von der eintretenden Nacht gezwungen wurden, am diesseitigen
Ufer zu bleiben.
8. F e b r u a r . Am folgenden Morgen begann der
Uebergang, so bald es hell wurde; aber es' war so
schwierig und ging so' langsam von Statten, dass die
letzten Abtheilungen erst nach Mittag um 3 und 4 Uhr
hinübersetzen konnten. Da war ieh .nur schon allein
nebst einigen meiner bewaffneten Begleiter am diesseitigen
Ufer. Ich konnte nicht genug bewundern diei Unerschrockenheit
und Leichtigkeit, womit die schwer belasteten
Leute ohne Schwanken die Brückepassirten, während
ich dieselbe nur der Nothwendigkeit nachgebend
und mit der grössten Furcht betrat ; und wenn mir der
Kissongo nicht beigestanden hätte, so hätte ich gewiss
das Gleichgewicht verloren und wäre mit schwindelndem
Kopfe in den reissenden Strom gestürzt.; Oft habe
ich einen Seesturm erlebt und ich konnte den heftig wankenden
Mastbaum hinanklettern und von oben -aus auf
die mit Gischt bedeckten Wellen der schrecklich erregten
See kaltblütig und ohne Furcht herabsehen; hier
aber zitterte ich am ganzen Leibe, als ich die vom Fluss
überschwemmte Brücke passirte. So ist es die Gewohnheit,
die den Menschen lehrt ,> jede Gefahr leichter zu
bestehen.
Der Keve Fluss bildet die östliche Grenze Ham-
bo’s und trennt es von Sambos.
Ha inbo ist ein berühmtes Land. mehr wegen des
kriegerischen Sinnes seiner Bewohner, als wegen seiner
iAusdehnung und Grösse. Es liegt zwischen dem 1 2 -+-
13° S. B. und 16-—17° Oe. L. Von Norden nach Osten
zu grenzt es an Bailundo ,• im Süden an Caconda und
Kingolor im Westen an Kiakka. Die Anzahl der Einwohner
schätze ich auf 120,900,; die ebenfalls zur Kim-
bunjdafamilie gehören und mit ihr gleiche Sprache und
Ritten haben., nur dass sie sich .durch die abscheuliche
Äntir9|)ophagie auszeichnen, die ,, wie ich mich durch
eigene Erfahrupg üherzeugep konntb , allgemein unter
ihnen y e rb r e ite t'^ Di.eM.acht des Fürsten isf durch
den Einfluss ,einer vornehmen Yolksklassa beschränkt;
das Erbfolgerecht gebührt nicht den Kindern des.Herrschers,
sondern den Söhnen seiner Schwester, und zwar
nach dem Erstgeburtsrecht. Die Bewohner Hambo’s
haben im Allgemeinen einen hohen und schönen Wuchs;
ihre Lebensweise, ist der der Bewohner Kiakka’s ähnlich.
Liese von unaufhörlichen Kriegen und Plündern
lebenden Räuber machen in die südlich gelegenen, mehr
als 100 Meilen entfernten Gambos, Humbe, Kamba und
andere viehzüchtende Länder gewöhnlich jedes Jahr
einen Raubzug, indem sie sich mit den Nachbarn verbünden,
und sind dort unter dem Namen Mü n ä n o bekannt
und gefürchtet. Ja sie dehnen ihre Streifzüge' auch bis
zum 20° S. B. aus, und nur die in jener Gegend gelegenen
Mucimba Einöden hemmen ihr weiteres Vordringen.
Mit Beute beladen kehren sie dann in ihre Heimat zurück.
Die Vielweiberei herrscht auch in Hambo, nicht
aber die Beschneidung.7) 1
Der südliche Tlieil des Landes ist sehr gebirgig,
aber im nördlichen Theile befinden sich ausgedehnte
feuchte Ebenen. Von den das Land bewässernden Flüssen
verdient nur der K e y e den Namen eines Flusses.
Dieser kömmt von den Hochebenen Galangue’s, fliesst
von Südosten nach Westen und trennt Hambo von Sambos;
weiter unten nimmt er mehrere Nebenflüsse auf und
durchschneidet Bailundo; dort vereinigt er sich noch