In Betreif der Kimbunda-Ortschaften muss ich bemerken,
dass die einzelnen Libäta mit einer Pfosten-
Einfriedigung und mit einem Graben ausserhalb der Einfriedigung
befestigt und immer abgesondert errichtet
werden, so dass zwischen den einzelnen Libäta ein Zwischenraum
von wenigstens 3—400 Klaftern bleibt. Eine
grössere oder geringere Anzahl solcher neben einander
errichteten Libäta bildet eine Ortschaft. Jedes Libäta
wird von dem Familienhaupte, dem Eigner desselben,
verwaltet; die Familienhäupter heissen ebenfalls Sekulu
und sind den Erombe-Sekulu untergeordnet. Die Erom-
be-Libäta sind ganz so eingerichtet wie die übrigen
Libäta; nur nehmen sie einen grossern Räum ein, und
vor dem Hauptthor derselben befindet sich, ausserhalb
der Einfriedigung, der Jango oder Berathungsplatz, mit
hölzernen Bänken.
1 Die Anzahl der Bewohner eines Libäta ist sehr verschieden,'
je nachdem es einen grössern oder geringem
Umfang hat; im Durchschnitt wohnen 80 — 160 Seelen in
einem Libäta; manchmal aber steigt die Anzahl der Bewohner
auch äiif 2000 Seelen. Die Bewohner der in einer
Gruppe erbauten Libäta halten fest aneinander; imNoth-
fall vertheidigen sie sich gemeinschaftlich gegen die tyrannische
Gewaltthätigkeit der Edelleute; ja oft geschieht
es, dass sie sogar die vom Fürsten entbotehe bewaffnete
Macht zurüektreiben. Im Falle eines auswärtigen Krieges
kämpfen sie unter ihrer eigenen Fahne und unter dem
Kommando eines von ihnen selbst gewählten Häuptlings.
Gewöhnlich sind die Libäta der Kimbunda von ungeheuren
Ineendera-Bäumen29) so dicht umringt, dass
das Auge das dichte Laubwerk derselben nicht zu durchdringen
vermag; deshalb kann man die innerhalb des
Dickichts befindlichen Häuser von aussen gar nicht sehen.
Und weil, die Ortschaften immer,/auf offenen und
höher liegenden Plateaux angelegt sind, erscheinen sie
von weitem wie herrliche Baumgruppen.
Zur Einfriedigung des Libäta benützen sie Pfosten
von den Ongaye und Mäko genannten Bäumen, die ein
sehr festes Holz haben. Aus den Baumstämmen machen
sie mannsdicke und vier Klafter lange1' Pfosten oder
Pfähle und rammeln sie so dicht nebeneinander in den
Boden, dass zur Zerstörung eines solchen Pfahlwerkes
Kanonen erforderlich wären. Und weil diese Völker
keine Kanonen besitzen, so ist eine geringe Anzahl von
Bewaffneten im Stände, den Angriff eines zahlreichen
Feindes mit Leichtigkeit auszuhalten und abzuwehren.
Das Holz der erwähnten Bäume ist so fest^ dass die
Pfosten in der Erde Jahrhunderte lang ausdauern, ohne
zu verfaulen, da sie auch von den Würmern (Bundschi)
nicht beschädigt werden.
Die Kimbunda sind im Essen nicht sehr wählerisch,
und verschlucken ohne Unterschied aUch < die ekelhaftesten
Gegenstände. Mit Ausnahme einiger Reptilien
verzehren sie alle übrigen Thiere mit gleichgutem Appetit,
Löwen, Leoparden, Schakale, Unzen und Hyänen,
ferner verschieden© Käfer, die bei uns sogenannte Pfer-
delaus, die sich auf feuchten Feldern aufhält, die gros-
sen-grünen Raupen, die Heuschrecken, das Krokodil,
die grosse Eidechse (Lacerta teguixin), die Riesenschlange,
Krebse, Frösche. Ihre Lieblingsspeise jedoch ist das
Hundefleisch, welches aber nur die kriegsfähigen Männer
verzehren, und zwar bei einigen feierlichen Gelegenheiten
mit Menschen- und Rindfleisch gemischt. Die
Vornehmern ernähren sich gewöhnlich vom Rindfleisch,