Anthropophagie so zu sagen auch noch lächerlich machen.
Damit nemlich dieses Opfer den erwünschten Erfolg
habe , ist es nothwendig : erstens, dass der dazu
Auserkorene es nicht ahne, welches Schicksal seiner
wartet, weshalb er auch nur im Geheimen bewacht wird
und sich sonst während der ganzen Gefangenschaft ganz
frei bewegen kann; zweitens, dass er bei seiner Ermordung
denjenigen, der ihn tödtet, nicht bemerke und auch
keine Zeit habe, um Gnade zu flehen; und endlich, dass
er den Namen des Herrschers nicht kenne und bei dieser
Gelegenheit nicht aussprechen könne.
Um alle diese Erfordernisse zu erfüllen, üben die
arglistigen Schwarzen die Verstellung mit solch teuflischer
Geschicklichkeit und umringen den zum Opfer
bestimmten Gefangenen mit solcher Freundlichkeit und
zuvorkommenden Gastfreundschaft, dass dieser bald seine
Gefangenschaft vergisst und unbekümmert um seine
Zukunft die gute Gelegenheit benützt und nach Herzenslust
schmauset und trinket.
Wenn nun der für die Feierlichkeit festgesetzte
Tag änbricht, da erschallet in der Stadt die lärmende
Musik, die Männer ziehen in’s fürstliche Lager (die Weiber
dürfen nicht erscheinen), stellen sich daselbst gleich
in mehrere Reigen auf und beginnen zu tanzen. Auf ein
gegebenes Zeichen lösen sich die tanzenden Reigen auf
und vertheilen sich auf dem Raume vor dem fürstlichen
Stuhl, ein Reigen jedoch setzt den Tanz fort. Jetzt wird
auch der Ouri-Kongo, der unterdessen tüchtig gesehmau
set und gezecht und sich festlich gekleidet hatte; aufgefordert,
an dem zu Ehren des Fürsten abgehaltenen
Tanze theilzunehmen, und in den Kreis einzutreten. Das
unglückliche Opfer folgt, nichts Schlimmes ahnend , mit
grösser Bereitwilligkeit der ehrenhaften Aufforderung
und stellt sich mit Freude in die Mitte des Kreises, der
sich sofort hinter ihm wie ein Sarg schliesst. Nun bricht
die Versammlung in ein grosses Freudengeschrei aus,
die Marimbaspieler spielen ihr Instrument mit verdoppelter
Kraft, jedermann erwartet mit tückischer Neugierde
die Entwickelung des blutigen Dramas. Nur das
mit listigen Schmeicheleien überhäufte Opfer ahnt noch
immer nichts und tanzt immer feuriger und mit steigender
Begeisterung. Unterdessen nähert sich ihm tanzend
ein Krieger mit einem kurzen, breiten, ovalen Messer
(Mukuallo), welches er unter dem Kleide verborgen hält,
lauscht die beste Gelegenheit ab und schlägt ihm mit
Blitzesschnelle den Kopf ab. Ein entsetzliches Geschrei
folgt auf die blutige That, und mit kannibalischem Jauchzen
tanzen sie um den zuckenden Rumpf herum.
Auf ein vomWahrsager gegebenes Zeichen schweigt
die Musik , es tritt eine allgemeine Stille ein : da überreicht
der Mörder das vom Rumpfe gelöste Haupt dem
Waffenträger (Mani utd) des Fürsten, dieser steekt es
auf die Spitze seines Speeres und pflanzt es als Trophäe
in der Mitte des Lagers auf, um welche nun die wilden
Tänzer wieder mit grossem Lärme zu tanzen beginnen.
Nun folgt die schreckliche Arbeit des Wahrsagers.
Dieser zerlegt den Rumpf, reisst die Eingeweide einzeln
heraus und wahrsagt daraus mit abscheulichen Zeremonien
und unverständlichem Gemurmel. Dann werfen seine
Gehiilfen die Eingeweide weg, mit Ausnahme des Herzens.
Endlich wird der Kadaver in kleine Stücke zer^
schnitten und unter den anwesenden Hoka-Führern vertheilt,
wobei der Kimbanda Sorge trägt, dass jeder ausser
dem Stück Fleisch auch etwas vom Herzen bekomme.
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