noch höhere Djämba Gebirg empor ; im Süden endlich
bläueln die Bergketten von Hambo und Kingolo.
Auf dem Plateau erhebt sich ein isolirter, ründer,
felsiger Berg, dessen Bücken die aus etwa 160 mit Rohr
gedeckten Hütten bestehende Ortschaft K i a b e r a einnimmt
Wenn die Bewohner dieses Dorfes sich hier wegen
der reinen Luft, des guten Wassers und der reizenden
Aussicht ansiedelten, so haben sie ihren Zweck vollständig
erreicht.; Unser Lager war eine halbe Stunde
von Kiabera entfernt, am Saume des die Hochebene ein-
schliessenden Waldes erbaut, und dieKaravane erreichte
es zwischen zwei und drei Uhr nach Mittag. Das Thermometer
zeigte um . die erwähnte Zeit auf dieser Höhe
22» B.
Ich war von dem achtstündigen Klettern sehr ermüdet
und versank alsobald trotz des wüthenden Ungewitters
in einen tiefen Schlaf, aus welchem mich gegen
Mitternacht ein ungewöhnlicher Lärm und ein Hin- und
Herlaufen auf dem freien Platz in der Mitte des Kilom-
bo erweckte. Ich trat aus meiner Schinge und sah eine
Menge Leute mit brennenden Holzspänen in der Hand
herumlaufen, welche unter den possirlichsten Sprüngen
an ihrem Leibe mit den Händen herumschlugen und mit
schmerzlicher Stimme ausriefen : „Kissondi! Kissondi!“
Ich kannte noch nicht die Bedeutung dieses Wortes und
vermochte mit grösser Mühe aus ihren Reden nur so
viel zu entnehmen, dass irgend welche Ameisen diesen
Aufruhr verursachten. Ich brach in ein starkes Gelächter
aus, als ich sah, wie die Leute mit den brennenden
Holzspänen in der Hand aus ihren Hütten heraussprangen,
die Kleider vom Leibe rissen und dann nackt
hin- und herliefen. Es war mir unbegreiflich, dass eine
Schaar kleiner Ameisen eine solche Anzahl von Menschen
zu diesem possirliohen Tanz bewegen sollte. Eine Weile
betrachtete ich laut lachend diese komische Unterhaltung,
dann wurde ich der Sache überdrüssig, begab mich
wieder in meine Schinge und streckte mich auf der
Schlafstätte aus. Aber kaum hatte ich mich niedergelegt,
als ich am Schenkel einen schmerzlichen Stich empfand,
als hätte man mich mit einer Nadel gestochen; gleich
darauf erhielt ich den zweiten, dritten Stich, und so fort;
und plötzlich wurde ich von einem so heftigen Schmerze
ergriffen, dass ich lau t.aufschrie und wie ein Wahnsinniger
hinausrannte. Aber der Sehmerz verminderte
sich nicht und betäubte mich fa st, dass ich nicht einmal
wüsste, was ich beginnen sollte , und nur die vielen Zurufe
: „Kätula nänga!“ (werfe die Kleider ab) erinnerten
mich daran, dass die Ameisen auch mich überfallen har
ben und mich ebenfalls zwingen, den so eben verlachten
Tanz zu beginnen. Ich folgte sogleich dem guten B,athe,
warf die Kleider ab und sah nun,.dass eine Unzahl von
Kissondi H sich so tief in meine Haut eingegraben hatten
, dass sie mitten entzwei rissen, als ich sie herausziehen
wollte. Den Theil, welcher in der Wunde stecken
blieb, konnte man nur mit den Nägeln herausnehmen,
worauf dann aus der Wunde ein Tropfen Blut herausquoll.*)
Das ganze Kilombo war von den ungebeteneü Kissondi
Gästen erfüllt, ich reinigte also am Feuer meine
Kleider und begab mich dann in den Wald, wie es die
*) L i v i n g s t o n e erwähnt, ebenfalls die rothe Ameise und schildert
die Leiden, die ihr Angriff verursacht. Vgl. pag. 430 u. 431 seines
Beisewerkes. Auch Ba r t h musste zuweilen einen förmlichen Kampf mit
den Ameisen bestehen. Anmerk, des Uebers.