der während meines dortigen Aufenthaltes Festungskommandant
war, hat sich durch die Wiederherstellung
und Ausbesserung der Mauern ein grosses Verdienst erworben.
Er lebte mit den Einwohnern auf sehr freundlichem
Fusse und erhielt von denselben durch freiwillige
Beiträge die zur Wiederherstellung der Festung benö-
thigten Geldmittel.
Die Ortschaft liegt östlich von der Festung, auf
steilen Hügeln und in tiefen Thälern sehr unregelmässig
zerstreut; nur wenige Häuser sind von Stein und
zweistöckig und zeichnen sich durch ein nettes Aeussere
aus ; darunter gebührt die erste Stelle der Kirche 4).
Aber dér grössere Theil der Ortschaft liegt ausserhalb
des Schutzes der Festungsgeschütze. Die aus Europa
stammenden Portugiesen bilden den kleinern Theil der
Bevölkerung, die Mehrzahl besteht aus eingebornen Mulatten
und Schwarzen, die den Ackerbau gänzlich vernachlässigend
sich blos mit dem Binnenhandel beschäftigen,
dessen Gegenstände vor einigen Jahren- noch
ausschliesslich die Sklaven waren. Der Sklavenhandel
war so einträglich, dass viele Händler zu einem ungeheuren
Reichthum gelangten. Jetzt bilden, da der Sklavenhandel
verböten ist, einiges Elfenbein und Wachs,
etwas mehrKopalgummi undOrseille die hauptsächlichsten
Gegenstände des Handels, Diese Artikel werden
von den unabhängigen Binnenvölkern dahin gebracht.
Aber dieser Handel wirft keinen grossen Gewinn ab
und nimmt immer mehr ab, deshalb vermindert sich auch
immer mehr der Wohlstand und die Anzahl der Bevölkerung
dés Präsidiums. .
Hier muss ich, leider, wieder bemerken, dass die
portugiesische Regierung, trotzdem dass das Präsidium
bereits seit mehr als 90 Jahren besteht, für die Kultivi-
rung der Eingebornen noch fast gar nichts gethan h a t;
eigentlich erstreckt - sich auch ihre Herrschaft nur so
weit, als die Festungsgeschütze trag en 5). Ich weiss
nicht, was die Ursache davon sein mag. Die unbesiegt-
bare Macht der Eingebornen kann es nicht sein, denn
ihre gesammte Streitmacht, die sie aufzutreiben im
Stande wären, beträgt höchstens5—6000 Mann; ein so
ungeregelter Haufe aber vermag auch einem viel kleinern
Truppenkorps, das auf europäische Weise geschult
und mit Kanonen versehen is t, keinen Widerstand zu
leisten. Ferner kann auch die etwa unbezähmbare Wildheit
der Eingebornen nicht schuld daran sein, denn sie
sind fleissige Landbauer und Viehzüchter und geschickte
Seefischer, ja sie allein versorgen das Präsidium mit dem
nöthigen Lebensbedarf. Viele von ihnen kommen täglich
in die Stadt und haben sich in Folge des langjährigen
Umganges mit den Fremden schon halb und halb
zivilisirt, um so mehr, da sie schon ursprünglich ein
freundliches und sanftes Gemüth hatten. Endlich kann
auch, der Umstand nicht schuld daran sein, dass die Kosten,
welche die Eroberung verursachen möchte, nicht
gedeckt würden. Denn die von mehreren Flüssen bewässerten
Thäler, die ausgedehnten Palmenwälder und
die zahlreichen Viehherden sind genug ergiebige Quellen
, um die Kriegskosten ohne zu grosse Bedrückung
des Volkes zu erstatten. Dann könnte sich ja auch der
materielle und geistige Zustand des Volkes bedeutend
bessern, die Eingebornen würden des Segens der Zivilisation
theilhaftig werden, während sie jetzt noch immer
in Folge ihres abscheulichen Aberglaubens der Anthropophagie
ergeben sind und im Angesichte der portugie