Da der Verein seine Maassregeln immer sehr geheim
hielt, so gelang es ihm, binnen kurzer Zeit sich
durch Hinzutritt von neuen Mitgliedern bedeutend zu
verstärken. Nun forderte der Soba3) das Volk öffentlich
auf, dem Nomadenleben zu entsagen, sich fest anzusiedeln
und sich von den Erträgnissen der Jagd, Fischerei,
Viehzucht jund des Ackerbaus zu ernähren. Aber die
blutdürstigen Jaga befürchteten, dass in Folge dieser
Neuerungen ihre Macht und ihr Einfluss auf das Volk
sich vermindern würden, wiegelten das Volk gegen die
Pakassöro auf und suchten mit Waffen in der Hand die
beabsichtigte Neuerung gleich in ihrem Keime zu ersticken.
Die Feindseligkeit der zwei Parteien wurde
nun die Veranlassung zu vielen blutigen Kämpfen. Vollständig
konnte aber keine von beiden siegen. Da endlich
die Pakassöro einsahen, dass sie nicht im Stande
seien, die ganze Nation für ihre Ansichten zu gewinnen,
fassten sie den Entschluss, mit ihren Anhängern das Land
zu verlassen und eine neue Heimat zu suchen. Fast die
Hälfte der Nation erkannte den Soba a n , und wanderte
unter seiner Anführung nach Süd westen. Sie setzten
über den Koanza, Hessen sich nicht weit von diesem
Flusse im Lande der jetzigen Malemba und Kissendi
Massongo nieder und erlernten dort den Ackerbau. Mit
der Zeit vermehrten sie sich in ihrer neuen Heimat zu
sehr und trennten sich in mehrere Abtheilungen, die ihre
eigenen selbstgewählten, unabhängigen Soba hatten, unter
deren Anführung sie die südlich und westlich wohnenden
Völkerschaften sich unterwarfen und sich mitten
unter ihnen ansiedelten. Eine dieser Abtheilungen zog
unter der Anführung eines gewissen Bih6 nach Süden,
besiegte die am Koköma wohnenden Ganguella und begründete
das jetzige BihA
Die daheim gebliebene Partei der Jaga war in Folge
der ausgezogenen Pakassöro bedeutend geschwächt,
vermischte sich nach und nach mit den benachbarten
Völkern und nahm die mildern Sitten der letztem an.
Dennoch behielt sie ihren kriegerischen Geist und wurde
deshalb von den ändern Völkerschaften als herrschender
Stamm anerkannt. Endlich liess sie sich im Kas-
sandschi Lande, am Kuango Fluss nieder, wo gegenwärtig
das Reich des berühmten Jaga von Kissandschi besteht,
dessen Einwohner ebenfalls, so wie ihre nach Süden
ausgewanderten Brüder, im Kriege und Handel die
übrigen afrikanischen Völker übertreffen.
Der Ackerbau und Handel, jene mächtigen Hebel
der menschlichen Zivilisation, haben bisher noch nicht
vermocht, die Sitten dieser einst wilden und menschenfressenden
Völkerschaften zu mildern; seit langer Zeit
sind schon bei ihnen der Landbau und Handel eingeführt,
und doch huldigt ihr blutdürstiger Trieb auch jetzt
noch vielen entsetzlichen Gebräuchen; ja sie sind viel
unmenschlicher, als irgend ein anderes, von mir besuchtes
Volk in Inn er-Afrika, das mit denWeissen sehr selten
verkehrt. Obgleich meine europäischen Leser geneigt
sein werden, eine Uebertreibung in der Schilderung
der Sitten und Gebräuche dieser Völker zu ver-
muthen, so kann ich doch mit Bestimmtheit behaupten,
dass ich nicht nur nicht übertreibe, sondern im Gegen-
theil einige ihrer höchst unmoralischen Gebräuche mit
Stillschweigen übergehe, um so mehr, weil die Erinnerung
an diese ihre Gebräuche uuf mich einen unangenehmen
Eindruck macht, und weil ich mit ihnen in einem