Nach einer Weile hörte.ich das Klingen der Schel-
Ieu und den taktmässigen Gesang der Tipoia-Träger,
und bald darauf hielt vor der Thür meiner &phinge eine
mit farbigen Vorhängen bedeckte Tipoia an „ liigter
welcher' eine Schaar junger Sklavinen einherging. Die
Herrin stieg sogleich mit Hülfe ihrer Sklavinen aus und
liess sich, da ich meinen Gast in der engen ^chinge
nicht empfangen konnte, auf den scheuen Matten nieder,
die |hre Dieherinen auf dem Rasen ausgebreitet hatten.
Ich hegriisste sie auf europäische Weise und setzte mich
an ihrer Seite auf meinen Stuhl nieder.
„So selten, sagte sie in portugiesischer Sprache, —
.sieht man in dieser Gegend einen Europäer, dass dies,
wenn es sich ereignet, für mich immer ein wahres Freudenfest
ist. Darum, mein Herr, zürne mir nicht, dass Ach
dir mit meinem Besuch Ungelegenheiten fereite,da*du
deine von der Reise ermüdeten Glieder durch Ruhe erquicken
möchtest. Ich hin in Benguela geboren, wurde
in Brasilien erzogen, und nach neunjährigem Aufenthalt
daselbst kehrte ich wieder in meine Heimat zurück. Vor
beiläufig fünf Jahren bin ich mit méinem Manne, .der ein
Sertanédyscho (einheimischer Handelsmann) war, bieher
gezogen. Im zweiten Jahre nach unserer Ankunft starb
mein Mann ; da ich aber mich an diese, (Regend schon
gewöhnt hatte, konnte ich mich nicht mehr entschlicssen,
die hiesige gesunde Luft und das gute Wasser mit dem
höissen Klima von Benguela zu vertauschen, Ich blieb
also hier und setze den Handel mit den Eingebornpn
fort, so wie es mein Gemahl gethan hatte. Durch meine
Sklaven lasse ich auch Landbau treiben, und der fruchtbare
Boden gewährt mir mit leichter, Mühe die für meinen
Haushalt nöthigen Lebensmittel,“ ,
Während Donna Isabella auf diese Weise ihre Lebensgeschichte
erzählte, hatte,ich Gelegenheit, sie näher
zu betrachten, und mein Urtheil über ihr Aeusseres fiel
durchaus nicht ungünstig aus. Sie mochte beiläufig 22
Jahre alt sein und hatte einen hohen schlanken Wuchs;
ihr zimmtfarbiger, gelbbrauner Teint und ihre Gesichtszüge
trugen den echten Typus eines afrikanischen Mulatten
zur Schau ; die etwas aufgeworfenen, dicken Lippen
und die platte , Nase würden auf einen Europäer
keinen angenehmen Eindruck gemacht haben, wenn die;
sen Mangel nicht andere körperliche Schönheiten mehr
als aufgewogen hätten. Solch schöne Eigenschaften waren
• pin grosses, schwarzes, feuriges Auge, welches von
sammetähnlichen, halbrunden, schwarzen Augenbrauen
beschattet wurde, und in welchem sich eine feurige, reizende
Seele spiegelte; ferner kleine, schneeweisse Zähne,
welche durch die lächelnden, rosenrothen Lippen wie
echte orientalische Perlen hervorschienen. Ihr Anzug
war mehr nach afrikanischer als europäischer Mode angeordnet.
.Das herab wallende Kleid aus feinem, hellfarbigem
Stoffe war um ihren schlanken Leib mit einem
weissen seidenen, lang herabhängenden Gürtel festgebunden
; um ihre Schultern hatte sie einen lichtblauen
Shawl geworfen; ihr Haupt bedeckte ein blumiges, seidenes
Tuch, welches wie ein Turban aufgebunden w a r;
den Hals und die Ohren schmückten kostbare Geschmeide.
Nachdem sie ihre Rede beendet hatte, nannte ich
ihr auch meinen Namen und sagte ihr, welches mein
Geburtsland und der Zweck meiner Reise seien. Hieraufantwortete
sie flüchtig : „Schon seit einigen Tagen
wissen wir, dass man dich Komo nennt; was du über
peinen wahren Namen sagst, der ist zu schwer und lange,