172 PENDjSe PALME. v ie l w il d .
Von hieraus ist die Hebung und Senkung des Bodens
in einer Entfernung von mehreren hundert Meilen, bis
nahe an die L u p a t a Kette, nur sehr unbedeutend und
kaum bemerkbar j blos in der Nähe der Flüsse pflegt
sich der Boden auf kurze Strecken zu heben g dann aber
führt die Ebene ohne Veränderung und, man kann1 sagen,
ganz zegelmässig mit sanfter Abdachung weiter bis zu
einem ändern Fluss oder Bach, in grösserer oder geringerer
Entfernung. *)
Es überraschte mich, hier die Dendeepalme mit ihrem
langen, im Halbkreis herabhängenden Zweigkranz
zu finden; sie kam in einzelnen Gruppen, aber sehr
häufig vor. Ausser dieser Palme bestanden die hiesigen
Wälder, die mit Grasflächen abwechselten, meistens aus
den Omia, Vingolo und Loscha Bäumen» Diese Wälder
waren in beinahe ganz regelmässigen Abständen von
baumleeren sumpfigen Grasflächen durchschnitten, welche
sich in südnördlicher Richtung erstreckten und in
der Mitte von klaren Wasseradern durchrieselt wurden,
an welchen die Spuren von Antilopen, Gazellen, Pakassa,
Zebra und besonders von vielen Bisamschweinen zu sehen
waren, als Beweis dessen, dass diese von Menschen
unbewohnte Gegend desto mehr wilde Thiere beherberge.
Wir durften sie aber nicht jagen, denn die Nähe
des vermutheten, Feindes erheischte es, dass wir unsere
Reise ohne Geräusch und ruhig fortsetzten.
Die abwechselnden Landschaftsbilder der Gebirgsgegend
verschwanden hier gänzlich; auf der gleichförmigen
Hochebene sah man nichts als ausgedehnte Wal-
• l y g l : L i v i n g s t o n e , an mehreren Stellen; ferner : B e h m ,
Süd-Afrika im J. 1858 in P e t e r m a n n’s Geogr. Mitth. V. Heft von 1858.
düngen von einer und mehreren Meilen und dazwischen
liegende, mit hohem Gras bedeckte; trockene oder sumpfige
Wiesen. Diese waren gewöhnlich von einem Bache
bewässert.,'Und überall gab es eiiie üppige Vegetatioh ;
aber die Einförmigkeit langweilte mich.
Wir märsChirten ununterbrochen fort ; so : erreichten
wir schon zwischen 2 und 3 Uhr nach Mittag unser
Lager, welches dieKaraväne auf ihrer vorherigen Reise
am Saume des Waldes, der die grosse Grasébene von
Dimba einschliesst, errichtet hatte. Wir lagerten uns in
der grössten Stille und erwarteten sehnsüchtig die Ankunft
der vorausgesendeten Späher.
12. F e b r u a r . Unsere Auskundschafter kämen
erst spät in der Nacht an und brachten die Nachricht,
dass sie wirklich an der bezeichneten Stelle, links von
unserer Route eine Stunde entfernt , mehrere von einander
getrennte Kriegslager (Kilombo an vita) vorgefunden
haben. Sie umschlichen dieselben und späheten alles
gehörig aus1;* daraus, was sie dort gesehen, müssen sie
schliessen, dass das Lager, nicht sobald aufbrechen und
weiter ziehen werde ; und weil es gerade in der Nähe
unserer Routë im Walde gleichsam verborgen liegt, so
muss man vermuthen , dass sie unsere Bewegungen beobachten
und sich rüsten, uns anzügreifen.
Diese Nachricht rief unter den Leuten des Kilombo
eine grosse Bewegung hervor. Die Meinungen und Vorschläge,
Wie die Gefahr abzuwenden wäre, wären von
einander sehr abweichend. Einige beriefen sich keck
auf das viele Pulver, welches wir mitfiihrten, und beantragten,
dass wir unsern Marsch ohne Verzug fortsetzen
und im Falle eines Angriffs uns männlich vertheidigen
sollen. Aber so redeten hauptsächlich blos diejenigen,