
Diesen Zweck, suche man nun zu erreichen:
l) Durch eine g e h ö r i g e Pf l e g e der n o c h v o r h a n denen
Haare. — Diese soll vorzüglich dahin gerichtet
seyn, dass alles Schadhafte von Aussen abgehalten, und
das bereits Eingedrungene sobald als möglich entfernt
werde. Man wird leicht begreifen, dass Peinlichkeit der
ganzen Haut, als des mütterlichen Bodens, vorzüglich
aber Reinhalten der Haare selbst, die Bedingnisse seyen,
ohne welche an die Erreichung des eben ausgesprochenen
Zweckes durchaus nicht zu denken ist. Zu diesem
Ende ist es rathsam, sich täglich einmal, am besten in
der Früh nach vollendeter Waschung des Gesichts, die
Haare selbst mit einer massig steifen, und in Wasser getauchten
Bürste nach ihrer natürlichen Richtung und Lage
einigemal zu streichen, selbe dann abzutrocknen, und
wenigstens bis sie trocken sind, bedeckt zu halten. (Es
ist gewiss für haararme Menschen eine sehr üble Gewohnheit,
wenn sie sich täglich den Kopf mit reinem Wasser
waschen, und darauf bis zum Abtrocknen und noch länger
in der freyen Luft spazieren gehen.) Diess ist wohl
die einfachste Art, welche zunächst für jene passend ist,
deren Haarboden bereits sehr gelichtet ist. — Wo noch
viele Haare vorhanden sind, da müssen dieselben vor
der angegebenen Operation gekämmt werden; dasselbe
gilt auch beym Frauengeschlecht. — Der nächste Zweck
des angegebenen Verfahrens ist, die Haare von den an ihrer
Oberfläche haftenden, unreinen Stoffen, Staub, kleinen
Federflaumen, vorzüglich aber von ihrem Schmutz und
den etwa vorhandenen Schuppen zu säubern. Nebstbey
wird, wie leicht einzusehen ist, in dem Verhältniss, als
die Steifigkeit der Bürste zunimmt, ein heilsamer Reitz
auf die unterliegende Haut selbst angebracht. Gehen hingegen
die Haare während des Gebrauchs der steifen Bürste
an derselben haftend, leicht aus, dann nehme man
entweder eine weichere, oder yerfahre, wie weiter unten
angegeben ist, wo von den Mitteln g.egen zu grosse Lockerheit
der Haut gehandelt wird.
Wenn es wahr ist, was Heimo nt sagte: „Dass er nämlich
jeden Morgen aus dem Geschmack der Eselsmilch erkannte,
ob die Eselinn ordentlich gekämmt worden sey, oder
nicht; so ist diess ein eben so seltner, als überzeugender Beweis
von dem grossen Einfluss der Haarcultur auf die Gesundheit
des Körpers. Daher sagt auch C el s us *): »Si cui capilli
sunt, eos quotidie pectat.«. Bey zarten Kindern, wo die Haare
noch nicht die gehörige Stärke erlangt haben, ist die angegebene
Verfahrungsart mit der Bürste ebenfalls dem Kämmen
allein vorzuziehen. Auch kann man in diesem Falle, besonders
wenn der Kopf des Kindes viel Unrath aussondert, nach
geschehener Bürstung erstem mit einem, in eines der später
anzuführenden Haaröle getauchten, Flanellstücke nach der
Richtung der Haare reiben, eine Massregel, die allerdings zur
Wegschaffung des Unraths, und somit auch gewiss zur guten
Haarcultur sehr zu empfehlen ist. _
2) Es wurde früher gesagt, dass die Haare zu ihrem Wachsthum
eines fetten Bodens bedürfen, und dass die Natur
ihre Bälge meist zwischen den Zellehen des Fettgewebes
gelagert habe; ferner, dass sich an der äussern Oberfläche
stets eine schmierige Materie befinde, welche man Haarsalbe
zu nennen pflegt; und endlich, dass sie selbst in
ihrem Innern ein verschiedenartig gefärbtes Oel enthalten.
Alles diess scheint daraufhinzudeuten, dass fette, ölige
Substanzen in massiger Menge beygebracht, dem Haare,
als einem pflanzenartigen, nur auf niederer Stufe der Organisation
stehenden Gebilde, rücksichtlich seines Lebens-
processes, Wachsthums, und somit seiner ganzen Existenz
ganz besonders gedeihlich seyen. Wer daran noch zweifeln
möchte, den verweise ich auf das Studium der Völkerkunde,
wo er finden wird, dass der Gebrauch, die
Haare mit fetten, ölartigen Substanzen einzuschmieren,
beynahe unter allen bekannten Völkern der Erde verbreitet
ist. Offenbar gründet sich dieser allgemeine Gebrauch
auf seine erprobte Nützlichkeit, und wissenschaftlich betrachtet,
auf den Ersatz des tagtäglich abgenützten und
verloren gehenden schmierigen Ueberzugs, der sogenannten
natürlichen Haarsalbe, welche sich theils an die Kopfbedeckung,
theils zu Nachts an die Bettkissen hängt, theils
auch hey unbedecktem Haupte durch die Atmosphäre zersetzt,
theils endlich durch die gewöhnliche, so wie auch
durch die so ehen angerathene Reinigung der Haare abge-
rieben wird. Auf diese Art entstand schon in den alten
') D i medic. lib. 1. c. 4.