
Gebrauch starker Mittel sich für immer kahlköpfig gemacht
hatten. °
Ein eigenes Kapitel widmet S e n n e r t dem Verlust der
Barthaare, in welcher Krankheit er nebst der schon genannten
noch folgende Arzneykörper wirksam gefunden h a t:
1 . A d b arb ae ta r d i us p r o v e n i e n t i s o r t um:
RP. Artemisiae herb. q. v.
coquatur cum oleo. S. Zum Einreiben in die Gegend
des Bartes.
Oder:
RP. Pulveris semin. nigellae q. v.
Olei Quorum q. s. misce.
2. A d p r o v o c a n d am barb am:
Rp. Olei anethin.
— de Spica aa. unc. quinque
Comarum abrotan. M. duos
Scillae dr. tres
Vini oplim. unc. tres
Bulliant ad consumtionem vini et utere.
Oder:
Rp. Olei de caryophyll. hortens.
— de Spica odorat. aa. unc tres
— de rosis unc. quatuor
— Caryophyllor drj.
Ladani drjj.
Vini odorat. unc duas.
Bulliant omnia ad consumtionem vini; adde:
Moschi Scrupl. unum. Mise.
Unter den Neuern hält Lo r r y *) auf alle diese örtlichen
Mittel gar nichts, indem er sagt: »Ex remediis ingenti numero
apud Arabas, Graeco - Arabas, imo et recentiores jactalis nullum
video, qui vellevior fides haberipossit.« Dagegen erzählt Dr. R o-
s inus Len t i l i us **) einen Fall, wo ein Bauernmädchen, das
nach dem ungarischen Fieber alle Haare verloren hatte, selbe
und noch andere im Nacken wieder bekam, nachdem sie sich
#) A. a. O.
**) 95, Wahrnehm. 12, Bd, d. Act. Acad, curios, nat.
den Kopf mit einer Lauge, worin Bu c h s b a um gekocht war,
gewaschen halte.
Jos. F r a n k sagt*) : dass mit Ausnahme desjenigen Falles,
wo die Krankheit von Syphilis herrührt, kaum je allgemeine
Mittel in Anwendung gezogen vverden könnten. Desto mehr
empfiehlt dagegen er eine leichte nahrhafte Diät, z. B. das Hirn
von Thieren, Suppen, in welcher Hühner gesotten wurden
u. s. w. und das Vermeiden des Beyschlafes und des häufigen
Genusses geistiger Getränke. — Nebst den andern, bereits von
früheren Autoren angerühmten örtlichen Mitteln führt er auch
alte Wagenschmiere , die von den Rädern abgenommen wird ,
den Koth von der Ampulla lucernaria, die Asche der Wolfsmilchsarten,
mancher Käfer,- der gesalzenen Fische, Urin,
Breyumschläge aus Thierkoth oder zerquetschten Fliegen
u. dgl. an.
Dr. Ki l i a n empfiehlt vorzüglich ein Queckendecoct in
Bier mit Branntwein versetzt5 und B e r gma n n versetzt seine
Pomate mit peruvianischem Balsam und Chinaextract.
C u 11 e r i er**) hält nebst der Berücksichtigung der ursächlichen
Momente das öftere Abrasieren aller Haare für das beste
Heilmittel, indem er sich davon einen doppelten Nutzen verspricht,
denn 1 . war vielleicht die Wurzel für ein langes Haar
mit zu wenig Nahrungssaft angefüllt, 2. getvinnen kleine Haare
durch öfteres Abschneiden an Volumen und Consistenz. Uebri-
gens legt er das offene Bekenntniss ab , dass der grösste Theil
der angeführten Mittel nichts nutze, und erzwar wohl begreife*
wie ein örtliches Reitzmittel einer geschwächten Haut sehr nachhelfen
könne, und fette Substanzen der gespannten und trockenen
Haut die gewünschte Weichheit wieder geben, dass er aber
alles, was darüber hinausgeht, für Charlatanerie halte.
In Bezug auf die Alopecia syphilitica sagt er, dass man erst
seit dem Jahre 1538 dieses Symptom der Syphilis kenne, indem
die frühem Autoren nichts davon sagten, Schon damals beobachteten
die Aerzte, dass Pusteln um so seltener entstunden,
wenn das venerische Gift nicht das Zellgewebe der Haut, sondern
vielmehr die Bälge der Haare ergreift, und sie ihrer Nahrung
beraubt. T—Allmählig wurde die Alopecie nun allgemeiner,
wie uns F r a c a s t o r i u s und F a l l o p i u s berichten. Anfangs
*) A. a. O.
**) Diction, det sciences medical, tom. 1. p, 4 1 4— 418.