
tet werden könne, beweisen uns die später anzufiihrenden
abnorm gefärbten grünen und blauen Haare der Metallarbeiter,
welche bekanntlich diese Farbe bloss von den in ihrer
Atmosphäre aufgelösten oder wenigstens dunstförmig enthaltenen
metallischen Bestandtheilen erhalten, insofern selbe nämlich
auf die Mischungstheile der Haare selbst wirken, also vom
Haare aufgenommen werden. Sollte Jemand gegen alles Ver-
muthen diesen Angaben keinen Glauben schenken, so kann
er sich jeden Augenblick selbst insofern von der Wahrheit
meiner Behauptung überzeugen, als er nur die Haare künstlich
zu färben versuchen darf. Wie dieses geschehe, soll weiter
unten erörtert werden. — In den angeführten Thatsachen liegt
zugleich die Richtigkeit der Angabe, dass auch Luft oder reine
gasartige Stoffe den Haaren zugängig seyen, und von diesen
wirklich aufgenommen werden. Denn es lässt sich nicht denken,
dass eine feuchte Luft, ein Dunst, ohne seine Basis, also
ohne die Gasart in das Haar eindringe; wir müssen demnach
zugeben, dass diess auch von einer trockenen Luft gelte.
So wird es uns jetzt erklärlich, wie Os i ande r *) auf die
Meinung kommen konnte, dass die Haut des Fötus aus dem
dasselbe umfliessenden Fruchtwasser mittelst der aus der Haut
hervorstehenden vielen Härchen trinke; und wir begreifen jetzt
ganz wohl, wie W o l f a r t **) die eigentliche Verrichtung der
Haare und ihren daraus hervorgehenden Nutzen für den thie-
rischen Haushalt, in die eigene Zersetzung der sie umgebenden
Atmosphäre, ja selbst des Wassers setzte, wobey sie wahrscheinlich
gleichzeitig mit und durch Aufnahme des Sauerstoffgases
einen gehörigen Theil an Electricität gewinnen, während vielleicht
eben in dieser Verbindung ölig wässerige Feuchtigkeiten
von ihnen ausgedünstet werden.
Ich habe nun zwar wohl die Form der Stoffe im Allgemeinen
bestimmt, unter welcher ein Uebergang derselben in
das Innere des Haars Statt zu finden pflegt, ja ich habe sogar bey
einigen derselben die Natur anzugeben gesucht, wie z. B. vom
Wasser, den metallischen Dünsten, dem Pflanzenabsude u. s. w.
Dessen ungeachtet glaube ich doch keineswegs in der wahren
Kenntniss.in Bezug auf das zu seyn, was man ausschliesslich
*) A. a. O.
**) Asclepieion 1811. N. 40, 41 14,
für geeignet halten dürfte, von den Haaren aufgenommen zu
werden. Denn ich muss sehr bezweifeln, dass diejenigen Substanzen,
welche theils ohne, theils mit unserm Zuthun mit den
Haaren in Berührung kommen, ganz und gar, gerade so wie
sie sind, auch von letztem aufgenommen werden.
Es kommt daher die Frage zu entscheiden, welche Theile
dieser Substanzen theils ganz, theils vorzugsweise dazu bestimmt,
und welche gar nicht dazu geeignet sind? — Die Lösung
dieser Frage ist jedoch wahrlich keine leichte Sache, und
ich gestehe offen meine Unfähigkeit dazu. Nichts desto weniger
ist es mir sehr wahrscheinlich, dass, obgleich man dem
Haarschafte das Leben im gewöhnlichen Sinne abgesprochen
hat, an seiner Oberfläche dennoch ein ähnlicher chemisch-
vitaler Scheidungs- und Anziehungs - Process zwischen den
von aussen eindringenden und den organischen Substanzen des
Haars selbst Statt finde, wie ihn doch Niemand an der Oberfläche
der ganzen Haut zu läugnen pflegt, obgleich diese auch
durch die, mit dem Haare zum Horngewebe gehörige Oberhaut
geschützt und isolirt ist.
Ich stimme daher in diesem Bezüge ganz der Meinung
W o 1 fa r t’s bey, und möchte die Haare vorzüglich dann nicht
bey Seite gesetzt wissen, wenn von dem Res pi rat ions pro-
cess der Ha ut dieRede ist. Denn was steht wohl der Annahme
im Wege, dass durch die Absonderung des Pigments in den
Haarzwiebeln das Blut seiner kohlenstoffigen Theile entledigt, und,
so wie an der ganzen Hautoberfläche, aus der atmosphärischen
Luft mit Sauerstoff geschwängert werde ? Ich bin daher geneigt,
die Haare für Athmungswerkzeuge — ähnlich den Tracheen
derlnsecten—also mi tOken für einfache Kiemen, welche
in der Luf t v e r t r o ckn e t sind, und vom Athmungspro-
cess nur den electrischen oder Oxydirungsgehalt ausüben, zu halten.
Diese Ansicht findet ihre Hauptstütze in der vergleichenden
Anatomie. Denn wir finden, wie aus dem Frühem sattsam
erhellt, schon in den Thieren der untersten Classen, wo noch
keine Spur von Kiemen oder Lungen wahrzunehmen ist, die
Oberfläche ihres räthselhaften Körpers mit Haaren, oder wenigstens
haarähnlichen Verlängerungen besetzt, und es ist
mehr als wahrscheinlich, dass diese Verlängerungen als wahre
einfache Hautkiemen zu betrachten, und dazu bestimmt sind,
die Aufnahme des Sauerstoffes aus der Atmosphäre oder dem
Wasser zu vermitteln. Bey den Insecten ist diese Bestimmung