und Thränen vergiessend betheuerten wir unsere Unschuld,
und mein Schwager fügte noch hinzu, dass, wenn
seine Heilmittel nichts nützen, dies dem bösen Einfluss
eines zambuellaisehen Zauberers zuzuschreiben sei. Kaum
hatte er diese Worte fallen lassen, als sie uns wüthend
anbrüllten : „Das ist eine Lüge! alle Bihöer sind Zauberer!“
Hierauf sprach der Häuptling also zu uns :
„Gleich werde ich es mit ganzer Gewissheit erfahren,
ob ihr Zauberer oder unschuldige Menschen seied! Wohlan,
gehen wir an den Kuitu!“
Bei diesen Worten stiegen mir die Haare zu Berge;
ich wusste, dass wir keinen guten Ausgang zu erwarten
hatten. Umsonst baten wir den Häuptling, er möge uns
den Bulongo-Trank (von diesem wird weiter unten die
Rede sein) reichen lassen, der unsere Unschuld erweisen
werde; er gab hierauf blos die kalte Antwort: „Dies
erfordere viel Zeit, und er könne nicht so lange warten.“
Sie führten uns demnach so wie wir waren, die Hände
auf dem Rücken gefesselt, zu dem Fluss.
Als wir dort ankamen, befahl der Manangäna auf das
Wasser eine Matte auszubreiten. Dann wendete er sich
zu uns mit den Worten: „Jetzt werdet ihr euch alle auf
diese Matte stellen, und wenn sie unter euren Füssen
nicht untersinkt, so wird das ein Zeichen sein, dass ihr
unschuldig seid; wenn sie aber untersinkt, so ist’s gewiss,
dass ihr Zauberer seid.“ — Umsonst behaupteten
wir, dass dies keine gesetzliche Probe sei und durchaus
nicht zum erwünschten Ziel führen könne, weshalb sieh
auch keiner von,der Stelle bewegte; keiner von uns
wollte sich auf die Matte stellen. Da brüllten sie uns
alle an : „Ganga! Ganga!“ schleppten uns mit Hohngelächter
auf die nahe Brücke und stürzten uns einzeln
in den tiefen Fluss.
Was nun aus meinen Gefährten geworden sei, das
weiss ich nicht, vermuthlich sind, sie von den Gandu
(Krokodilen) aufgefressen worden; mir gelang es unter
dem Wasser die Hände aus den Stricken loszubinden
und das jenseitige Ufer schwimmend zu erreichen, wo
ich mich zwischen dem Röhricht verbarg. Bis in die
späte Nacht blieb ich in diesem Verstecke, vor Kälte
zitternd und jeden Augenblick fürchtend, von einem
hungrigen Krokodil verschlungen zu werden. Endlich
kroch ich hervor und indem -ich mich nach den Sternen
richtete, schlug ich den Weg nach Bihe ein. Am Tage
verbarg ich mich in irgendeinem Dickicht.und des Nachts
setzte ich meine Reise fort; so rettete ich mich mit grösser
Noth aus dem Lande der Zambuella und indem ich
mich von dem Honig, den ich auf Anleitung des Honigvogels
fand, ernährte, kam ich endlich nach achttägigem
Herumirren in meine Heimat. Aber hier hatte ich nichts,
womit ich mich und meine fünf Weiber kleiden konnte10),
ich wendete mich also an einen bekannten Kimbanda,
um den wahren Urheber des Todes meines Schwagers
Kahombo zu erforschen. Mit Hülfe seines Nängombo
(eine Kalabasse mit aus Holz und Bein roh geschnitzten
kleinen Figuren, welche verschiedene Thiere darstellen,
die der Wahrsager hin und her bewegt, und aus
ihren Stellungen die zu gebende Antwort folgert), nannte
er mir den Zauberer, der den Tod verursacht hatte, und
der ein in unserer Gegend wohnender Nachbar war.
Ich forderte ihn sogleich zum Bulongo-Trank auf; so
wurde seine Schuld erwiesen, und ich erhielt von ihm
als Sühne einen Ochsen und vier Sklaven. Den Ochsen
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