
280 Von dem Ausfallen der Haare.
Zeiten der Aegyptier, Griechen und Römer der Gebrauch
der wohlriechenden Oele und Haarpomaten. _
Unter den Oelen sind es einzig und allein die sogenannten
fetten, welche in dieser Beziehung nützen können. Ueber-
haupt aber ist ihr Gebrauch zweckdienlicher als der der Salben
; es wäre denn, dass man das schlichte Anliegen der Haare,
welches hier weit mehr als unter dem Gebrauche der Salben
unterstützt wird, vermeiden, und im Gegentheile, besonders
bey sehr feinen Haaren, eine mehr feste Haarschmiere und
daher eine steifere Frisur haben will. Zu den genannten Oelen
zählt man als die gebräuchlichsten: das feine Oliven- oder
Provenceröl und das Mandelöl, welchen man, des Wohlgeruchs
wegen, einige Tropfen Rosen- oder Bergamottenöl zusetzen
kann, ohne dass übrigens dadurch etwas heilsames erzweckt
würde. J a h n fand unter allen Oelen, mit welchen
er diessfalls Versuche anstellte, das Kürb i s ö l als das zuträglichste
für die Haare, indem es bey übrigens gleich guten Eigenschaften
noch den Vortheil hat, dass es die Haare weit weniger,
als alle andern Oele, riechend macht.
Bey dem Gebrauche dieser Oele ist jedoch sehr anzura-
then, dass nicht zu viel von ihnen eingerieben werde, weil dadurch
offenbar der Nachtheil erwüchse, dass die Haare durch
eine Erschlaffung der Haut, aus welcher sie entspringen, um
so leichter ausfallen würden. Auch können sowohl sie, als
überhaupt auch die Pomaten bey ohnehin sehr fetten Haaren
nur nachtheilig wirken.
3) Unsere Ha a r s a l b e n od e r P oma t e n stammen eigentlich
aus I t al ien, und sind erst ein Product der neuern
Toilettenkunst. Denn es soll der römische Arzt P i t t o n i
die erste Haarsalbe aus Aepfelsaft verfertigt, und ihr so
den Namen Pumata (von dem italienischen Worte Porno,
Apfel) gegeben haben. Er empfahl nämlich den Aepfelsaft
überhaupt als ein ausnehmend gutes Haarmitte], und
liess Aepfelscheiben mit etwas Fett schmieren, das Geschmierte
dann durchpressen, und das Durchgepresste in
die Haare einreiben. — Späterhin ging man jedoch von dieser
Formel, und überhaupt von der Verwendung des Ae-
pfelsafts zu diesem Zwecke ganz ab , und suchte die gute
Wirkung jenes Mittels einzig und allein in dem enthaltenen
Fette. Auf diese Art entstanden dann unsere jetzigen
Haarsalben, die sonach den Namen Pomaten wenigstens
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zum grössten Theil mit Unrecht fortführen. — Zur ^ er-
fertigung derselben bedient man sich verschiedener Arten
von Fett, worunter sich das Bärenfett schon seit den ältesten
Zeiten einen besondern und bleibenden Ruf erhalten
hat 5 in Ermanglung dieses nahm man auch Hirsch-, Gemsen,
Hammels- und Rindertalg, und selbst Schweineschmalz
zu Hülfe , bis man endlich in dem R.nder-
mark das Beste gefunden zu haben glaubte. — Je frischer
diese Fettarten sind, desto besser erfüllen sie ihren Zweck,
denn einmal ranzig geworden, schaden sie offenbar. — Vor
der Hand kann ich über die besondern Vorzüge der einen
vor der andern aus eigener Erfahrung nicht entscheiden,
bin aber der Meinung, dass sie in Rücksicht der eigentlichen
haarmachenden Kraft (w pilifica) einander ziemlich
gleich gestellt werden dürften. Nur in Bezug auf ihre
Reinheit, dem grossem oder geringem Grad von Flüssigkeit
, leichte Haltbarkeit, und den etwa damit verbundenen
unangenehmen Geruch, unterscheiden sie sich eini-
germassen, indem z. B. das Schweineschmalz die Haare
im Winter selbst dann noch steif erhält, wenn es mit
Oel verdünnt wurde.
Unter allen Umständen ist es anzurathen, s i c h s e i n e
Ha a r p oma t e s e l b s t zu v e r f e r t i g e n , und sie nicht von
Orten zu kaufen, wo sie fabrikmässig bereitet wird. Denn ±.
ist man nie gewiss, eine frische Pomate zu bekommen, 2- wird
die Ranzigkeit durch die starken Wohlgerüche den Sinnen
entzogen, 5. sind solche Pomaten, da ihre Bestandtheile gewöhnlich
verheimlicht werden, häufig mit Stoffen versetzt, die
dem Haarwuchs, statt ihn zu befördern, offenbar nachtheilig
sind; z. B. Wachs, Seife, Kochsalz etc., und endlich 4- ist es
dabey meist nur auf den angenehmen Geruch abgesehen.
Die erste und hauptsächlichste Operation bey Verfertigung
solcher Pomaten ist die g e h ö r i g e Re i n i gu ng des
dazu genomme n e n Fet tes . — Dieses geschieht nun entweder
durch blosses Auswaschen desselben mit. kaltem Brunnenwasser,
welches so lange fortgesetzt wird, bis das Fett allen
Geruch verloren hat; (es versteht sich übrigens von selbst,
dass man dazu nur frisches Fett nehmen soll;) oder aber man
geht nach dem Rathe von J a h n auf folgende Art sorgfältigerer
und sicherer zu Werke: Zuvörderst fra'gt es sich, ob die
Haarsalbe für die heisse oder für die kalte Jahrszeit bestimmt