
'Bart, und ebenfalls gelbliche, aber viel längere Locken, die
von den Ohren herabhingen.
S c h u r i g erzählt: eine Frau habe eine solche Bildung
der Geschlechtstheile gehabt, dass man über ihr eigentliches
Geschlecht zweifelhaft blieb. Ihre Regeln bestanden in einem
periodischen Anschwellen der Krampfaderfüsse, und sie trug einen
s chwa r z e n Bart . — Nach P a r i s e t hat sogar eine ausserordentliche
Keuschheit, die auch die Regeln weniger, und selbst
ganz verschwinden macht, oft einen Bart zur Folge. So führt
Schot t unter andern Beyspielen das einer jungen Wittwe an,
welche zum Kloster verurtheilt, einen starken Bart bekam.
Alle diese und noch viele ähnliche Beyspiele, welche uns Avi-
cenna, Co l umb u s , Ha r s d o r f e r , Zacut . Lu s i t a n u s
Riolan, Th. B a r t h o l i n , Ol. Borr ic h, Ledel , Rayger
u. a. m. aufbewahrten, dienen bloss zur Bestätigung des schon
früher ausgesprochenen Satzes: dass die Samenflüssigkeit und
das Menstrualblut in ihrer Ab - und Aussonderung gehindert,
eine üppigere Erzeugung von Haaren überhaupt, vorzüglich
aber des Bartes zu bedingen pflegen__
§. 205-
2. Die Schleimhäute.
Zuerst erwähne ich derjenigen regelwidrigen Haare, welche
an den Stellen erscheinen, wo die Hautdecke mit den
Schleimhäuten zusammenstösst, und in sie übergeht■ und zwar
zähle ich hierher die bekannte Augenliederkrankheit, welche
man mit dem Namen der Distichiasis belegt hat. Denn die hier
krankhaft erscheinenden Cilien sind nicht wahre Cilien , die
bloss eine falsche Richtung genommen haben, sondern wirkliche
Aftercilien, die vorher, d. i. vor der vorangegangenen
Krankheit des Augenliedes nicht vorhanden waren, wie es ja
auch schon ihre abnorme Menge, Farbe und Dicke hinlänglich
beurkundet. Der Grund ihrer Erzeugung liegt in einem
durch den vorausgegangenen, und zum Theil nur in einem
geringem Grade noch fortbestehenden, meist scrophnlösenEnt-
zündungsprocess dieser Parthie des Augenliedes hervorgerufenen
Und unterhaltenen, übermässig gesteigerten Bildungstrieb, der
sich durch Haarbildung, durch Erzeugung dieser Pseudocilien
ausspricht, und nach Massgabe seiner Stärke bald zwey, bald
drey und mehrere Reihen solcher Haare hervorbringt. Wirklich
wollen Al b i n u s *) und Qu a d r i vier Reihen von Cilien
— also eine Tetradistichiasis beobachtet haben. —
In meinem Whrke **) habe ich erklärt, dass aus der abgerundeten
Spitze der Thränenkarunkel immer einige sehr
kurze, weisse, ohne Yergrösserung nicht wohl zu erkennende
Härchen hervorkommen, die man früher ganz mit Unrecht
für abnorme Producte hielt, und die es eigentlich erst dann
werden, wenn sie sich entweder ausserordentlich vermehren,
oder stark verlängern.
Dagegen fand Ga z e l l e s ***) ein Haar, welches aus der
Cornea hervorwuchs., und immer wieder kam, nachdem es
ausgerissen wurde. W a r d r o p sah aus Excrescenzen auf der
Cornea , und Hirn ly aus solchen der Conjunctiva Haare hervorstehen.
Eben so hat Demo u r s und Andere bald in der
Cornea, bald in der Sclerotica und andern Theilen des Auges
solche Haare beobachtet, und ersterer und Wa r d r o p
auch abgebildet.
Nach Rosas ****) können sich zwar überall in der Con-
junctioa Haare erzeugen, doch geschieht diess am häufigsten
in ihrer Scleroticalparthie, seltener an jener der Cornea und der
Augenlieder. Derselbe Autor behauptet auch, dass diesem
abnormen Haarwuchs jederzeit eine Fettwucherung zu Grunde
liege.
Dass sich auch am Eingänge der Nase krankhafte Haare
erzeugen können, davon habe ich eine einzige Beobachtung
gemacht: Ein hiesiger Professor litt von Zeit zu Zeit
an heftigem Jucken in der Nase, von welchen er sich auf verschiedene
Art, aber stets vergebens, zu befreyen suchte. Eines
Tages sah er denn auch mittelst des Spiegels in die Nasenhöhle
hinein, und bemerkte sogleich unter seinen übrigen
feinen, meist blonden Härchen auch einige, welche durch
ihre dunklere Farbe, und borstenartige Dicke sogleich in die
Augen fielen. Er entschloss sich daher, diese auszuziehen,
Anat. acad. libr. III. cap. VIII.
**) Ueber den Bau und die Krankheiten der Bindehaut des Auges,
p. £13. N. 12.
*«*) Journal de Medicine. tora. XXIV.
**♦*) Siehe dessen Handbuch der theoretischen und praktischen Augenheilkunde.
II. Bd. p. 339.