die wenig oder gar keine Waaren besassen, die also
nichts aufs Spiel zu setzen hatten; denn ihr nacktes
Leben konnten sie wohl durch schleunige Flucht retten,
wenn das Gefecht für uns ungünstig ausfallen sollte.
Andere dagegen machten den Vorschlag, wir sollen im
Lager bleiben und es so gut als möglich befestigen.
Aber dieser Verschlag war ebenfalls unangemessen,
denn wenn wir uns im Kilombo einschliessen und der
Feind es belagert, so wird uns die sofort eintretende
Hungersnoth entweder zur unbedingten Ergebung, oder
zum verzweifelten Kampfe zwingen. In beiden dieser
Fälle aber haben wir den Verlust unserer Waaren, oder
doch des grössten Theils derselben zu befürchten. Noch
andere also stellten den Antrag : wir sollen von der
üblichen Route abbiegen und durch das südlich gelegene
Sambos nach Bihe zu gelangen trachten. Dagegen machten
diejenigen, die eine grössere Erfahrung hatten, folgende
Einwendung: Die Bewohner Sambos’ sind tributpflichtige
Unterthanen der Bailundo; folglich ist’s nicht
wahrscheinlich, dass sie es wagen würden, uns gegen
die letztem in Schutz zu nehmen; ferner wenn es der
Fürst von Bailundo erfährt, dass wir sein Gebiet umgangen
und ihm dadurch die übliche Kibanda vorenthalten
haben5)» so wird er jedenfalls gegen uns noch
mehr erbittert und feindlicher gesinnt werden.
Es war unbedingt nothwendig , ohne Verzug einen
bestimmten Entschluss zu fassen, gleichviel ob wir uns
zum Kampfe oder zur Flucht anschicken mochten. Nach
langen Berathungen stimmte endlich die Mehrheit folgendem
Beschlüsse b e i : es soll eine aus unserer Mitte
gewählte Botschaft sich zu dem Feldherrn (Söm-an-vita)
begeben und von ihm mittelst des Angebotes einer freiwilligen
Abgabe einen friedlichen Durchmarsch erwirken;
sollte dies aber nicht gelingen, und der Feldherr
übermässige Anforderungen stellen, so werden wir uns
zum Kampfe rüsten, vorwärts marschiren und über das
unsern Weg versperrende Lager herfallen, ohne den
Angriff von dessen Seite abzuwarten.
Dieser Beschluss gefiel auch mir am besten, denn
als Eigner einer bedeutenden Quantität von Waaren
hatte ich, wenn es zu Feindseligkeiten kam, viehzu ris-
quiren. Es wurde also eine Botschaft aus zehn Mitgliedern
ernannt, worunter sich der weit und breit bekannte
Murssa, ferner auch, mein Kissongo undKalei befanden.
Die Abgeordneten machten sich sogleich mit dem „Ovi-
tukika“ Geschenk6) auf deu Weg.nach dem Lager.
Das Thermometer zeigte zuMittag im Schatten 23®.
12. F e b r u a r . Nach Mittag kehrten unsere Boten
aus dem Kriegslager zurück. Sie wurden Sogleich von
den Leuten der Karnvane umringt, die begierig waren,
denBericht zu vernehmen. Dieser lautete folgendermaas-
sen : „Kanduko-Lombeägända, der bailundoische Feldherr,
entbietet euch ein dreimaliges Bokuetu (stürmischer
Beifall); ferner lässt er euch melden, dass er seine
Kriegsvölker nicht gegen die Karavanen , welche von
der. Meeresküste mit Zeugen beladen nach dem Innern
reisen 7) , sondern in’s Land der Muhumbe führe, um
sich dort Rindvieh zu verschaffen. Er wird also auch
der Karavane von Bihe kein Leid zufügen, sondern
nimmt unser freundliches Anerbieten an und wünscht
namentlich folgende Gaben, da er an einigen Vorräthen
einen Mangel habe : 6 Fass Branntwein (300 Halbe), 6
Fass Pulver (120 Pfund), 6 Flinten, 500 Feuersteine,
500 Bogen Papier, 600 Ellen Zeuge. Zugleich lässt er