Die in’s Innere Afrika’» führenden Wege sind vom
Aequator angefangen bis zum 20° S. B. grösstentheils
nicht der Art, dass man reiten könnte. Es sind biosenge,
gewundene Pfade, die nur von Fussgängern einigermaas-
sen gebahnt sind, und oft über sehr steile,und felsige
Anhöhen hinauf- und hinabführen. Auf den Flüssenfindet
man selten Brücken, ifn'd man muss mit Gefahr dieselben
durchwaten und auf ihren bald schlammigen, bald sehr
steilen Ufern hinab- und hinaufklimmen. Of#gelangt
man in solche Gegenden, die mit dichten Waldungen bewachsen
sind, wo man auch zu Fuss nur mit -grösser Äühe
sich durch das dichte, dornige,Gestrüpp durchwinden
kann. An ändern Stellen gibt es wieder bodenlose Moorgründe.
Daher kann der Euiöpäer nur zu Fuss oder in
der sogenannten Rede oder Tipoia (die Eingebornen
nennen sie Oanda) die Reisen machen.
Die Rede besteht aus einem Stück Segeltuch, das
länger als eine Klafter und etwa eine halbe Klafter breit
ist; an den beiden Längsseiten sind dünne, aber starke
Schnüre angebracht, womit das Tuch an eine zwei Klafter
lauge, hinlänglich.starke', doch leichte Stange angebunden
wird, so dass an den beiden Enden der Stange
genug Raum bleibt, damit die Träger sie auf ihre Schultern
legen können. Der eine Träger geht vorn, der ändere
hinten; mit Gesang geben sie, den Takt an, und
gehen mit raschen aber kleinen Schritten.Ö. ' ■ •- v ’ - Nat’' ürl'i•c: h ist
das Tragen der Rede sehr ermüdend; deshalb muss derjenige,
der eine grössere Reise machen will ,s sechs bis
acht Träger dingen, damit sie sich paarweise ablösen
können. Man sitzt oder streckt sich im Tuche aus und
lässt sich so tragen; auf diese Weise kann man mit ziemlicher
Bequemlichkeit reisen; aber in den weglosen
Wildnissen;' wenn steile Abhänge zu erklimmen sind,
oder wenn der Weg durch' dichte Waldungen oder über
wankende Moorflächen dahinzieht, muss mau zu Fuss
gehen. i Ich kann es aus eigener Erfahrung behaupten,
dass besonders diejenigen, die etwas korpulenter sind,
in Inner-Afrika die Fussreisen nicht vermeiden'können.
Ich habe gewiss drei Viertheile meiner vieljährigen afrikanischen
Reisen zu Fuss gemacht.
») Dem wohlthätigen Einfluss der Abschaffung des Sklaven -
handels ist es zuzuschreiben, dass unter den Bewohnern Bengu-
ela’smch dieKultür immer mehr "verbreitet, und dass nun daselbst
mehrere gemeinnützige Anstalten entstanden sind. In Folge derbeS-
sern Polizei-Anstalten hat Sich auch die Sterblichkeit vermindert.
Ehemals würden oft mehrere Tausend Sklaven zusammengepfercht
und bereit gehalten, um sie auf den von Brasilien erwartetet!
Schiffen einzuschiffen ; von diesen Unglücklichen starb täglich
eine grosse Anzahl, und die abscheulichen, blos auf den Gewinn
bedachten Eigenthümer hielten sich nicht einmal verpflichtet, die
Leichen beerdigen zu lassen, sondern Hessen sie nur auf dén Grasplatz
vor. der Stadt hinausschaffen zur Beute der Raubthiere. Die
aus ihren Schlupfwinkeln in der Nacht hervorkriechen den Hyänen
und Schakale ^schleppten nun die Stücke von den zerrissenen
Leichen mitten durch die Gassen der Stadt, und Hessen sie halb
benagt hie und da* zerstreut liegen, wo sie dann verwesten und die
Luft verpesteten.' Jetzt gibt es an der südöstlichen Seite der Stadt
auf einer Erhöhung zwei Friedhöfe (Kálundo) mit hohen- Mauern
umringt; der eine hat eine Kapelle und ist für die Weissen
und Christen bestimmt, der andere aber dient zpr Beerdigung
der Sklaven und Heiden. Jetzt gibt-.es auch schon, ein allgemeines
Krankenhaus .(Hospital de misericordia), wo die Annen unentgeltlich
aufgenommen werden;, loi'w
. f) Die Erfahrung beweist es, dass das hiesige Klima be-
spüders auf aller europäische Frauen einen mörderischen 'Einfluss.
a u s# t: ¡vieles der, aus Europa Eingewanderten starben bald