
einer zähen, schmierigen, die Haare unter einander verklebenden
Materie aus dem behaarten Theile der Kopfhaut bedingt
ist.
§• 178.
Beschreibung des wahren Weichselzopfes.
Dem wa h r e n W e i c h s el z o pfe gehen in den meisten,
doch nicht in allen Fällen, eine Menge höchst verschiedener
krankhafter Erscheinungen voraus, die man mit dem Namen
der V o r boten belegt hat. Ihre grosse Verschiedenheit,
welche wohl hauptsächlich von der eigentlichen Körperconstitution
und der Lebensweise des ergriffenen Individuums abhängt,
schmälert einerseits ihren diagnostischen Werth, und
macht andererseits, dass sie als solche häufig verkannt werden.
Die vorzüglichsten und gewöhnlichsten dieser Vorboten
sind folgende: Ein eigenthümliches Gefühl von Schwere in allen
Gliedern, mit Beeinträchtigung der verschiedenen Bewegungen,
den rheumatischen und arthritischen ähnliche Glieder-
und Kopfschmerzen, mit grosser Empfindlichkeit der Kopfbedeckungen,
Schwindel, Gefühl von Schwere auf der Brust,
Klingen, Sausen, Läuten, Stechen, Klopfen in den Ohren•
ein drückender, brennender Schmerz mit häufigem Thränen
und Röthe in den Augen, manchmal mit Abnahme der Sehkraft,
Cataract und Amaurose, Jucken und Spannen im Kopfe
und Halse, dem F o t h er gi 1 l’schen ähnliche Schmerzen im
Gesichte. Oft ist auch die Magengegend sehr empfindlich, es
entstehen häufig Ueblichkeiten, Beängstigungen und wohl auch
Erbrechen. Unter den nerv Ösen Erscheinungen sind Einschlafen
der Glieder, plötzliches Auffahren im Schlafe, das Heer
der hypochondrischen und hysterischen Zufälle , bald tonische
bald clonische Krämpfe in verschiedenen Theilen mit sonderbaren
Verdrehungen des Körpers zu bemerken.
Auch im reproduct iven Leben gibt sich das beginnende
Uebel zu erkennen, durch ein blasses, cachectisches Aussehen,
Anschwellungen der Gelenke, besonders an den letzten Fingergliedern,
ferner der Drüsen des Halses, unter der Zunge und
Kinnlade; durch Ausflüsse verschiedener Art: weissen Fluss,
Thränenfisteln, Augenblennorrhoen; durch Verdickungen und
Anschwellungen der Knochen, Beinfrass u. dgl. In selteneren
und heftigen Fällen bilden sich wohl allmählig auch Lähmungen,
Fall- und Schlafsüchten, Schlagfluss, ja selbst alle Zeichen
einer beginnenden Lungenschwindsucht.
Charakteristischer als alle diese Zeichen ist die eigenthüm-
liche Verunstaltung der Nägel , welche schwarz und rauh zu
werden beginnen, gleich als wären sie von dem trockenen
Brande ergriffen. Auf der Ha u t zeigt sich ein chronisches
Erythem, zumal an den Schenkeln, ferner eine ganz besonders
widerlich riechende Ausdünstung, womit oft grosse Unempfindlichkeit
und ein Gefühl von Ameisenkriechen verbunden
ist. —Endlich macht der Uri n ein dickes, ziegelsteinmehlartiges
Sediment, und geht entweder in sehr grosser Menge,
oder sehr sparsam und mit Beschwerden ab.
Ausser diesen Erscheinungen ist noch die Pica und Mala- *
cia bemerkenswerth, welche einige ebenfalls als me trugliche
Vorboten des ächten Weichselzopfes beobachtet haben. —
Entsteht jedoch das Uebel durch An s t e c k u n g , dann tritt es
rasch, und ohne Vorboten auf, und bildet sich in einigen
Tagen, in einer Nacht, ja selbst innerhalb einigen Stunden
unverkennbar aus. In einem solchen Falle entstehen zuerst
Fieberbewegungen, dann tritt an irgend einer kleinern oder
grossem behaarten Stelle des Kopfes ein übelriechender, klebriger
Schweiss aus, wobey die Haare fettig, verworren und
überhaupt so entartet werden, wie weiter unter beschrieben ist.
Den Uebergang der Vorboten in den wahren Weichselzopf
bezeichnet gewöhnlich ein catarrhalisches oder intermitti-
rendes Fieber mit anhaltend stechenden Kopf- und Gliederschmerzen,
Stechen unter den Nägeln, Jucken der allgemeinen
Kopfbedeckung mit einem ekelhaft riechenden Schweisse.
Nach J. F r a n k geht allein eine ungewöhnliche, nicht zu
überwindende Neigung zum Schlaf vorher.
§• 179-
Die Ve r ä n d e r u n g e n , we lc he d er j e t z t s ich
b i l d e n d e We i c h s e l z o p f in d e nHa a r e n s e l b s t h e r v
o r r u f t , sind von der höchsten Wichtigkeit.
Die davon befallenen Haare schwellen zuerst an, indem
sie von einer schleimigen, fettigen, von Manchen sogar für
blutig gehaltenen Flüssigkeit, welche in dem Balge entsteht,
und nach und nach bis an die Spitze des Haares aufsteigt,
ausgedehnt werden. Aus ihrer ganzen Oberfläche, vorzüglich