Kränkung leicht vergisst, sondern oft, wie ich Gelegenheit
hatte zu erfahren, mit ganzer Unverschämtheit seine
Frau,selbst zum Laster auffordert,, indem er ihr die
Hälfte der für ihre Untreue zu erhaltenden Geldbusse
verspricht.
Die Polygamie ist allgemein verbreitet, und selbst
der Sklave trachtet wenigstens zwei Frauen zu erlangen,
während die Wohlhabenderen sich zehn und mehr
Weiber nehmen, ohne die Sklavinen mitzurechnen, die
sie ebenfalls als Beischläferinen benutzen. Bei der Heirat
finden gar keine Zeremonien statt. Der Heiratslustige
sendet den Eltern ein kleines Geschenk und lässt ihnen
melden, dass er die Absicht habe, ihre Tochter zu heiraten,
Nehmen jene das Geschenk an, so gilt es als
Zeichen, dass sie damit einverstanden sind. Hierauf stattet
der Heiratslustige seinen Besuch bei den Eltern ab,
und beginnt über den Preis der Braut zu unterhandeln.
Dieser Preis ist bei dem gemeinen Volke sehr gering;
oft beträgt er kaum 10 Ellen Zeug für die Eltern und
einige Ellen für die Braut. Sobald der Handel abgeschlossen
ist, führt der Freiwerber ohne weiteres die
Jungfrau, die um ihre, Neigung gar nicht befragt wird ls),
in sein Haus, und weist ihr dort eine von den Wohnungen
der übrigen Weiber abgesonderte, eigene Hütte
a n l3). Nach Verlauf von sieben Tagen gibt der Mann
seiner neuen Frau noch eine Hacke und bezeichnet ihr
das Stück Feild, welches sie anzubauen h a t; endlich gibt
er. ihr noch einiges Federvieh. Von nun an ist die Frau
verpflichtet, für ihren Mann und für sich selbst die noth-
wendigen Nahrungsmittel zu verschaffen.
Je grösser d|e Anzahl der Weiber ist, desto leichter
können sie ihre Pflichten gegen ihren Mann erfüllen,
Denn der eingeführten Gewohnheit gemäss pflegt der
Mann der Reihe nach, täglich oder wöchentlich abwechselnd,
bei seinen Weibern zu wohnen, und diese sind so
der Reihe nach verpflichtet ■, ihn mit Speisen und Kim-
bombo zw versehen. Sind es also mehrere Weiber, so
kömmt die Reihe seltener an jede derselben, und eben
so selten trifft sie auch die Last , für den Unterhalt des
Mannes zu sorgen. Und dies ist, wie ich erfahren habe,
der eigentliche Grund davon, dass die vielen Weiber im
Allgemeinen mit einander in Frieden leben, denn alle
lieben die Faulheit. Mit einander wetteifernd trachtet
jede den Mann gut zu halten , während er bei ihr ist.
Damit dennoch die Eintracht unter den vielen Weibern
gleichen Ranges durch die sich vielleicht einstellende
Eifersucht nicht gestört werde, so erhält gewöhnlich die
älteste Frau die Würde einer* Ntembo (Hausfrau), die
mit ihrem Ansehen die etwa vorkommenden Zwistigkeiten
schlichtet und die Ruhe und gute Ordnung wieder
herstellt. Der Mann ist verpflichtet, seinen Weibern beim
jedesmaligen Eintritt des Neumondes ein neues Gewand,
ein Stück europäischen Zeuges, zu geben, oder wenn er
es nicht geben kann, sie wenigstens mit guten Worten
zu vertrösten.
Der Geschleehtstrieb wird bei den Männern zur
gehörigen Zeit erweckt, bei den Weibern aber sehr
frühzeitig, und die Mädchen heiraten schon in einem
Alter von kaum 12 Jahren. Darum sind sie im Alter
von 25 — 30 Jahren schon gänzlich verwelkt und gealtert,
und die wohlhabenderen Männer .non solent amplius
cum illis coire. Mulieres in'genere facile concipiunt, sunt
praeterea valde faecundae et exceptis paucis casibus dolores
partus feliciter perferunt.14) Sub periodo menstru--