
Dass übrigens Al t e r , Temp e r ame n t , C o n s t i t u t
ion, Ge s c h l e c h t , Kl ima und Leb e n s a r t auch auf die
F a r b e einen unverkennbaren Einfluss äussern, wird weiter
unten näher auseinander gesetzt werden.
A nme r k u n g . Bekanntlich schreibt man die g r ü n e und b l a u e Farbe
der Haare den metallischen Ausdünstungen in Bergwerken u. s. w.
z u ; u n d es wird im Allgemeinen geleugnet, dass es natürlich d. i
normale grüne oder blaue Haare gebe. Da h ier n u r die Beobachtung
entscheiden k ä n n , so führe ich dasjenige an, was ich in d e n
Schriften aufgeführt fand , u n d was dafür sprechen so ll, dass man
wirklich solche Haare gesehen h a b e , indem ich es einem Jeden
selbst überlassen muss, die Sache nach seinem Belieben zu deuten,
weil ich selbst me so glücklich -war, grüne oder blaue Haare zu
sehen. — D r. R om m e l * ) fand, als er in Italien studierte, bey
Padua am Flusse Brenta einen starken und gesunden Bauern von
30 Ja h ren , welcher viele na tü rlich grüne Haare auf dem Kopfe
hatte. Denn er wusste nichts von einer S chm in k e , un d seine
Haare hingen wie seine Kleider frey und ungezwungen herab.
Auch war er nie in Bergwerken gewesen. Diess sollen auch Dr.
L i e b e n t a n z un d Dr. E k o 1 d t gesehen haben. — Eben so beobachtete
R o m m e l in dem herzoglichen Stall zu Parma ein Pferd,
welches ganz grüne Haare h a tte , und desswegen »1 a S p e r a n za«
genannt wurde. Der Stallmeister versicherte gleichfalls, dass diese
Haare natürlich seyen. — P e t r u s B o r e 11 u s **) b e ric h te t: er habe
einen Jüngling mit grünen Haaren gesehen, dessen Schweiss ebenfalls
grün war. E in Engländer ***) versichert, dass im Ja h r 11«0
zwey ganz grüne Kinder geboren wurden. Aehnliche Beyspiele
führen auch A t h a n a s . K i r c h e r ****), B l a n c a r d , V a n D ü r e n
und H a n n a a e u s a n +). B a r t h o l i n will zu Kopenhagen grüne
Haare gesehen h a b e n , und Ma r c u s D o n a t u s sagt von dem
A n t o n i u s Ma r i a C a t a b e n u s , dass er n ich t allein eine
goldgelbe F a rb e , sondern auch weisse ins grünliche spielende
Haare gehabt habe. — Von dem Färben der Haare durch metallische
Ausdüustungen wird später die Bede seyn.
*) Act. Acad. n. c. 16. pars, dann auch Miscell. Acad. n , c. Dec. 1 A
1 1670. p. 281.
**) Observât, phys. med. Centur. 2. Obs. 56. p. m. 156 und in den
Ephemer. Acad. n. c. Centur. 2. Obs. 56.
) Scripta rerum anglicar. Nabrissiensis etc.
****) De hum. corp. fabrica Iib. 1. c. 11, fol. 22-
f) Miscell. Acad. n. c. Dec, II, a. 6. 1687. p, 473.
§. 119-
Chemische Eigenschaften der Haare.
Da ich weder Zeit noch Gelegenheit hatte, chemi sche
Un t e r s u c h u n g e n über die Bestandtheile der menschlichen
Haare anzustellen, so darf man auch hier durchaus nichts
Neues, sondern nur das erwarten, was uns glaubwürdige Männer
über diesen Gegenstand in ihren Schriften hinterlassen
haben.
Die älteste Analyse der Haare rührt wahrscheinlich von
Ne uma n n *) her. Er erhielt von einem Pf. Menschenhaaren
5 Unzen, 6 Drachmen urinösen Spiritus, 2 Unzen 1 Dr. flüch-
ges Salz, 3 Unzen 6 Dr. Oel, 4 Unzen 3 Dr. Rückstand,
der ausgeglüht nur 3 Unzen wog, und 21 Gran fixes Salz. —
Auf ihn folgte Bert h o l l e t * * ) , und erhielt von zwey Unzen
Haaren (oder 1152 Theilen) als er sie destillirte: 18 Gr.
kohlensaures Ammoniak ( = 90); 2 Dr. 36 Gr. Wasser ( = 179)»
4 Dr. Oel (= 288), welches von dem aus andern thierischen
Theilen gewonnenen sehr verschieden war, und 4 Dr. 36 Gr.
Kohle (= 324), welche vom Magnet anziehbares Eisen enthielt,
endlich noch 271 Theile Gasarten. Ferner gab er an,
dass das Oel eine braune Farbe gehabt habe, erst bey einer
Temperatur von 73° Fahrenheit flüssig geworden sey, sich
leicht in Alcohol habe auflösen lassen, und mit lebhaftem
Glanze und mit Funkenwerfen gebrannt habe. Auch glaubte
er die Anzeige erhalten zu haben, dass die Haare Schwefel enthielten
.A
c h a r d ***) gibt an, dass sich das Kochen der Haare
mit Wasser unter dem Zutritt der Luft unwirksam bewiesen,
dass aber die Haare, als das Kochen durch eine Stunde im
*3 Chymia raedica. Tora. III. 1753. 4. p. 760. Daselbst fü h rt er auch
eine Analyse der Küh - un d P fe rd h a a re , Schweinsborsten, der
Schafwolle , der Hühnerfedern und anderer thierischer Theile an.
**) Observât, sur la physique , l ’histoire naturelle et les arts T. XXYII ;
ferner im Diction, des arts et des métiers. Y v e r d i n 1767. T . III. und
in den Mémoires de l’acad. royale 1786. T. I. — Annales de Chimie
Vol. XXX1Y. p . 70, und B e r t h o l l e t sur la natura des substances
animales* Mem. de l’Acad. des Sciençes 1784. p. 120«
***) Sammlung physikalisch » chemischer Abhandlungen. B. I* p. 166. ff.