Die Nachricht vom beabsichtigten Unternehmen wird auf
diese Weise bald in dem ganzen Lande bekannt. Findet sie Anklang,
so versammeln sieb die Reiselustigen von allen Seiten in
dem Hause des Unternehmers , um über die Reise und den
Zweck derselben nähere Auskunft zu erhalten. Unter den Leuten,
die sich einem solchen Unternehmen anschliessen, nehmen
die Kimb ä l o die erste Stelle ein; sie haben ebenfalls mehr
weniger Waaren, die sie nach dem bezeichneten Lande bringen
wollen. Gewöhnlich nehmen sie auch ihre Bekannten und Verwandten
mit, für die sie vom Unternehmer Waaren zum Tragen
bitten. Die Waarenlasten werden ihnen auch gleich übergeben,
wenn sie in Betreif des Trägerlohnes mit dem, was ihnen an-
geboten wird, einverstanden sind, und zwar unter der Verantwortlichkeit
des für sie gutstehenden Kimbälo, der den durch
die Unvorsichtigkeit der Träger entspringenden Schaden ersetzen
muss. Die V a k o n g o - a n - d j ämb a (Elefantenjäger) nehmen
die zweite Stelle ein; diese pflegen die Karavane bis an ihren
Bestimmungsort zu begleiten, und während jene dort überwintert
— denn die nach den entfernten Binnenländern reisenden
Karavanen bleiben gewöhnlich ein ganzes Jahr lang aus — vertheilen
sie sich in einzelne Haufen und gehen der Elefanten -
jagd nach, dann kehren sie mit dem gewonnenen Elfenbein zurück
und reisen mit der Karavane wieder nach Hause. Haben
sie viel Elfenbein gewonnen, so verkaufen sie einen Theil davon
schon während der Reise den Kimbälo und erhalten dafür andere
Waaren. Die Elefantenjäger belasten sich gewöhnlich nur
mit dem nöthigen Schiessbedarf und tragen keine Waaren oder
andere Lasten; folglich nützen sie der Karavane nur dadurch,
dass ihre Anwesenheit derselben mehr Stärke und Sicherheit
verschafft.
Die gedungenen Lastträger vertheilen und verpacken die
Waaren, wie ich es bereits beschrieben habe, lassen sie aber
noch im Hause des Eigenthümers, bis der Chef die sämmtlichen
Mitglieder der Karavane an dem festgesetzten Tage zur Darbringung
des Reiseopfers zusammenberuft. Die Mitglieder der
Karavane erscheinen nun in festlichem Gewand und bewaffnet,
versammeln sich in dem äussern Hofraum des Libäta und setzen
sich im Kreise auf die Erde nieder. Nun pflanzt der Chef unter
zahlreichen Ehrensalven in der Mitte des Kreises die Fahne
auf und lässt in der Nähe derselben die Kimbango aufstellen,
die geöffnet bleiben, damit sich jedermann mit seinen eigenen
Augen überzeugen könne, dass die Ladungen in gutem Zustande
sind. Bei dem Anblick der Kimbango bricht die Versammlung
in ein lautes Freudengeschrei aus und ruft wiederholt: Ulu! ulu!
Dann nimmt der Chef seinen Sitz ein und trägt in einer
langen feierlichen Rede den Zweck der Reise vor und fordert
die Zuhörer auf, ihre Bemerkungen und Einwendungen , wenn
sie welche haben, offen auszusprechen; denn es - würde ihm
eine grosse Zufriedenheit und Beruhigung gewähren , wenn er
aus ihren Aeusserungen entnehmen könnte, dass sie nicht ihm
zu Liebe, sondern ,aus eigenem Antriebe und aus Rücksicht für
den eigenen Nutzen sich zur Reise entschlossen haben. Die Versammelten
geben gewöhnlich ihre Zustimmung'und Zufriedenheit
dadurch kund, dass sie in ein allgemeines Geschrei ausbrechen:
„Otyiri! hämokomö! hetyekotyo!“ (Währ! Richtig!
Sehr wohl!) Dann tritt ein Fürsprecher vor und erklärtim Namen
der Versammelten vor dem Chef: dass sie sich ganz und gar
aus freien Stücken und aus eigener Wahl zur Reise entschlossen
haben; dass sie ihn als ihren Vorsteher anerkennen und ihm ehrfurchtsvoll
gehorchen werden ; ferner geloben sie, dass sie sich
in der Gefahr männlich betragen, einander Hülfe leisten, ja wenn
es sein muss, für einander sterben wollen.
Hierauf beginnt das Geschäft des Kimbanda, der bis dahin
blös schweigend zusah Er schlachtet nun den zum Opfer bestimmten
Ochsen, nimmt unter unverständlichem Gemurmel die
Eingeweide heraus, und verkündet mit lauter, feierlicher Stimme
das Orakel, welches die Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit
anhört. Gewöhnlich hat der Unternehmer den Kimbanda
mit einigen Geschenken schon im Voraus für sich gewonnen;
deshalb lautet der Orakelspruch fast immer günstig. Nach der
Verkündigung des Orakelspruches bestreicht der Kimbanda den
Chef und die vornehmen Mitglieder der Karavane am Gesichte
und an den Armen mit dem Blute des geschlachteten Thieres,
Magyar’? Reisen in Südafrika. 29