaubniss, die Erinnerung an ihn als meinen
Landsmann mit einer Ehrensalve,e) feiern zu dürfen.
Indem ich mich der am Gebäude befindlichen Oeffnung
näherte, erblickte ich darin einen Grabhügel und vor
demselben ein hölzernes Kreuz, an welchem ein weisser
Zeuglappen mit folgender Inschrift befestigt war :
Francisco Pacheco Ozorio
Morreo no Anno de 1848
- Vin#o da sua viagem das Moluvas
Seu Amigo e eompanheiro
Antonio Francisco Ferreira de Silva Porto poz.
(Francisco Pacheco Ozorio starb hier auf seiner Rückkehr
aus dem Lande der Moluva , 1848, errichtet von
seinem Freunde und Reisegefährten Antonio Francisco
Ferreira da Silva Porto.
Lange betrachtete ich schweigend und in düstere
Gedanken versunken das Grab des unbekannten Leidensgefährten,
der hier die ewige Ruhe gefunden; wer
weiss, so dachte ich bei mir, ob nicht, wenn ich einst,
hach mit vielen Gefahren und Entbehrungen vollbrachter
Bereisung der grossen Wüsteneien Afrikas, welche ich
nun bereits betreten habe, beflügelt von der Freude auf
das Wiedersehen meiner Angehörigen der Heimat zueilen
werde, — auch mich der immer thätige Tod unterwegs
niederschmettern wird, damit ich auf fremder
Erde und unbeweint in’s Grab sinke? — Heisse Thrä-
nen rollten über meine Wangen, und selbst die mich umringenden
Schwarzen wareii gerührt; unbewegt und mit
allen Zeichen der Ehrfurcht standen sie da vor dem Gebäude,
welches die Grabstätte überdacht.
Ich liess hundert und eine Patrone vertheilen, damit
sie die übliche Ehrenbezeugung dem Andenken des
Dahingeschiedenen in würdiger Weise abstatten mögen.
Nachdem wir diese Schuldigkeit der Nächstenliebe
erfüllt hatten, setzten wir unsern Weg fort; nach einer
Stunde gelangten wir aus dem Onuntula Wald (eine Art
Pappel), und vor uns breitete sich ein sanft gewelltes,
mit wenig Baumwuchs bestandenes Wiesenland aus, auf
welchem ich mehrere Ortschaften erblickte. Die Karavane
zog in der Nähe eines dieser Dörfer vorbei und