
Was nun wieder meine Beobachtungen, und zwar zuerst
rücksichtlich der Bl utgefässe betrifft, so habe ich selbe deutlich
bis in die Kapseln verfolgt, und gefunden, dass die grossem
Hautarterien ihre Aeste so abschicken, dass diese meist an
den Einpflanzungsstellen der Haare vorbeystreichen, und so
dann die Kapsel selbst theils gleich, und hauptsächlich vom
Grunde und der Austrittsstelle aus, theils auch selbst von den
Seiten mit vielen kleinen Reiserchen versehen, wie ich dieses
inFig. 126 Tab. XII der Natur nachbilden Hess. Bey derselben
Gelegenheit versuchte ich auch die Bälge einiger Barthaare zu
öffnen, um zu sehen, ob sie auch an ihrer innern Seite eingespritzt
seyen; allein ich entdeckte nur sehr wenige, und zwar
ausserordentlich feine Gefässchen daselbst. Die Injection war
übrigens in dem gegebenen Falle so gut gelungen, dass die
allgemeine Barthaut ganz geröthet war. — Obgleich ich
nun die angeführten Gefässchen in den Haarbälgen nicht weiter
verfolgen konnte, so bin ich doch vollkommen überzeugt,
dass bey ganz glücklichen Umständen der ganze Haarbalg, ja
vielleicht die Zwiebel selbst, eben so mit gefärbter Masse gefüllt
werden können, wie ich diess an einem andern Präparate
(vergleiche Tab. XI Fig. ±19 —122), nämlich bey den Tasthaaren
einer Katze augenscheinlich nac hgewiesen habe. Hier sieht
man nämlich nicht allein die äussere Hülle des Balgs, sondern^
auch den sogenannten conischen fleischigen Körper vollkommen
injicirt, dessen innere dem Haare zusehende Fläche noch
ungleich zahlreichere Haargefässe als die äussere Seite zeigt.
Ungemein gross war aber meine Freude, als ich statt des Haarkerns
, die ganze Höhle der Haarwurzel mit Masse strotzend
gefüllt sah, und so den unwiderleglichen Beweis vor mir hatte,
dass die Zwiebel mit den Gefässen der Kapsel wirklich in Verbindung
stehe, und dass der sogenannte conische Körper und
der Haarkeim ebenfalls nichts anderes als ein Secretum der ex-
halirenden Haargefässe, die sich sowohl an der innern Wand des
Balgs, als auch an dem Boden der Zwiebel befinden, sey. — An
den eingespritzten Augbraunen eines Ebers bemerkte ich über-
diess ganz deutlich, dass da, wo der Haarbalg in demCorion der
Haut steckt, ziemlich starke und viele Reiserchen aus letzterm an
ersteren gingen, den Balg durchbohrten, und als rothe, fadenartige
Verlängerungen zum conischen Körper drangen. So viel
von den Gefässen.
Rücksichtlich der Ne rven ist die Sache noch dunkler;
denn wer will die Nerven bis in das Haar verfolgen ? Ich wenigstens
bekenne ganz aufrichtig, bey den menschlichen Haaren,
welcher Gegend immer, (bey denCilien- und Nasenhaaren
möchte die Sache noch am leichtesten möglich seyn), nie
so glücklich gewesen zu seyn. Die Analogie bringt mich aber
wieder auf die Vermuthung, dass wenigstens die Haarbälge
Nerven erhalten. Bey den Tasthaaren des Ochsens (Tab. V. Fig.
37) habe ich sie wirklich bis dahin verfolgt; denn die dort
gezeichneten fadenförmigen Wurzeln sind wohl ganz gewiss
uichts anderes, als Gefässe und Nerven, die an das abgerundete
Ende der Kapsel treten. Ungleich schöner und zugleich
überzeugender fand ich die Sache in der eingespritzten Schnauze
einer Katze. Hier gelang es mir, nicht allein die feinsten
Zerästlungen der Art. infraorbitalis an dem Anfang des Balgs
von drey Tasthaaren nachzuweisen, sondern auch die eben so
zarten Nervenfädchen darzustellen, welche der die Arterie begleitende
Nervus infraorbitalis in Gemeinschaft mit jenen Haar-
gefässen an den Boden des Balges schickt.
Vergleiche Tab. XI. Fig. ±19.
Da ich die Mühe, und man kann wohl auch sagen, die
glücklichen Umstände, welche zum Gelingen solcher Präparate
gehören, aus eigener Erfahrung wohl kenne, so habe ich
beyde Präparate auf bewahrt, um jeden, der etwa daran zweifeln
sollte, auf der Stelle überweisen zu können. — Rudol -
phi und Andr a l , der Sohn, haben die Nerven ebenfalls bis
zu den Zwiebeln der Tasthaare bey der Phoca verfolgt.
Anme r k u n g . Nach G a u l t i e r ’s Beobachtungen bey T hie ren , d rin gen
die Gefässe, nachdem sie unter die Hautpapillen gekrochen
sind , in den Hals der Kapsel nahe an ih rem Häutende
durch eine, manchmal auch zwey kleine Oeffnungen neben jener,
welche das Haar selbst d u rc h d rin g t, e in ; zerästeln sich dann
zwischen der Kapsel und Scheide, und verlieren sich endlich in
den conischen Körper.
§• 1 1 1 .
Ich komme nun zur Beschreibung des Ha a r s c h a f t e s
oder Ha a r c y l i n d e r s (Filamentum s. Truncus pili). Dieser
beginnt da, wo die Wurzel aufwärts endigt. Die Uebergangs-
stelle zeichnet sich gewöhnlich dadurch aus, dass das Haar
dünner erscheint, also einen sogenannten Hals bildet, der nach
Verschiedenheit der Haare mit der Wurzel selbst eine eigen-
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