
sammenziehend auf die Haut des Gesichts, und verursacht starkes
Brennen und Verzerrungen der Gesichtsziige. Ist der Indigo
weggewascben, so bleibt der Bart 24- Stunden lang dunkelgrün,
und wird erst an der Luft schwarz. Manche Perser begnügen
sich mit der Orangefarbe, andere, die etwas eitler sind, so wie
auch die Völker von Bokhara, ziehen die blaue vor. —
Bey uns hat sich eigentlich nur noch der Backenbart aus
dem allgemeinen Misskredit der Bärte gerettet. Denn ausser
den Ordensgeistlichen, Eremiten, Juden und wild lebenden
Menschen, trägt wohl Niemand einen langen Bart mehr; und
die Knebel - und Schnauzbärte bleiben in der Regel immer
noch einzig dem Militärstand überlassen, insofern man jedoch
einzelne Nationen, z. B. die Ungarn, wo sie zur Nationaltracht
gehöien, davon ausnimmt. — Doch haben sich seit einigen
Jahren wieder manigfache Symptome einer mehr und mehr
um sich reissenden Bartwut h (Pogomanie) unter unsern Stutzern
gezeigt, und wenn die Sache, wie von solchen Leuten zu
erwarten steht, ernsthaft vorwärts geht; so haben wir gegründete
Hoffnung, dass uns der oft nicht sehr erbauliche Anblick
vieler noch jugendlicher und doch schon entnervter Gesichter
durch einen gewaltigen Bart, als schreyendes Sinnbild der
männlichen Stärke, erträglicher gemacht werde!!
An me r k u n g . So wie nach G ö t h e die weisse Farbe die edelste is»,
so halt er auch, im schroffen Gegensatz mit der allgemeinen Meinung,
den glatten Menschen für den schönsten, vollkommensten,
un d stärksten ; un d die behaarten Helden sind ihm n u r Ausgeburten
einer verzogenen Dichterphantasie. Welch’ ein Trost für
die unbärtigen Mannsgesichler!
§. 139.
Sie sind Lei ter für das Gefühl.
Indem man den Haaren (oder eigentlich nur dem Haarschalte)
die Empfindung oder das Gefühl abspsrechen musste,
konnte man dennoch die Beobachtung nicht umstossen, dass
unsre Haut jeden mechanischen Eindruck eines fremden Körpers
schneller und stärker empfindet, wenn er ihr durch das
berührte Haar mitgetheilt wird, als wenn er unmittelbar auf
sie selbst geschieht. Ru d o l p h i sagt sogar, dass wir einen feinen
Körper, z. B. ein Haar an viele Stellen der Haut bringen
können, ohne dass wir es fühlen, wenn wir nicht gerade damit
ein Haulhaar berühren. Diese Thatsachen sprechen also unwiderlegbar
dafür, dass den Haaren die Eigenschaft zukommt,
Eindrücke von aussen, und zwar wahrscheinlich meist auf mechanische
Art den nerven- und gefässreichenHaarbälgen, und
durch diese den benachbarten Hautnerven auf die schnellste Art
mitzutheilen. Eigentliche Ta st haare, wie sie sehr vielen Thie-
ren zukommen, hat aber der Mensch durchaus nicht, und bedarf
ihrer auch nicht, da ihn die Natur durch die kunstvolle
Einrichtung seiner Hände dafür tausendfach entschädigt hat.
§. HO.
III. V on den besondern Zwecken, welche
durch die Haare einzelner Gegenden des
Körpers erfüllt werden.
Den Nut z e n der Au g e n b r a u n e n gab Galen durch
folgende Worte an: nOculorum pilis ac super ciliorum, si quid, ad-
dideris aut qbstuleris, illorum utilitatem corrumpes; illi enim, ve-
lut vallum quoddam corporibus exiguis sunt praeposili , hos autem
instar muri propulsare opportebat ac primos omnia a capite de-
fluentia excipere.“ Und dass die Ci lien auf einem Knorpel auf-
sitzen, findet er desshalb für nothwendig, weil sie sonst nicht
so beständig ihre Richtung behalten könnten. — Heut zu Tage
ist man allgemein darüber einig, dass die Augenbraunen dazu
dienen, um die von der Stirn herabfliessenden Feuchtigkeiten,
Schweiss, so wie fremde Körper, Staub, Hautkleye u. s. w. aufzufangen,
und durch Ableitung gegen die Schläfe zu von dem Auge
abzuhalten; dann aber wohl auch, um das Auge zu beschatten,
und die Wirkung eines grellen Lichtes zu mässigen. Fa-
br i c i u s ab Aq u a p e n d e n t e vergleicht sie mit einem Regendach.
— P o r t e r f i e l d glaubt daher auch, dass es keine
üble Gewohnheit der Morgenländer sey, bey einem so starken
Sonnenlichte, und in einer so heitern Luft sich die Augenbraunen
schwarz zu färben.
Noch ungleich wichtiger sind gewiss die Ci l ien für das
Auge. Ihre ganze Stellung und das wechselseitige Ineinandergreifen
spricht es zu deutlich aus, dass ihr Zweck darin besteht,
alles, was dem Auge feindselig ist, also alle fremden
Körper, namentlich aber Insecten und Staub, welche beständig
in der Atmosphäre enthalten sind, abzuhalten, und nebst