
weisse und weiche gerade Haare bekamen. Nach T h e o p h r a s
t u s war in Macédonien ein F lu ss , der weisse Haare machte.
Dasselbe behauptet P l i n i u s auch von den Flüssen in Galatia,
Cappadocien un d Medien,
Z w e i t e s H a u p t s t ü c k ,
Von den eigent l ichen Verrichtungen der
H a a r e .
§. 132.
J. Yon den allgemeinen oder Hauptverrichtungen
derselben.
Hier ist zunächst der Ort, von den im Paragraphe 98 des
ersten Bandes angeführten allgemeinen oder Hauptverrichtungen
um so ausführlicher zu sprechen, als ich mich dort hierauf
bezogen, und desshalb den Gegenstand ganz übergangen
habe. Ich zähle aber unter diese Klasse von Verrichtungen,
die nämlich theils allen Haaren des Menschen zukommen,
theils einen mehr oder weniger grossen, aber immer wesentlichen
Einfluss auf den ganzen menschlichen Organismus
haben,
a) d ie E i ns augung,
b) die Au s d ün s t u n g g e w i s s e r S t of f e , und
c) die e l e c t r i s c h e Spannung.
§• 133.
Von der Einsaugung gewisser Stoffe, in so
fern sie durch die Haare vermi t tel t wird.
Es kann wohl keinem Zweifel unterworfen werden, dass
die Thier- und Menschenhaare, gleich denen der Pflanzen, das
Vermögen haben, Stoffe von Aussen aufzunehmen. Alle jene
Thatsachen, welche ich oben zur Bekräftigung ihrer hygrome-
trischen Eigenschaft angeführt habe, sind zugleich eben so viele
Beweise für die eben aufgestellte Behauptung, indem sie dar-
thun, dass die in der Atmosphäre enthaltenen Flüssigkeiten
von den Haaren aufgenommen werden. Desshalb sind unsre
Haare weicher, biegsamer, schwellen an bey feuchter Witterung,
und verhalten sich umgekehrt bey trockener Atmosphäre
; desshalb findet man in den heissen Gegenden mehr
krause und' struppichte Haare als in kaltem, und in den trocknen
und zugleich kalten Klimaten stärkere und steifere Haare
als in den gemässigten. Dass übrigens die L ebens ar t , die
Be d e c ku n g , und die Be h a n d l u n g der Haare selbst hierauf
einen so mächtigen Einfluss haben, dass wir nicht selten
gerade das umgekehrte Verhältniss beobachten, wird jeder
leicht einsehen, der die Wirkung dieser Einflüsse auf den Le-
bensprocess der Haut, und also auch auf den der Haare zu
würdigen versteht. Vorzüglich darf denn auch die Neigung
zu Schweissen hier nicht übersehen werden.
Einen weitern Beleg für unsern aufgestellten Satz finden
wir in der fast allgemein angenommenen Sitte, die Haare mit
verschiedenen S a l b e n und Wä s s e r n zu behandeln. Ich
hoffe nicht, dass Jemand einwenden wird, die Einsaugung
oder Aufnahme dieser Stoffe geschehe eigentlich nur durch
die Haut; denn man kann sich sogleich vom Gegentheil überzeugen
, wenn man z. B. ein zusammenziehendes Haarwasser
aus China - Eichenrinden- oder Ratania-Absud mit Alaun etc.
auf die Haare bringt: sie werden davon, sobald sie etwas trocken
sind, ganz rauh und steif, und verlieren diese Beschaffenheit
erst nach Verlauf von 8 — 10 Stunden, innerhalb
welcher von der Haarwurzel aus wieder so viel Haarsalhe zugeführt
worden, als nöthig ist, dem Haar seine vorige Geschmeidigkeit
wieder zu geben. Umgekehrt verhält sich die
Sache bey von Natur aus harten, rauhen und spröden Haaren,
wenn man ihnen mit Haarsalben zu Hülfe kommt. Auch
würden unsere Haare, die wir der Gewohnheit gemäss täglich
mit Pomaten einschmieren, eine förmliche Rinde von Schmutz,
und somit eine weit grössere Dicke erlangen, wenn nicht das
Meiste jener Pomaten aufgenommen würde, obgleich nicht zu
läugnen ist, dass vieles durch die Kopfbedeckung abgestreift
Werde. Dass aber nicht allein reines Wasser oder solches,
das mit Pflanzentheilen geschwängert ist, in das Innere der
Haare übergehe, sondern dass diess auch von festen Stollen,
besonders wenn selbe in Flüssigkeiten aufgelöst sind, behaup