
die Zwiebel mit einer feinen Staarlanze in der Mitte zu durch-
schneiden; Dr. J a hn aber hat darin eine so ausserordentliche
Fertigkeit, dass er seine flockige Haut (so nennt er die äusserste
Haut der Zwiebel), schichtweise spaltet und ablöst, um so auf
die Milte der Zwiebel zu kommen, wo er denn abermals auf
unglaubliche Dinge stösst. Hier gibt es nämlich: kreuzweise
und feine Fäden, die ein Netz bilden, ferner ein durchlöchertes
Knötchen, und ein aus diesem emporsteigendes Häutchen,
eine aus Fäden gebildete Röhre, die einen Saft enthält, endlich
quere und kreisförmige Fasern u. dgl. Zur Bekräftigung
dieser Resultate seiner eigenen mühsamen Untersuchung führt
er unter andern Gewährsmännern auch L e d e rm ü l l e r n *)
an, dessen Haarabbildungen ich aber wohl in einem recht
grossen Massstabe, aber leider gar nicht naturgetreu finde.
Und so bin ich denn hinsichtlich dieses neuesten Haarzergliederers
wahrlich in grossem Zweifel, ob ich einerseits seine ausserordentliche
Kunstfertigkeit und seine höchst geübten Sinne bewundern
, oder aber das ganze Ding für eine reine Erdichtung
halten soll!! —
w as ich nun selbst zufolge fleissiger Untersuchungen vieler
Haarzwiebeln aus allen Gegenden des Körpers als wahr
und nachweisbar über ihren innern Bau angeben kann, ist
Folgendes :
Die Zwiebel besteht, so wie dass Haar selbst nur aus
zwey Substanzen, einer Rinden- oder äussern, und einer innern,
oder sogenannten Marksubs tanz. Erstere hat hier das
Eigenthümliche, dass sie glänzend, schlüpfrig, meist weiss,
und minder fest als die Hornsubstanz des Haarschaftes ist. Nie
sah ich übrigens Erhabenheiten oder Verlängerungen an derselben
, wenn ich jene ausnehme, die ich an dem untersten
abgerundeten Ende der Zwiebel häufig beobachtete, und derer
ich bereits früher erwähnte. In den dunkeln, vorzüglich
in den schwarzen Haaren fand ich besonders jenes abgerundete
E n d e, oder wenn man lieber will, den eigentlichen Anfang
der Zwiebel ebenfalls dunkel gefärbt, so zwar, dass es schien,
als läge in der Tiefe oder in der Mitte der Zwiebel ein schwarzes
Knötchen. — Der Längedurchschnitt gab dieselben Resultate.
Denn man erblickte nur eine länglichrunde Höhle, die
sich von unten nach aufwärts allmählig verengerte, und mit
Microscopisehe Ergötzungen, 1, Fünfzig, tab, 5»
einer pulpösen Substanz von conischer Gestalt ausgefüllt war,
deren nähere Natur zu ergründen mir jedoch unmöglich blieb’
Das angeführte schwarze Knötchen wurde durch den Schnitt
ebenfalls der Länge nach getheilt. Nach oben verlor sich die
genannte pulpöse Masse in die stigenannte Marksubstanz des
Haarschafts; aussen aber war sie durch eine weicheHornschichle
von verhältnissmässig starker Dicke umgränzt, welche ebenfalls
nach oben mit der entsprechenden Rindensubstanz des
Haarschafts zusammenstiess. Vergebens bemühte ich mich oft
und lange , theils durch Zerdrückung der unversehrt gebliebenen
und vorher der Länge nach zerschnittenen Zwiebel jene
öhlartige Flüssigkeit zu entdecken, von der fast alle frühem
Autoren mit einer unbegreiflichen Gewissheit sprechen; ich
fand nicht eine Spur derselben, mein Nagel blieb stets ganz
und gar trocken, und selbst der conische Körper, der dem
Haarkern der Tastliaare entspricht, und dem ersten Anscheine
nach halbflüssig zu seyn scheint, glich bey genauerer Betrachtung
mehr einer pulpösen Haut, als einer Flüssigkeit. Bey dem
Querdurchschnitt konnte ich abermals den äussern Ring der
Hornsubstanz und die von ihm eingeschlossene pulpöse - oder
Marksubslanz wahrnehmen. — Rücksichtlich einer oder mehrerer
Oeffnungen auf dem Boden der Zwiebel wage ich kein entscheidendes
Urtheil zu fällen; denn in Wahrheit gesagt, habe
ich ebenfalls keine gesehen, obschon ich keineswegs zweifle,
dass deren mehrere vorhanden sind und seyn müssen, um Gelasse
und vielleicht auch Nerven durchzulassen. —
Nach diesen Angaben, die wenigstens nicht übertrieben
sind, halte ich es für ganz überflüssig, nebst der Zwiebel
noch von einer andern Wurzel des Haars zu sprechen, und
diese selbst ins Innere der Zwiebel zu verlegen. Es ist ein Unsinn
und ein Verrath an der Natur, da etwas hinzulegen oder
sehen zu wollen, wo doch nichts ist; und eben so unsinnig ist
es, eine Wurzel der Zwiebel aufzustellen, als es lächerlich
wäre, und offenbar zu Verwirrungen Anlass gäbe, wenn man
von einer Wurzel der Wurzel sprechen wollte. — Das Haar
hat nur eine Wurzel, diese ist knollenartig, und daher hat sie
den Namen Zwiebel erhalten.
Mehr weiss ich von der Structur der Zwiebel der Menschenhaare
mit gutem Gewissen nicht zu sagen, und ich lade
jeden vorurtheilsfreyen Beobachter ein, sich über diesen viel
besprochenen, und noch immer nicht ganz ins Reine gekom