
kel bey einer rosenartigen Entzündung sich mit sehr langen,
harten und zahlreichen Haaren bedeckte.
Dr. S p i e l e n b e r g e r sah eine Wittwe, welche, nachdem
sie vor 12 Jahren ein hitziges Fieber überstanden hatte,
zweymal monathlich sehr heftige Kopfschmerzen bekam. Dabey
war das besondere, dass den 3ten und 4ten Tag nach diesen
Kopfschmerzen allzeit unter den gewöhnlichen schwarzen Haaren
neue, anfangs blonde, späterhin aber grau werdende hervorkamen.
Sie wuchsen in einer Nacht einen Finger lang, und
sassen meist unter dem Wirbel am Hinterhaupte, und an den
Schläfen buschweise. Wenn diese Haare binnen vier Tagen aus-
gerifsen wurden , so vergingen die Schmerzen ganz, wo nicht,
so zogen sich die Haare wieder in die Haut zurück, und erregten
noch heftigere Schmerzen. *)
Ol ivi e r **) beobachtete bey einer jungen Dame von
sehr weisser Haut und schwarzen Haaren in der Reconvalescenz
von einer Gaslro-enterite eines Tags, dass ihre ganze Haut an Stamm
und Gliedern voll kleiner Erhabenheiten war, wie man sie bey
der sogenannten Gänsehaut sieht. Nach einigen Tagen färbten
sich diese Erhabenheiten, und man bemerkte sogleich an ihrer
Spitze ein Haar, das anfangs sehr schnell wuchs, so dass in
einem Monathe die ganze Oberfläche des Körpers, mit Ausnahme
der Hände und des Gesichtes vollkommen behaart war.
Die einzelnen Haare erreichten eine Länge von 1 . Zoll.
Vogel kannte ein gesundes, junges Mädchen, welchem
unter den Kopfhaaren kleine Haare immer tiefer ins Gesicht
wuchsen■ ein hall, der nicht so gar selten ist. _
Von den büschelförmig auf der Haut hervorkommenden
Haaren war auch schon früher die Hede. — Gewöhnlich sind diese
Haare, welche man auf Muttermählern, Sonnenflecken, Warzen
u. dgl. findet, dicker, und nähern sich den Borsten. —
Gicht und Syphilis bringen manchmal auch Afterproductionen,
auf der Haut hervor, die mit solchen Haaren besetzt sind. —
Ls erübrigt nun noch, etwas über das pathologische Ver-
ältniss des W e i b e r b a r t e s zu sagen. Es ist schon aus dem anatomischen
Theil dieses Werkes bekannt, dass diese regelwidrige
Bildung um so ausgezeichneter hervortritt, wenn Unvollkommenheit
der Geschlechtsfunction und des Geschlechtsunterschie)
Abhandlung der Akademie der Naturforscher. 9*er T heil, 12te Wahr-
nehmng.
A. a. O.
des zusaramenfällt, also bey den Mannweibern und Zwittern.
Auch ist dort gesagt worden, dass sich der Weiberbart um so
deutlicher zu bilden pflege, je mehr sich die Zweydeutigkeit
des Geschlechts zum männlichen hinneigt, endlich wurden eben
daselbst mehrere solche Beyspiele von bärtigen Frauen angeführt.
Dass sich Störungen und Unordnungen in der Menstruation
häufig durch üppiges Hervorsprossen der Barthaare zu er*
kennen gebe, ist eine bekannte Sache^ auch lese ich, dass die
Weiber in einigen Gegenden von Aet h i o p i e n am rothen Meere
nach Kornmann*) und nach Leblondindem kalten Theil des
mitttägigen Amerika bey geringer Menstruation fast alle bärtig
sind. Nichts desto weniger sieht man doch auch viele Weiher mit
einem kleinen, feinen Wollbart, ohne eine bestimmte Ursache
davon geben zu können, und desshalb ist mir der Ausspruch
vonMercatus: „st barba J'eminis adnascatur, summum alioquin
caloris effervescentis et intempestivae mensium suppressionis in-
diclunw etwas zu allgemein. — Uebrigens hat uns schon Hip-
p o c r at e s über den genauen Zusammenhang der monatlichen
Reinigung und der Bartbildung eine Geschichte aufbewahrt:
»Ahdens, Phaetusa , Pytheae iixor priore quidem tempore foecun-
daeratß cum autem maritus ipsius in exilium abiisset, menses multo
tempore suppressi su n t, posteu dolores et rubores ad articulos
oborti. Haec autem, ubi contigissent-, et C o r pu s , v i r i l e f a c t
u m e s t , et h i r s u t a p e n i l u s e v a s i t , et b a r b am p ro d u x it,
et vox aspera fa c ta est. Idem hoc contigit etiam Namjsia e, Gorzippi
uxori in Thaso. * ■')
So versichert auchRhodius ***) er habe 1726 in Padu a
eine Neapolitanerin von 50 Jahren gesehen, welche den löten
Monat, nachdem die Regeln aufgehövt hatten, einen schwarzen,
dichten, mittelmässig langen Bart, , eine männliche Stimme,
und sehr behaarte Brüste bekam.
Noch merkwürdiger ist die Geschichte der Ba r b a r a
Ur s l e r i n , welche uns Sege r us ****) anführt. Dieselbe war
am ganzen Körper, selbst im Gesichte mit gelblichen krausen,
und wie Wolle weichen Haaren besetzt, und trug einen langen
•*) De miraculis vivor. pag. 94.
**) Lib. VI. Epidemie. Sect. VIII. pag. 123.
***) Observ. med. Centur III. obs. 40.
***») Ephemerid. der Akademie der N aturforscher. Dec. I. ann. IX- obs. 95,
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