
als bloss vorübergehend, letztere mehr zum Grauwerden
disponiren.
Zum Beweise, dass es denn doch g e w i s s e Sc h ä r f e n
im Körper gebe, welche einen so nachtheiligen Einfluss auf
die Haare haben, dass letztere sogar davon ausfallen, führt
J ahn *) die Geschichte eines Dienstmädchens an, das sich in
der Hitze des Sommers von einem langen Leiden der Kopfgicht
dadurch befreyte, dass sie sich acht Tage hindurch täglich,
so lange sie es ertragen konnte, mit entblössteni Haupte
in die Sonne legte. Am vierten Tage fingen schon ihre Haare
an auszugehen, und am Ende der Cur war sie ein voller Kahlkopf.
Doch brach bald ein sehr starker Nachwuchs hervor.
J a h n hielt den auf diese Art hervorgebrachten, die Gichtmaterie
entführenden sauer riechenden Schweiss für die Ursache
des Haarausfallens, indem er den Haaren ein Gift zubrachte,
welches sie tödtete.
Eine besondere Anlage zur Kahlköpfigkeit haben a l l e
s e h r f e t t e n Menschen; denn so wie das Fett überhaupt
zwar den Haarwuchs begünstiget, eben so sehr wird derselbe
durch ein Uebermass des Fettes gehemmt. Man trifft daher selten
einen sehr fetten Menschen, der nicht bey Zeiten schon
kahl- oder, was jedoch nicht so häufig ist, grauköpfig geworden
wäre.
Wir verdanken dem schon oft angeführten Beobachter
Jahn die interessante Bemerkung, dass bey s ehr spi tzig
zu] auf enden Sch äd e ln auf dem Vorderhaupt nie ein starker
Haarwuchs entsteht, und dass diejenigen Haare, welche
hier wachsen, leicht zu Grunde gehen ■ ferner dass h o c h g e-
wöl b t e Köp f e auf dem Wirbel wenige Haare haben, und
daher frühzeitig eine Glatze bekommen.
In Bezug auf das Temp e r ame n t ist es im Allgemeinen
riclilig f dass die sanguinischen und phlegmatischen Menschen
in der Regel seltener und minder heftig als die Choleriker und
Melancholiker von dieser Krankheit heimgesucht werden; den
Fall jedoch ausgenommen, wo erstere besonders fettleibig geworden
sind.
Was die N a h r u n g swe i s e betrifft, so kann durch sie
auf manichfache Weise zum Ausfallen der Haare Milveranlas-
sung gegeben werden. Es wurde schon gesagt, dass alles, was
*) A, a'. O. 3tes Belchen, p. QO.
die Reproduction des Körpers schwächt, in der Regel auch einen
nachtheiligen Einfluss auf die Erzeugung der Haare ausübe;
daher das Abfallen der Haare bey jeder Art von Abmagerung
nichts seltenes ist. Noch mehr aber als die Quantität
der Nahrung ist die Qual i t ä t der Speisen und Getränke hier
zu berücksichtigen. Schon Ga le nus kannte einen in jeder
Hinsicht sehr gesunden Menschen, welcher durch den starken
Genuss von Schwämmen seine Haare verlor, und selbe später
durch gute Nahrung wieder erhielt. So hält man namentlich
alle Hülsenfrüchte, alle Fische, alte Käse, alle stark gesalzenen
und stark gewürzten Speisen den Haaren für positiv schädlich.
Einen noch nachtheiligem Einfluss schreibt J a h n dem häufigen
Genuss des Kochsalzes zu. — Unter den Getränken sind
es vorzüglich die sehr geistigen, welche frühzeitige Kahlköpfe
machen. Daher sieht man auch unter dem Gefolge des Bacchus
immer einige Kahlköpfe, und ich selbst beobachtete nach einem
Anfall des Delirium tremens ein gänzliches Ausfällen der
Kopfhaare.
Unter den gewöhnlichen äussern Einflüssen erwähne ich
hier ferner der zu t r o c k n e n und h eis sen, vorzüglich aber
der zugleich k a l t e n Lu f t , welche dadurch, dass sie den
Haaren die nöthige Menge von Feuchtigkeit entzieht, ihr Ausfallen
begünstigt. Die Belege dafür im Grossen finden wir bey
ganzen Völkerschaften, welche, wie z. B. in Europa fast alle
südlich gelegenen Nationen, und unter den nördlich wohnenden
wieder vorzugsweise jene, deren Klima zugleich trocken
ist, weniger Haare haben. — Es ist eine bekannte Thatsache,
dass die Irländer, Engländer, Dänen und Schotten, noch mehr
aber die Niederländer sich vor allen Nationen Europas durch
Schönheit und Reichhaltigkeit des Haarwuchses auszeichuen.
Dass hiezu die feuchte Luft ihres Klima wesentlich beytrage,
wird wohl Niemand bezweifeln.
Dass übrigens eine s e h r fe u ch t e Luf t , vorzüglich
wenn sie durch, auch in anderer Beziehung, schädliche Ausdünstungen
erzeugt wird, den Haarwuchs ebenfalls hemme, beweisen
die Wäscherinnen, Färber, Töpfer und alle Taglöhner,
welche ihr Brot beständig unter solchen Umständen verdienen
müssen.
Wer ferner in einem f e u c h t e n und heiss.en Klima
zu leben genöthiget ist, der wird den feindseligen Einfluss desselben
bald an seinenÜBaaren verspüren. So lese ich wenigstens,