ernstliches Unwohlsein zu fühlen. Lange sass ich da in
stummem Nachsinnen zwischen Furcht und Hoffnung,
und konnte es nicht über mich gewinnen, den Kissongo
aufzufordern, dass er seine Botschaft vortrage. Er sah
meine Besorgniss und ermunterte mich mit folgenden
Worten : „Du brauchst keine Furcht zu hegen, Komo!
Meine Botschaft kann dir nur Freude und keinen Kummer,
verursachen, es hängt auch nur von dir a b , ob du
es annehmen willst oder nicht.“ Hierauf rief ich ihm ein
unwilliges „Tanga!“ zu.
„Der Soba Kayaya-Kayangula“ — begann er —
ist, wie ich es aus seinem eigenen Munde vernommen
habe, dein aufrichtiger Freund. Da er es hörte, dass du
noch ledig bist, entschloss er sich, dir eine seiner Töchte
r20) als Frau zu geben. Die Mutter derselben ist unter
den Weissen geboren und aufgewachsens6), und hat mit
deren Leben und Sitten auch ihre Tochter bekannt gemacht;
sie wird dir also eine gute und . folgsame Frau
sein., Dennoch will der Soba dich durchaus nicht zur
Heirat zwingen,- sondern macht die Sache ganz von
deinem Belieben abhängig.“
Bei uns in Europa hält man es für ein grosses Glück,
wenn einer durch Heirat mit einem Machthaber in ein
verwandtschaftliches Verhältniss tritt, denn eine solche
Verbindung zieht wenigstens materielle Vortheile nach
sich, verleiht Reichthum und Würde. Anders ist-es bei
diesen afrikanischen Völkern. Je mächtiger die Anverwandten
der Frau sind,: desto mehr kostet der Erwerb
derselben, denn der für die Braut zu entrichtende Preis
wird nach dem Range ihrer Anverwandten bestimmt.
Dann ereignet es sich sehr oft , dass eine so vornehme
Frau, im Vertrauen auf die Macht ihrer Anverwandten,
die hier sonst übliche unterthäriige Stellung eines Weibes
ganz aus den Augen verliert, ihren Mann als wahre
Xantippe quält und im Haus fortwährend Hader und
Zwietracht stiftet, indem sie die übrigen Weiber des
Mannes mit unbeschränkter Gewalt beherrscht.
Aber wie sehr begründet auch meine Bedenken
gegen die vorgeschlagene Heirat sein möchten, jetzt
konnte ich mich selbst durch Vermittelung aller Kimbanda
von Bilm aus der mir gelegten Schlinge nicht
mehr befreien , ohne den Zorn des Fürsten auf mein
Haupt zu beschwören. Ich ergab mich also und erklärte
dem Boten, dass ich, obwohl ich jetzt die erste Kunde
von meiner zukünftigen Braut vernehme, folglich eben
nicht Wissen kann, welches Gefühl sie gegen mich hege,
als gehorsamer Diener des Fürsten seinen Antrag ohne
Zaudern annehme', und dass seine Tochter wann immer
zu mir kommen und in meinem Hause die Stelle, der
Herrin einnehmen könne. Nur möge der Fürst mit ihm
die üblichen Zeremonien und Heiratskosten .bestimmen.
In Folge dieser Besprechung erschien also am 29.
Mai 1849 meine Braut in Begleitung zahlreicher Sklaven
beiderlei Geschlechtes. Nachdem der Kimbanda in
ihrer Gegenwart seine vielen lächerlichen und, ich könnte
sägen, unverschämten Formalitäten vollzogen hatte,
wurde sie mir von ihren zwei Brüdern, bevor ich mit
ihr auch nur ein Wort gewechselt hatte, übergeben. Ich
nahm sie wie eine unbekannte Waare' an. Hier kann ich
nur ihr Aeusseres beschreiben. a m a ä
Ina-Kullu-Osoro (Prinzessin Osoro) hat eine schlanke,
höhe und schöne Statur, und ein Alter von etwa 14
Jahren; in ihrem schwarzen Gesicht glänzen zwei gros-
se, runde Augen, zwischen ihren dicken aufgeworfenen