auf, ohne, uns eines Wortes zu würdigen. So hatten wir
bereits eine gute halbe Stunde lang gewartet, ohne dass
jemand eine Frage an uns gerichtet hätte, und ich be-
gann schon zu besorgen, dass uns etwas Schlimmes bevorstehe,
als endlich ein Beamter des Feldherrn sich uns
näherte, uns im Namen seines Herrn begrüsste und auf
den Jango {Versammlungsplatz) führte, wo wir uns in
einen WinkeLniedersetzten. Dieser Platz erstreckte sich
innerhalb des Lagers vor der Schinge des Häuptlings;
er war schon so dicht besetzt von den Kriegern, dass
nirgends ein leerer Raum zu sehen- war. Die Haut der
schwarzen Krieger glänzte vom F e tt, womit sie sich
gesalbt hatten; mit stieren Blicken sassen sie da, in den
rohen Zügen ihrer Gesichter spiegelte sich die grösste
Neugier. Es waren lauter junge und gut gewachsene
Männer, mit Glasperlen besetzt, das Haupt mit schönen
Federn mannigfaltig geschmückt, mit Speeren und Kolben
bewaffnet.
Der Häuptling sass neben der Fahne, welche vor
den auf hölzernen Unterlagen aufgeschichteten Kirnban-
go aufgepflanzt war, auf einem vierfiissigen, niedrigen
und mit einem Leopardenfell bedeckten Stuhl; neben
ihm sassen einerseits seine Kebsweiber9), andrerseits
vier YissandschLSpielerl0). Die Musiker begleiteten mit
leisem Spiel die Worte, welche der Häuptling mit starker
Stimme an seine Leute richtete, ohne uns auch nur
eines Blickes zu .würdigen. In einiger Entfernung vom
Häuptling waren seine Würdenträger , nemlich der Kis-
songo, der Kalei, der Manischäpi (Beschliesser), der Ma-
nikiällö (Stuhlträger) .und der Manisambo (Schatzmeister).
Der Feldherr Kanduko -Lombeäganda ist ein Eidam
des Fürsten von Baiiundo, beiläufig 30 Jahr alt, fast
eine Klafter gross, und von verhältnissmässig muskulöser
Statur; das längliche, etwas blatternarbige Gesicht
hat, sofern dies bei einem Schwarzen möglich ist, regelmässige
Züge ; die hohe Stirn, die etwas aufgeworfenen
Lippen , und das unruhig blitzende Auge beurkunden
einen guten Verstand, Energie und einen etwas verschmitzten
Sinn. Das Haupt schmückte das bereits erwähnte,
einem Dragonerhelm ähnelnde Haargeflecht
(Epunta),’ welches oben mit glänzenden Muscheln reichlich
besetzt war, während die an den Schläfen herabhängenden
dünnen'Haarflechten mit weissen und rothen
Glasperlen durchwoben waren. Das weite, wallende
Kleid mit breiten, weissen und rothen Streifen, war mit
einem weissen Baumwollgürtel Um seinen Leib festgebunden
; von den Schultern hing, wie ein Umhängepelz,
ein Stück blauen Zeuges. Die Arme endlich waren bis
zum Ellenbogen mit kupfernen Ringen bedeckt.
Nach einer Weile forderte er mich auf, in seiner
Nähe Platz zu nehmen. Ich folgte sogleich mit einigen
meiner Begleiter der Aufforderung und setzte mich auf
meinen Stuhl, den ich mitgebracht hatte11). Jetzt hörten
die Vissandschispieler auf zu spielen, und in der ganzen
zahlreichen Versammlung trat eine tiefe Stille ein. Da
wendete sich der Feldherr zu mir, klatschte zwei Mal
in die Hände und wiederholte drei Mal das Bokuetu ;
ich klatschte ebenfalls zwei Mal und erwiederte seinen
Gruss mit dem dreimaligen „Mui“ (auch mit dir). Hierauf
klatschte die ganze Versammlung mit grossem Ger
räusche. Nun erst konnte ich mich vollständig überzeugen,
dass der Feldherr eine freundschaftliche;Gesinnung
gegen uns hegt.