
lange Haare tragen, bekommen. — Die Ne g e r scheeren sieb
Figuren bald nach Art von Sternen, bald wie die Mönche. Die
Tal a pan u s v o nTa u n lassen den Kindern, deren Erziehung
man ihnen anvertraut, Kopfhaare und Augenbraunen beschee-
ren ). ln Beni n in Afrika lassen die Männer ihr Haar
wachsen, wie es von Natur ist5 nur legen sie es an zwey bis
drey Orten in Locken, um eine grosse Koralle daran zu bringen.
Die Weiber aber wickeln ihr Haar künstlich in grosse
und kleine Locken zusammen, und theilen es oben auf dem
Wirbel wie einen umgekehrten Hahnenkamm, wodurch die kleinen
Locken genau in Ordnung liegen bleiben. Die ma u r i s
c h e n Weiber suchen lange, bis auf die Fersen herabhängende
Haare zu bekommen. Sie färben die Haare auf den Augenliedern
mit einem Pulver aus Reissbley, und halten dafür,
dass diese dunkle Farbe den Augen eine ganz besondere Schönheit
gebe. Dasselbe thaten auch schon die griechischen, römischen
und morgenländischen Weiber*) **). Auf der Küste Natal,
nordwestlich vom Vo r g e b i r g der gut en Hof f nung
tragen die Frauen einen Kofputz, den die Hitze unter der Linie
bald zerstören würde. Er besteht nämlich in einer Art von
Mjitze, die aus Rindertalg verfertigt wird, und 6 _7 Zoll
hoch ist. Sie setzt sich so fest an die Haare, dass sie angeleimt
zu seyn scheint, daher muss auch die Reinigung der Haare mit
grossen Schwierigkeiten verbunden seyn. — Die Ho t t e n t o t ten
kämmen sich die Haare nie, sondern schmieren sie mit
F e tt, und bestreuen sie mit einem Pulver, so dass sie lauter
Knollen bilden. Den Bart raufen sie ebenfalls aus. — Auf der
Insel Mal l i e l o in Au s t r a l i e n bestreuen sich die Weiber
das Haar mit gelbem Gurkumepulver. Auf der Insel Tan n a
herrscht aber eine noch seltsamere Frisur. Sie besteht nämlich
aus lauter kleinen Zöpfchen von der Dicke einer Taubenfeder-
spuhle, welche mit dem zähen Stengel einer Glockenwinde so
umwickelt sind, dass am untern Ende nur ein kleines Büschchen
hervorragt. Wer ein starkes Haar hat, muss wenigstens etliche
hundert solcher Zöpfchen am Kopfe tragen, auf welchem sie
gewöhnlich aufrecht auseinander stehen. Auch tragen diese Insulaner
fast durchgehends einRohr, oder ein dünnes Stöckchen
*) E r d m a n n j Länder - und Völkerkunde. A. m. O.
**) V°yage de Shaw. tom. I. p, 382.
von g Zoll Länge in den Haaren, womit sie sich von Zeit zu
Zeit vor dem Ungeziefer Ruhe schaffen. — Auf Neu-Seeland
tragen die Männer kurze Bärte, binden das Haar auf dem Scheitel
zusammen, und stecken allerhand Zierrath hinein. Die
Weiber haben das Haupthaar zuweilen verschnitten, bisweilen
lassen sie es lang über die Schulter hängen. — Auf den
F r e u n d s c h a f t s i n s e l n ist die Art, das Haar zu tragen,
sehr manichfaltig. Einige schneiden es an einer Seite des Kopfs
ganz kurz, und lassen es auf der andern stehen; andere schneiden
oder scheeren nur einen kleinen Theil, noch andere alles
bis auf ein kleines Löckchen ab , welches gewöhnlich an einer
Seite bleibt; endlich gibt es noch Einige, die alle Haare geradezu
in die Länge wachsen lassen. Die Weiber dagegen tragen
stets kurzes abgeschnittenes Haar.
Die t ü r k i s c h e n Weiber machen sich aus der in Wasser
eingeweichten Erde von Seco eine Salbe, womit sie sich,
ehe sie ins Bad gehen, den Leib, das Gesicht und die Haare
bestreichen. Auch mahlen sie sich die Augenbraunen schwarz,
und einige lassen sich dieselben mit Rusma ganz wegnehmen,
und sich mit schwarzer Farbe in Gestalt eines Halbmondes
falsche auftragen. Nach B a 1 o n leiden die Türken , sowohl
Weiber als Männer, sonst keine Haare als am Kopfe und am
Barte. Sie nehmen die andern Haare mittelst des Rusma weg,
mit der Hälfte lebendigen Kalks gemischt, weichen beydes im
Wasser ein, schmieren diese Salbe, wenn sie ins Bad gehen,
auf die Haut, und lassen sie so lange darauf liegen, als es
braucht, ein Ey hart zu sieden. Sobald sie im warmen Bad zu
schwitzen anfangen, fällt das Haar ab, wenn sie sich im kalten
Wasser nur mit der Hand waschen, und die Haut bleibt glatt,
ohne die geringste Spur eines Haars. Ferner streichen siemitder
aus den Blättern der Alcannastaude gemachten Farbe Hände,
Füsse und Kopfhaare an, um sie gelb oder roth zu färben. Dasselbe
thun sie an den Haaren der kleinen Kinder, und andenMäli-
nen der Pferde. — Bey den jetzigen Gr ie c he n gelten sehr erhabene
Augenbraunen für eine besondere Schönheit der Frauen.
Die Wilden in Ameri k a ^streuen Flaumfedern von
Schwänen oder andern Vögeln auUihre geschmierten Haare,
und lügen noch Federn von allerley Farbe, und Büschel von
Haaren verschiedener Thiere in einer sehr seltsamen Verthei-
lung hinzu. Ihre Haare sind übrigens bald in die Höhe gerichtet,
bald ganz glatt, und nehmen allerley Gestalten an.