die letztere mit dem Fürsten verknüpft und verhindert,
dass die wild organisirte staatliche Gesellschaft nicht
in eine noch wildere Anarchie geratheund sich vollständig
auflöse, das müssen wir in folgenden Institutionen
suchen, nemlich in dem Adel (Erombe), in den Wahrsagern
(Kimbända) und in dem Gewohnheitsrechte (Bi-
kola oder Vikola).
Es gibt zwei verschiedene Klassen des Adels ; die
erste Klasse besteht aus den Erombe ya Sòma, d.h. aus
den Sprösslingen des fürstlichen Geschlechtes f die andere
aus den Erombe ya Sekulu, d. h. aus den Aeltesten
des Volkes. In der ersten Klasse ist der Adel erblich,
in der zweiten beruht er auf der Wahl. Die beiden adeligen
Klassen haben demnach verschiedene Grundlagen
und verschiedene Interessen ; deshalb hassen sie sich
und leben in beständiger Feindseligkeit mit einander
Und nur diese Zwietracht des Adels ist die eigentliche.
Ursache davon , dass an die Stelle der vom Volke den
Soba übertragenen patriarchalischen Gewalt eine tyrannische
Willkührherrschaft treten konnte. Denn die erstere
Klasse des Adels beschäftigt sich blos mit den Kriegs^
angelegenheiten und steht bei dem Militär, dessen Anführer
aus ihrer Mitte ernannt werden, in hohem Ansehen
; ausserdem ist sie mit dem Herrscherhaus durch
die Bande der Blutverwandtschaft verknüpft, und auch
die höchsten Rathgeber und ändern Beamten des Fürsten
werden aus ihrer Mitte genommen. Folglich kann diese
Klasse nach Belieben über die militärische Macht verfügen
und sie zur Unterdrückung des Volkes und seiner
Sekulu benützen. Aber jetzt besteht auch die zweite
Klasse des Adels aus den Kreaturen des Fürsten ;; da
besonders der gegenwärtig regierende Kayaya das Wahlrecht
des Volkes gänzlich an sich gerissen hat, und nach
Belieben seine Günstlinge mit der Sekulu-Würde bekleidet.
.Sonst besitzen die Mitglieder dieser zweiten adeligen
Klasse , die zahlreicher ist als die erste, bevölkerte
Ortschaften und einen bedeutenden, Reich thum, dessen
Quellen der Handel , Ackerbau und die Viehzucht sind,
deshalb werden sie vom Volke, dessen Vertheidiger sie
gegen den Fürsten und gegen die von demselben will-
kührlich errichtete militärische Macht sind, geliebt und
hochgeachtet. Dennoch sind sie nicht geschützt gegen
die Gewalttätigkeiten des Fürsten und der mit ihm
haltenden ersten Adelsklasse. Freilich bleiben diese
Missbräuche der Herrschaft nicht unbestraft, denn die
Kimbunda Fürsten sterben meistens eines gewaltsamen
Todes.
Im Falle eines feindlichen Angriffes von Aussen
wird, wie ich bereits erwähnt habe, zur Verteidigung
des Landes ein allgemeiner Heerbann aufgeboten; doch
gibt es auch eine stehende Armee, dessen Mitglieder
Mu k a n Dj ämb a , d. h. Elefantensöhne genannt werden.
Diese Armee hängt einzig und allein vom Herrscher
ab und dient mehr zur Geissel für das Volk, als zum
Schutze desselben. Sie wird aus Leuten , die auf Raub
und Unruhen lauern , und aus ausländischen Flüchtlingen
ergänzt; sie dient ohne Sold und Bekleidung, bekommt
aber, die Hälfte der Kriegsbeute. Deswegen befindet
sie sich fortwährend auf Raubzügen. Ihre Waffen
sind : lange Flinten, Assagaien, Dolche, die im Gürtel
stecken, und kurze hölzerne Streitkolben.
Man kann sich unmöglich ein bewaffnetes Corps
denken, das mehr Verwüstung und Schaden stiftete, als
diese Spldatesca. Die Erde seufzt unter ihren Tritten.