
den Bart zu berühren erlaubte, ja es wurden sogar dem
Siegel an alten Urkunden einige Barthaare angehängt zur
Verstärkung des Ansehens öffentlicher Tractate. — Der Or i e n tal
e kennt nichts heiligeres zur Verpfändung, als seinen
Bart. — Bey dem Barte eines andern ausspeyen, ist bey den
Türken die grösste Beschimpfung, welche ihren Bart so sehr
ehren, dass sie beym Auskämmen desselben sorgfältig alle
abfallenden Haare mit einem untergehaltenen Tuche auffangen
und begraben. Obschon es bey dem gemeinenRussen eine
Schande für den Mann ist, wenn er sich viel um seine Haare
bekümmert, so steht doch dagegen der Bart auch dort sehr
in Eh ren. Diess bewies sich auffallend, als Pe t e r der Grosse
das Abschneiden der Bärte befahl, worauf bald ein Aufstand
erfolgt wäre.
Rücksichtlich des S c h n a u z b a r t e s bemerke ich nur,
dass er von jeher nur dem rauhen Krieger, oder überhaupt
dem wilden Manne zu einer Art von Zierde diente. Der Gebildete
verwirft ihn mit Recht, weil der Schnauzbart, wie J ahn
sagt, bey einiger Länge, immer ein Ausdruck von Roheit, und
ich setze hinzu, weil er der Schönheit des Mundes, der Annehmlichkeit
der Sprache und der Reinlichkeit zuwider ist.
Klein und stark beschnitten, ist er eine läppische Tändeley,
die dem einen gefällt, dem andern nicht. Letzteres gilt wohl
auch vom Zwickba r t zwischen dem Mund und Kinne..
Weit grossem Einfluss hat der Backenb ar t auf die Gestaltung
des ganzen Gesichtes, und ob er der Schönheit desselben
förderlich sey oder nicht, hängt wohl von vielen Nebenumständen,
als z. B. von Magerkeit oder Vollheit, von rundem
oder länglichem Gesichte u. s. w. ab. Desshalb ist es auch
schwer, hierüber etwas Bestimmtes zu sagen, ohne dem guten
Geschmack Gewalt anzuthun. Doch steht der Backenhart dem
eigentlichen Bart natürlich auch in physiognomischer und ästhetischer
Bedeutung weit nach.
Die Aug e n b r a u n e n geben dem ganzen Gesichte, und
selbst auch dem Auge einen eigenthümlichen Ausdruck. Dem
Augapfel verleihen sie, wenn sie gehörig geformt und stark genug
sind, eine besondere Lebhaftigkeit und kräftigen Blick.
Jedermann weiss, wie sehr die Augenbraunen zum Ausdruck fast
aller Leidenschaften, namentlich aber des Zornes, Aergers,
Stolzes, der Freude beytragen. Daher sagt unser He r d e r
eben so wahr als schön: „Die Augenbraune, ein Regenbogen
des Friedens, wenn sie sanft, und der ausgespannte Bogen der
Zwietracht, wenn sie, den Himmel über sich, Zorn und Wolken
spendet. In beyden Fällen also Verkünderinn der Gesinnung
und Bothe des Himmels zur Erde.“ — Sonst hielt man wohl
auch die zusammengewachsenen Augenbraunen ( g v v o f f v o v ) , für
ein Zeichen der Schönheit, in denZeiten des Aberglaubens aber
für ein Merkmal der geschehenen Behexung. Hässlich wird das
Gesicht entstellt, wenn es die Augenbraunen auf was immer für
eine Art ganz verliert, oder sonst me derselben theilhaftig war.
Unter den übrigen Haaren des Körpers will ich nur noch
jener der Brust- und Schamgegend erwähnen, da die andern zu
unbedeutend sind. Man kann wohl nicht läugnen, dass der
Mannskörper durch eine ma s s i g b e h a a r t e Brus t ein weit
ausdrucksvolleres Aussehen bekomme, als wenn die Brust ganz
glatt ist.
Die S c h amh a a r e scheinen mir in dieser Beziehung
bloss dazu beyzutragen, die Schamtheile, welche wohl nicht
zu den schön geformten gehören, dem Blicke gehörig zu entziehen.
§. 138.
Von den Haarmoden bey verschiedenen
Völkern.
Den grössten Beweis für den hohen Werth der Haare
in Bezug auf die S c h ö n h e i t d e r k ö r p e r l i c h e n Form
liefert, wie ich schon oben sagte, die seltne Mühe, welche die
beyden Geschlechter, vorzüglich aber das weibliche, bey allen
Völkern und zu allen Zeiten auf die Kultur der Haare verwendeten.
Daraus entsprangen dann alle jene seltsamen und
sich oft ganz widersprechenden T r a c h t e n und Ver z i e r
u n g e n des Ha u p t - und B a r th aa r e s . Kr ü n i t z sagt
hierüber in seiner Encyclopädie ganz richtig: „Diese Eitelkeit
ist so alt, als das Weib. E v a vor dem Falle steht noch
mit l angen, h e r a b h ä n g e n d e n Haaren. Der Herr eiferte
schon im alten Testamente gegen diese Eitelkeit, und im
neuen haben Apostel und Kirchenväter vergebens dagegen
geprediget, das sündhafte Weibervolk will dennoch lieber ihren
Kopf, als ihre Seele schmücken.«
So viel bekannt trugen die Gr i e c h i n n e n der grauen