
das von Ya u q u e l i n in den Haaren gefundene Oel nicht
vielmehr Product, als Educt sey. Auch sind unsre Methoden,
Haare zu färben, gar nicht auf irgend ein Oel, sondern
auf den in den Haaren vorhandenen Schwefel gerichtet.
Ferner habe ich weder im lebenden Zustande, d. h. so
lange das Haar noch mit dem Körper in Verbindung war,
noch an dem herausgerissenen je etwas bemerken können,
was einem farbigen Oel vergleichbar gewesen wäre; und
endlich lässt sich die Sache eben so gut mit diesem Oel,
als ohne dasselbe erklären.
4-) Eine nicht minder wichtige Frage ist die: ob das färbende
Princip, wie wohl fast allgemein geglaubt wird, immer
nur in der innern, oder ob es nicht auch, wenigstens in
gewissen Fällen und unter bestimmten Umständen in der
äussern Substanz des Haars seinen Sitz habe ? Auf diesen
Zweifel brachte mich die Untersuchung (der Farbe nach)
gefleckter und geringelter Thierhaare. Wenn man z. B.
den Igelstachel, oder* die Stacheln des Stachelschweins der
Länge nach spaltet, so ist gerade die äussere Substanz
an jenen Orten, wo sich an der äussern Oberfläche
schwarze oder bräunliche Ringe befinden, dunkler gefärbt
während die innere Substanz durchaus gleichmässig schnee-
weiss ist. — Zwar muss ich zugestehen, dass ich bey allen
feinem Haaren den sogenannten Canal, d. i. die innere
Substanz stärker gefärbt, und die Rinde ganz durchsichtig
fand. Dagegen zeigte sich wieder in vielen andern, weniger
durchsichtigen Haaren, oft gerade das Gegentheil. —
Was mir übrigens in dieser Sache äusserst wichtig und
beynahe entscheidend zu seyn scheint, ist die Beobachtung
, dass man häufig die zwischen den feinen Lamellen
der Marksubstanz befindlichen Zwischenräume mit einer
dunkeln Substanz angefüllt findet, die jeden sogleich auf
den Gedanken bringt: es sey diess eine gestockte, gleichsam
im Aufsteigen stecken gebliebene, flüssig gewesene
Materie. — Ich vermuthe demnach, dass wirklich etwas
die besagten Lamellen von unten nach aufwärts durchdringe,
und dass es von der Menge der färbenden Substanz,
deren Sitz in der Regel doch im Innern des Haars zu seyn
scheint, abhänge, ob sich diese auch in die Rindensubstanz
verliere. Allein räthselhaft bleibt es uns dann immer
noch, wie bey Haaren, welche aus abwechselnden, scharfbegränzten
sehr kleinen weissen, und schwarz oder dunkelgefärbten
Abschnitten bestehen, der Färbestofl bloss an
die einzelnen Ringe sich absetze. Sollte diess vielleicht von
der Wirkung des Lichts herzuleiten seyn? Die oft gemachte
Beobachtung, dass der im Säckchen der Zwiebel steckende
Schafttheil immer in der Mitte einen gefärbten Streifen zeigt,
welcher mit dem eben so gefärbten Boden der Haarzwiebel
in unmittelbarer Verbindung steht, und dass der ihn umgebende
Rindentheil immer ungefärbt und durchsichtig
ist, spricht nicht minder dafür, dass die innere, und nicht
die äussere Substanz das färbende Princip in ich trage.
5) Es unterliegt keinem Zweifel, dass die färbende Materie
im Haare von unten aufwärts steige. Diess erhellt theils
aus dem schon Angeführten, theils durch folgende That-
sache: Comp a g n e *) in Tijeaa beobachtete eine Frau
von 36 Jahren, die von einem bösartigen Fieber befallen
wurde, und deren schwarze Haare am 23sten Tage so
schnell zu bleichen anfingen, dass sie sechs Tage darauf
vollkommen weiss waren, am siebenten aber wieder dunkler
wurden, und am vierzehnten Tage nach ihrer Farbenänderung
ihre vorige schwarze Farbe wieder bekamen. —
In solchen Fällen, so wie auch beym Dunklerwerden der
Jugendhaare, kann der genaue Beobachter eben so leicht
das allmählige Wiederfärben der Haare deutlich von unten
nach aufwärts bemerken, wie er das Bleichen der Haare
im Alter in umgekehrter Richtung fortschreiten sieht.
6) Die eigentliche und innere Natur der färbenden Substanz
kennen wir aber nicht, daher bleibt uns auch die Ursache
verborgen, warum das eine Haar blond, das andere
roth oder schwarz ist. Alle Angaben, die darüber bestehen
, haben nur hypothesische Gültigkeit. Wir wissen
eben so wenig, warum die Haare z. B. schwarz sind, als
wir wissen, warum die Farbe der Galle gelb, und die
des Chylus weiss ist. Das aber kann nicht abgeleugnet
werden, dass die Quelle dieser, so wie aller übrigen Se-
und Excretionen das Blut ist. Ich denke mir nämlich die
Abscheidung dieser färbenden Substanz wie jede andere
Secretion im Innern des Organismus, und glaube, dass
*) Annal, general, des sciences physiq. par B o r y d e S a i n t V i n c
e n t , D r a p i e z et V a n Mo n t . Tom. 111. p. 335.