
dass es beynahe allen Niederländern gehe, welche in dem heissen
und feuchten B a t a v i a und Java, und den Engländern,
welche in J ama i k a stationirt sind. Sie sollen in kurzer Zeit
ihren Tribut zahlen, und bald den Eingebornen in dieser Hinsicht
ähnlich seyn, unter denen man Mühe hat, einen einzigen
schön behaarten Kopf zu finden.
Dass übrigens das l ange E i n wi rken eines s t a r k e n
So n n e n l i c h t s das Ausfallen der Haare bewirken könne,
beweiset die Erzählung Du h ame l ’s von einem 4ojährigen
Bauern, der sich bey der Sonnenhitze auf einen Rasen schlafen
gelegt, und dabey den Kopf entblösst der Sonne ausgesetzt
hatte, worauf er alle seine Kopfhaare verlor, sie jedoch
nach 10 Jahren wieder erhielt *).
Wie nothwendig den Haaren das an ihrer Oberfläche
a u s s c hwi t z e n d e Oe l , die sogenannte Haars a l b e sey,
ist schon früher erörtert worden. — Es ist daher leicht einzusehen,
dass alles das, was ihnen diesen Ueberzug nimmt,
als Schädlichkeit für den Haarwuchs anzusehen sey. Hieher
gehört nun vor allem das öftere Waschen der Haare mit kaltem
Wasser, (besonders, wenn man darauf mit dem nassen
Kopfe in die frische Luft geht), und das Brennen derselben
mit dem Friesiereisen. Durch ersteres wird die Salbe abgewischt
, durch letzteres geröstet und somit zum Zwecke untauglich
gemacht. Daher ruft Ov i d **) einer kahlen Schönen
zu:
Cla.ma.bam, scelus e st isto s, scelus urere crines,
Sp on te d e c en t, c a p iti f e r r e a p a r c e tu o !
Vim p ro cu l hinc remoae, non est qui d e b e a t uri,
E ru d it a dm o ta s ipse c a p illu s acus.
Wo l l e n e und b a umwo l l e n e Ka p p e n können offenbar
ebenfalls dadurch schaden, dass sie die Haarsalbe begierig
aufsaugen, wie man diess bey den Bauern im Winter
zu beobachten Gelegenheit hat. Auf eine ähnliche Weise
schaden auch alle trocknenden feinen Pulver, sie mögen nun
als Staub in der Atmosphäre verbreitet seyn, oder aber als
Haarpuder auf den Kopf gebracht werden. Sie verbinden
sich m;t der natürlichen Haarsalbe zu einer Kruste, welche
die Haare oberflächlich überzieht, nnd somit ihre Hauptver*)
Hisloir. de l’Academie des sciences de Paris 1770.
**) Amor, lih, 1. Eleg, IV.
richtungen, E i n s a u g u n g und Aush a u c h un g , stört. Inwiefern
indessen der Puder und die mehligen Pulver geeignet
seyn können, dem Haare Nahrungsstoffe zuzuführen, begreife
ich eben so wenig, als wie man je auf den Gedanken kommen
konnte, seine wohlgefärbten und durchaus gesunden
Haare mit solchen Stoffen zu verunreinigen und zu entstellen.
Dass ein u n s a u b e r e s Ve r h a l t e n des Kopf e s und
i n s b e s o n d e r e d er Ha a re durch Anhäufung der an ihrer
Oberfläche auszuscheidenden und dann unter der Form
von Schuppen erscheinenden Stoffe ihrem Lebensprocess, und
somit auch ihrem Wachsthum nachtheilig sey, ist eben so
leicht einzusehen, als es die Erfahrung zur Genüge nachweist.
In dieser Beziehung ist das Tragen schwerer und dichter
Kopfbedeckungen, z. B. der Pelz- und Pudelmützen im Winter,
der wollenen und baumwollenen Mützen, so wie schwerer,
schwarzer Hüte im Sommer dem schon von Hi p p o er a-
tes ausgesprochenen Erfahrungssatz: „C a p iti f r ig u s con v en it
schnurstracks entgegen, und dient andrerseits im hohen Grade
durch zu starke Beförderung der Ausdünstung zu schädlicher
Ansammlung vielen Unraths.
Eine andere Schädlichkeit für die Haare ist nach J ahn
auch der Schwei s s des Me n s c h e n selbs t , und zwar sowohl
jener der von der Kopfhaut, als auch der, welcher den
Haaren selbst entquillt. Er soll nämlich sowohl durch seinen
Gehalt an Wasser, als auch und vorzüglich durch seine Schärfe
das Ausfallen der Haare begünstigen. — Wirklich glaube ich
selbst die Erfahrung schon öfters gemacht zu haben, dass Menschen,
welche auf dem Kopfe ungewöhnlich stark schwitzen,
auch bald ihre Haare verlieren. Sonach wäre es allerdings zu
widerrathen, dass man, wie es sehr häufig geschieht, den von
der Stirne herabrinnenden Schweiss durch Hinaufwischen abermals
den Haaren zubringt. J a h n will von dieser Übeln Gewohnheit
sogar das frühe Ausgehen der Haare ober der Stirne
nach der Richtung beobachtet haben, nach welcher der Schweiss
hinaufgestrichen zu werden pflegte.
So wie gei s t ige Getränke, in starkem Masse, dem
Haarwuchs nachtheilig sind, eben so sind es auch alle g ei s t i gen
Fl ü s s i g k e i t e n , wenn sie von Aussen unter dem Namen
von P a r f üme n den Haaren zugeführt werden. Sie können
zwar, wie wir später hören werden, dem gesunkenen Leben in
der Haut und den Haaren nachhelfen 5 schaden aber dem legel