Eine grössere Thätigkeit entwickeln diese Völkerschaften
im Handel, und darin über treffen sie, man kann
es unbedingt behaupten, alle ändern Völker Süd-Afrika’s.
Mit fast unglaublichen Gefahren kämpfend dringen sie
bis in die entferntesten Länder des Innern, bei deren
wilden Bewohnern sie für die von den westlichen Gestaden
mitgebrachten europäischen Erzeugnisse Elfenbein,
Wachs und Sklaven eintauschen, die sie dann auf
den Markt von Loanda oder Benguela bringen.
Das Land ist in mehrere sogenannte So v e t a (Bezirke)
eingetheilt, welche von eigenen Häuptlingen regiert
werden, die jedoch in jeder Beziehung dem Soba
(Fürsten) unterworfen sind. Diese Vasallenhäuptlinge
der Soveta sind theils Sprösslinge der fürstlichen F a milie
, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechtes,
theils werden sie mit Stimmenmehrheit gewählt, wobei
jedoch der Einfluss des Fürsten immer überwiegend ist.
Die Erstem führen den Titel t So v a n - e romb e , und
die Würde derselben vererbt sieh auf ihre Nachkommen;
die Letztem werden E r omb e an S e k u l u genannt
und erhalten durch Wahl ihre Würde.
Im nordwestlichen Theile des Landes erstreckt sich
der grosse und alle übrigen an Macht übertreffende Distrikt
Ka n j u n g o (Soveta Kanjungo); der aus fürstlichem
Geblüte stammende Häuptling (Sovan-erombe)
desselben hat schon wiederholt mit der gegen ihn auf-
gebotenen gesammten Kriegsmacht von Bihe siegreich
gekämpft. Die Bevölkerung dieses Bezirkes zählt etwa
10,000 Seelen, die in 60 verschiedenen Ortschaften (Li-
bata) wohnen. Der Häuptling residirt in K o rn b ¿1 a-
a n -Ka n j u n g o , welcher „Ort etwa 2000 Seelen h a t;
er wird von dem in nordsüdlicher Richtung fliessenden
So ng a Bach in zwei Theile getrennt, hat eine starke
Palissaden-Einzäunung und einen mit Wasser gefüllten
Ringgraben.
Gegen Osten zu liegen die Bezirke D y i n d y o y a,
De 1 e und Ka l u a n d o , zusammen mit 8000 Einwohnern;
die bemerkenswerthesten Ortschaften sind die mit
PalisSaden-Einzäunungen und Gräben befestigten, gleichbenannten
Libata der Häuptlinge. Die übrigen grössern
und kleinern Libata, deren Anzahl gegen 70 beträgt,
sind nicht befestigt.
Südlich liegt der ebenfalls ausgedehnte4 und wohl
bevölkerte Bezirk K a n g om b e -K i k d b a , dessen
Häuptling ein Sovan-erombe ist. Dieser Bezirk ist das
Stammland und Eigenthu.m der in Bihe jetzt herrschenden
Kangombe Dynastie; er zählt 8000 Einwohner, die
in 80 Libata zerstreut wohnen. Hauptort und Residenz
des Häuptlings ist K i k a b a , mit 1200Einwohnern,mit
Palissaden und Graben befestigt. Dieser Bezirk ist im
Allgemeinen gut kultivirt und fruchtbar. Die ungeheuren
Waldungen reichen bis zum Koanza und sind angefüllt
mit wilden Thieren. Hier werden die „Kondyo“
genannten fürstlichen Jagden gehalten. Zwei Mal des
Jahres versammeln sich die Bewohner des ganzen Bezirkes
und halten eine, mehrere Tage lang dauernde
Jagd, wobei sie eine unglaubliche Menge Löwen, Leoparden
, TJnzen und anderes Wild erlegen, namentlich
auch die sogenannte Malanka (Antilope eleotragus). Die
Jagd dieser Antilopenart interessirt sie um so mehr,
weil die Hörner der Malanka als mächtige Werkzeuge
für gewisse Zaubereien gelten; doch muss sie trächtig,
und ihr Junges ebenfalls ein Weibchen sein.