
ständen auch gefährliches Uebel; und zwar letzteres vorzüglich
dann, wenn der Weichselzopf in seiner weitern Ausbildung
gehindert, oder zu frühe abgeschnitten wurde.
Bey solchen Verhältnissen entstehen dann die schon angeführten
Gefahr drohenden Symptome der Entzündung verschiedener
wichtiger Eingeweide, der Apoplexien, Lähmungen,
und selbst der Tod. Immer greift das Uebel so tief in
die Organisation des Körpers ein, dass die davon Ergriffenen
selten ein hohes Alter erreichen.
Einen hochwichtigen Einfluss auf die Prognose dieser
Krankheit hat der Umstand, ob sie mit oder ohne Vorboten
entstanden, ferner ob letztere lang oder nur kurze Zeit gedauert
haben, und welcher Art sie überhaupt gewesen sind.
Denn die günstigste Vorhersage ist immer da zu stellen, wo
das Uebel bloss durch äussere Veranlassung, oder durch unbestreitbare
Ansteckung entstanden ist, und überhaupt einen
raschen Verlauf nimmt.
Endlich hat der Arzt sein Hauptaugenmerk auf jene Periode
der Krankheit zu richten, in welcher die eigenthümliche
Metamorphose in den Haaren beginnt, indem es hier von der
grössten Wichtigkeit ist, welche Rückwirkung der nun in den
Haaren begonnene krankhafte Bildungsprocess auf die, früher
mehr oder weniger gefährlichen Vorboten, habe. Denn werden
diese nicht bedeutend dadurch gemildert, so ist diess
stets ein schlimmes Zeichen. — Dauert aber das Stadium der
Vorboten gar sehr lang, und zeichnet es sich durch Nerven-
Affectionen, ödematöse Anschwellungen und Drüsenkrankheiten
aus; so beobachtet man zwar beym Ausbruch des eigentlichen
Weichselzopfs eine bedeutende Verminderung, ja selbst gänzliche
Hebung derselben, aber man hat ihre baldige Rückkehr
wieder zu fürchten, wo sie dann gar leicht zum Tode führen.
Uebrigens sollen ein sehr trüber Urin, anhaltende allgemeine
Schweisse, erysipelatöse Hautentzündungen und fliessende
Hämorrhoiden günstige Erscheinungen seyn.
§• 189-
T h e r a p i e .
Die Be h a n d l u n g des Weichselzopfs wird am besten
nach seinen Stadien, also in die Behandlung d e rVo r b o t e n
und des e i g e n t l i ch en oder a u s g e b i l d e l e n We i c h s e l zopfes,
eingelheilt.
In ersterer Beziehung kann, aus leicht einzusehenden
Gründen, keine allgemeine Norm angegeben werden, weil
einerseits der Symptome zu viele, sich oft widersprechende
sind, und weil andererseits sich das Krankheitsbild jeden Tag
ändern kann. Es muss daher dem gebildeten Arzte überlassen
bleiben, dem jedesmaligen Zustand ein rationelles Verfahren
nach den Grundsätzen der Therapie entgegenzusetzen.
Diess wird auch sicher einen um so günstigem Erfolg haben,
wenn schon in dieser Periode das vor Augen gehalten wird,
was da kommen soll — ich meine das Streben der Natur.
durch die Bildung und Absetzung jener trichomatösen Materie
nach Aussen die edlern Organe, und so das Leben selbst
zu verwahren. Es wäre daher bey richtiger Erkenntniss des
bald einzutretenden W'eichselzopfes, laut den Erfahrungen der
bewährtesten Männer im hohem Grade gefehlt, und sehr gefährlich,
die Ausbildung jener eigenthümliehen, obschon gewiss
äusserst lästigen Entartung der Haare hindern zu wollen;
denn das hiesse gerade so viel, als die Krankheit ihrer Crise
berauben, welche man doch stets nach Kräften zu unterstützen
hat. Um diesen letztem Zweck zu erreichen, ist erforderlich,
dass schon in dem Zeitraum der Vorbothen eine ganz
vorzügliche Aufmerksamkeit auf die Pflege der Haut, also auf
Unterhaltung der bestehenden normalen, und Steigerung einer
zu geringen Hautausdünstung verwendet werde. Natürlich ist
diess hauptsächlich auf die behaarten Kopfbedeckungen, als
den eigentlichen Weg, welchen die Natur in der Crise der
Krankheit einzuschlagen pflegt, zu beziehen. Daher der Gebrauch
der mancherley auf die Haut wirkenden Mittel: des
essigsauren Ammoniums, der Spiessglanz - Präparate, des Qua-
jaks, des Kampfers, der Sarsaparille, ferner der warmen, selbst
der Dampfbäder, ähnlicher Bähungen, etwa auch aus einer
Abkochung von LycopocLium Selago, Ufa ursi, oder Vinca major,
und der Breyumschläge auf den Kopf u. dgl.
Obwohl es Fälle geben mag, in welchen auch andere
Ab- und Aussonderungen zu befördern sind, so sey man damit
doch immer sehr vorsichtig, um nicht eine zu starke Ableitung
von der Haut zu machen, und so die Ausbildung des
Weichselzopfs zu hemmen. Diess gilt von den Stuhl- und
urintreibenden Mitteln , welche man da und dort angerühmt
findet.
Ist das Nervensystem vorzüglich ergriffen, so werden mit