IT. Hauptstück.
R e i s e d u r c h H a m h o.
Lingi-Lingi. Kiafedra. Kissondi. Kanddla. SchakambSra. Die nächt-
liehen Hiebe. Kolongo. Hambo.
H ie im Innern Süd-Afrika’s stattfindenden periodischen
Regen können in zwei verschiedene Abschnitte
getheilt werden, nemlich in die Abschnitte der kleinern
Regenschauer und der anhaltenden Regengüsse. Zwischen
beiden liegt ein Zwischenraum von etwa 30 Tagen,
in welchen es fast gar nicht regnet. In den Monaten
Oktober, November und December regnet es häufig,
aber nur vorübergehend und nicht täglich; der Jänner
ist beinahe ganz regenlos; in den Monaten Februar,
März und April aber gibt es fast täglich ausserordentlich
starke Regengüsse. Das Erdreich, welches schon
während der ersten Regenzeit hinlänglich getränkt wurde,
wird während der zweiten Regenzeit so übersättigt,
dass die Gewässer schnell austreten und alles überschwemmen,
und sich überall stehende Wassertümpel
bilden, die erst mit Ende Mai gänzlich verschwinden.
Die Vegetation erreicht während der letztem Monate
ihre höchste Entwickelung; während der darauf folgenden,
trocknen und kalten Monate aber wird sie welk
DAS LINGI-LINGI GEBIEG. 139
und versengt , so dass die Bäume grösstentheils ihre
BJäfter verlieren und in winterlicher Gestalt dastehen.*)
Von Benguela bis hieher hatten wir auf unserer
Reise wenig Ungemach von dem Regen zu erdulden,
aber von nun an mussten wir auf häufige Regengüsse
gefasst sein. Diese Regengüsse pflegen, mit wenig Ausnahmen,
nach Mittag zwischen zwei und drei Uhr ein-
zutreten, wo die unter den glühenden Sonnenstrahlen
von der Erde aufsteigenden Dünste sich oben verdichten,
in Folge dessen sich der Himmel plötzlich mit schweren
Wolken bedeckt, aus welchen eine gewaltige Masse
Wasser unter furchtbarem Donnern und Blitzen herabströmt.
Aber der heftige Regenguss dauert gewöhnlich
nur eine oder zwei Stunden und endigt mit einem sanften
Rieseln.
1. F e b r u a r . Die Karavane wollte die passende
Zeit zürn Reisen benützen und brach auf, sobald es zu
dämmern begann. Wir marschirten gerade ostwärts auf
einem noch sanft ansteigenden Boden und kamen so an
den Fuss des Lingi-Lingi Gebirges. Dann führte uns
unser Weg durch einen hohen Wald den Abhang des
Gebirges hinan. Die zu unserer Linken von Westen
streichenden Bergzüge Bailundo’s kamen jetzt schon
ganz nahe heran und bildeten zwischen uns ein schmales,
mit üppiger Vegetation bekleidetes Thal, dessen
Sohle der Ba l omb a durchströmt’; die Ufer dieses Flusses
sind von dichten Schlinggewächsen bedeckt. Nach
zweistündigem Klettern gelangten wir auf die steilen
Anhöhen des Gebirges, wo unser Weg sich im Zikzak
am RandeJ;iefer Schluchten über Steingeröll dahinzog.
*) Vgl. L i v i n g s t o n e , pag. 475. u.d. f. ferner : B eh m , Süd-
Afrika im Jahre 1858 in P e t e rma n n ’s Geogr, Mittheil. 18S8 Heft 5.