
spiele von sehr langenBär ten. So glich der Kanzler der Universität
von Tübingen Dr. Joh. Ulrich Pragizzer dem Aaron,
und Tur e n n e , als er dort mit seinen Franzosen überwinterte,
sagte: Voila il y a komme plus de barbe, que tous les hommes
de France*). Auf dem Prinzenhofe zu Eidam ist ein Zimmermeister
in Lebensgrösse gemahlt, der seinen Bart bey der Arbeit
in einem Säckchen trug; denn wenn er ihn herabfallen
liess, so reichte er zuerst bis an die Erde, und dann wieder
zurück bis zur Mitte seines Körpers, und mass 9 Fuss. — Im
Türkenkriege hatte ein ungarischer Soldat einen so starken
Bart, dass er sich damit ganz umgürten und bedecken konnte.
Er liebte ihn so, dass er lieber sein Leben verlieren, als
dem Befehl gemäss, seinen Bart abrasiren wollte. So wurde
er ihm dann weiter zu tragen erlaubt **). B a r t ho l i n ***)
erzählt auch die Geschichte eines herumziehenden Mönches,
dessen Bart bis auf die Füsse reichte , und in Braunau sieht
man das Grabmal des Bürgermeisters Hans Steininger, dessen
Bart selbst bis unter die Füsse auf die Erde hing, und ihn, da
er beym Besteigen der Stiege des Rathhauses ihn aufzuschürzen
vergass, zum Fallen und dadurch urn’s Leben brachte (Anno
i572). Jahn****) berichtet von dem Bart des starken Riesen
Räuber, eines deutschen Ritters und Kriegsrathes Kaiser
Maximilian I., dass er viel länger war, als sein Haupthaar
würde geworden seyn, wäre es ungeschoren geblieben. Er
ging nämlich bis zu den Füssen , und von da wieder herauf
zum Gürtel. Er schlang ihn gewöhnlich im Gehen um einen
grossen Stock, und liess ihn den Winden zum Spiel. Alva-
rus Semedus L u s i t a n u s , ein Jesuit, kam aus Japan und
China mit einem bis auf die Füsse reichenden Barte nach Rom
zurück. Er band sich denselben der Bequemlichkeit halber zusammen.—
Bey den übrigen Haaren im Gesichte trifft man sehr
selten eine so auffallende Länge an, doch sah ich Augenbraunhaare
von i J/2 Zoll Länge. — Manchmal sind es nur gewisse
Haare des Bartes, die zu einer so ausserordentlichen Länge
anwachsen; so war der bis auf die Knie reichende Bart eines
meiner Freunde grösstentheils nur von jenen Haaren gebildet,
*) To b . Wa g n e r Meraorab. p. 11.
**) w Tob. Wa g n e r .
***) Histor. rarior. Anat.
****) A. a. O. Aus dem Diction. hist. crit. artic, R ä u b e r .
die aus der Gegend zwischen Kinn und Zungenbein hervorwuchsen.
GrosseVerschiedenheiten treffen wir bey denHaaren der
Brust , so dass manche Männer glatt wie die Weiber, andere
wieder ganz und lang behaart sind. Nach Frys travels p. 102
wachsen die Brusthaare an den Fakirs auf vier Ellen lang. Die
Priester in Mexiko hatten ehedem das längste und schwerste
Brusthaar *). Einer meiner Freunde kannte ein Freudenmädchen,
die auf der Areola ihrer Brustwarzen zolllange und sehr
dicht stehende Haare hatte. Zu gleicher Zeit war sie auch vom
Nabel abwärts, und vorzüglich an der Scham stark behaart. —
P a u 1 i n i kannte eine Frau beym Militär, deren Schamh aa r e
bis an die Knie reichten, und von einem armen Mädchen abgeschnitten,
und zu Perrücken gebraucht wurden**). J a h n entband
eine Frau, deren Schamhaare um einige Zoll länger waren,
als ihre Haupthaare. — Ich selbst sah hier die Schamhaare
eines der Sage nach sehr geilen Weibes von einer Länge
von vier Zoll; und in Ofen soll sich ein wallachisches Mädchen
von 20 Jahren aufgehalten haben, deren Schamhaare ebenfalls
bis auf die Knie reichten. Nach Ba r t h o l i n **') hatte die
Frau eines dänischen Soldaten so lange Schamhaare, ut pone
lergum potuerint complicari, d. i. dass man sie auf dem Rücken
flechten konnte. — Selbst die Nasen- und O h r e n h a a r e sind
manchmal um mehr als die Hälfte grösser, als bey andern
Menschen. Dass endlich auch die feinen Körperhaare der andern
Gegenden zu einer enormen Länge anwachsen können,
davon gibt uns schon das alte Testament Bericht, indem Esau
sich von dem zarten Jacob durch seine rauhen Hände unterschied****).
Noch mehr aber überweisen uns die häufig aufgezeichneten
Geschichten der sogenannten b e h a a r t e n Mensch
e n (Homines pilosi), deren wir schon in den ältern Schriften
gedacht finden. So beschreibt Hi l d a n u s -j-) einen ganz rau-
*) A C o s t a hist, nat, 1. 5. c. 26,
**) F r i e d . G a r m a n n de miraculis mortuorum. Dresd. et Lipsiae
1709. 1. HI-
***) A. a, O. Gentur. 1. hist. ^3.
***#) Genesis XXV, 25. wo es heisst: ^ u o d r u f u i t o t u s , et v i l l o s i
c e n t o n i s i n s t a r f u e r i t , Ä
-j) Epistol. med.