
der Hebung dieses Umstandes Raum gegeben werden könne, wenn
man im Stande ist, den Lebensprocess des ganzen Organismus der
Art zu gestalten , dass die vorschreitende Metamorphose rascher
von Statten gehe , und der eigenthiimliche Charakter eines jeden
Zeitalters um so bestimmter in die Erscheinung trete. "Wie diess
jedoch zu bewerkstelligen sey, überschreitet weit die Grenzen meines
Z ie ls, indem es die Grundsätze der gesammten Physiologie
und Pathologie in Anspruch nimmt. — Das ö r t l i c h e H a n d e l n
ist in solchen Fällen von ausserst geringem , ja leider meist von
gar keinem Werlhe,
c. Qu a l i t a t i v - a b n o rme r Bi l du ngs t r i eb.
§• 149.
Von der Feder krankheit ( PtilogenesisJ.
Ich verstehe darunter diejenige Abartung des Bildungstriebes,
vermög dessen statt der Haare F edern erzeugt werden.
— Es ist mir nur ein einziges Beyspiel dieser Art beym Menschen
bekannt; von den Thieren habe ich früher ebenfalls ein
ähnliches angeführt *). Es soll nämlich in diesem Jahr zu Bremen
ein Knabe zur Schau gestellt werden, welcher auf dem
Kopfe statt der Haare F ede rn trägt, die, gleich denen der Perlenhühner
regelmässig punktirt und schattirt sind. Gegen den
Herbst hin soll sich ferner dieser Knabe wie die Vögel mausern.
— So lese ich wenigstens in Bäuer le’s Wiener Originalblatt
für Kunst, Literatur, Mode und geselliges Leben für
das Jahr 1831-* Ich würde gewiss Anstand genommen haben,
auf diese blosse Correspondenz - Nachricht hin sogleich eine
neue Haarkrankheit zu schaffen, zumal, da man wohl weiss,
zu welchen abscheulichen Betrügereyen dieser und ähnlicher
Art sich niedrige, gewinnsüchtige Menschen ohne Weiteres
herbeylassen; allein die früher angeführte Thatsache, dass
in Irland ein paar schwarze Kaninchen zur Welt kamen, welche
statt der Haare mit Federn bedeckt waren, wird meine
Leichtgläubigkeit in diesem Falle einerseits entschuldigen. Von
der andern .Seite erfahre ich gerade von einem sehr glaubwürdigen
Manne, dem Hauptmanne Vol z , dass i. J. 1794 in Trier
ein 20jähriges Mädchen zu sehen war, welche im Gesichte viele
kleine, mit rauhen Haarbüscheln besetzte Warzen hatte, und
*) §. Tl. p. M3- Iste r Theil.
deren übriger Körper durchaus mit theils borstigen, theils fe der
ar t igen Haarbüscheln stellenweise besetzt war. Hievon hat
sich mein verehrter Freund damals selbst aufs genauste überzeugt.
§. 150-
B. Von der Entzündung der Haarzwiebel
und des Haarbalges fln ß am m a tio bulbi pilorum_,
s. Tricho - bolbitis e t T rich o - c js titis J .
Mir ist keine Krankheit bekannt, von welcher man behaupten
könnte, sie bestehe u r s p r ü n g l i c h in einer Entzündung
der Haarzwiebel oder des Haarbalges; sondern wo
ich diese nur immer zu beobachten Gelegenheit hatte,, war
sie secundärer Art , ein Morbus deuteropathicus. Denn ich habe
nicht die gewünschte Gewissheit, ob sich jene Entzündung,
welche ich bisher häufig, und namentlich bey mir selbst
entstehen sah, und welche jederzeit den Umkreis eines Haars
auf der Rückenfläche des ersten Fingergliedes ergriff, nach
Verlauf von einigen Tagen einen Abscess von der Grösse
eines Hirsekorns bildete, und nach Entfernung des darin enthaltenen
Eiters, und des von diesem umgebenen Haares alsbald
ganz heilte, — wirklich bis in den Haarbalg erstreckte, oder
ob sie nur die zwischen diesem und der Austrittsstelle des Haars
gelegene Hautparthie in sich schloss. Wäre ersteres, dann hätten
wir allerdings ein Beyspiel einer primären Entzündung des
Haarbalges. In Bezug auf die ursächlichen Verhältnisse dieses
an sich unbedeutendenUebels, habe ich Gründe zu vermuthen:
dass ich mir dasselbe jederzeit auf dem Wege der Ansteckung
durch Cadavergift zugezogen hatte, welches wahrscheinlich
durch das Haar dahin geleitet oder wenigstens dort fest gehalten
wurde. — Eben so wenig wage ich zu behaupten, dass der
W ei chselz o p f nichts als eine Entzündung der Haarzwiebel
sey, worüber ich übrigens später ausführlicher handeln werde.
Weit häufiger sind hingegen die secundären Entzündungen
der angeführten Gebilde. Insbesondere finden wir sie, obwohl
etwas selten, auf den behaarten Theilen des Kopfes und des
Körpers, wenn diese von stark eiternden B l a t t e r p u s t e l n ergriffen
werden; ferner bey der sogenannten Ha a r f l e c h t e (Li-
chen pilaris), wenn die kleinen Knoten nur an den Wurzeln der
Hauthärchen sitzen, und durch eine entzündliche Vergrösse