
Capsula bulbi) bildet hier bloss ein feines häutiges Säckchen,
das so dünn ist, dass es das enthaltene Haar sammt der Zwiebel
deutlich durchscheinen lässt, wenn man es von den umgebenden
Theilen gehörig isolirt hat. Die Lage dieses Säckchens
gegen die umgebenden Theile ist ganz dieselbe, wie
ich früher von den Tasthaaren des Ochsens angegeben habe,
obwohl sehr feine Haare sich nicht selten nur bis zur Lederhaut,
also nicht in die Fetthaut erstrecken. — Die Figur
des Säckchens ist länglichrund, wesshalb es von andern auch
ein cylindrischer Canal genannt wird. Seine Länge ist nach
den Theilen, aus welchen das Haar entspringt, verschieden,
ungefähr von 1, 2 — 3 Linien. Bey dicken Personen, oder an
sehr fetten Gegenden des Körpers hat es oft einen Längendurchschnitt
von 4- — 5 Linien. Bey den Cilien ist es kürzer,
als bey den übrigen Haaren. Meine Versuche, über die Natur
dieses Balgs genauere Resultate zu erhalten, scheiterten
fast ganz an der Zartheit und Kleinheit des Gegenstandes.
Es eignen sich hierzu zwar am besten die Bälge der Augenwimpern,
Bart- und Schamhaare; allein man ist schon gar
nicht im Stande, den ganzen Balg rein, d. i. ohne das umgebende
Zellgewebe der Fett - und Lederhaut herauszubringen
, und desshalb erscheint er isolirt nie gleichartig rund,
sondern von ungleichem Dickedurchmesser an verschiedenen
Gegenden. Auch seine äussere Seite fand ich jederzeit ziemlich
glatt und glänzend, obwohl ich nicht zweifle, dass diess
an seiner innern, dem Haar zugekehrten Fläche in höherm
Grade der Fall seyn werde. Ich gab mir sehr viele Mühe,
den fleischigen Körper, oder so etwas Aehnliches zu entdecken,
muss aber der Wahrheit gemäss bekennen, dass es
mir nie nach Wunsche gelang, die innere Fläche des Balgs
bloss zu legen. Ich kann daher nicht entscheiden, ob
wirklich ein ähnlicher Körper in der von dem Balge gebildeten
Höhle enthalten ist, wie wir es bey den Tasthaaren
gesehen haben; denn der Balg erschien mir immer gegen
Vermuthen dicker, und ganz an das Haar anliegend, so dass
ich oft auf den Gedanken kam: es sey gar keine Höhle vorhanden.
Dagegen streitet jedoch die Erfahrung, indem man
das Haar ganz rein und leicht aus dem Balge herausziehen
kann, ohne diesen an der Seite zu verletzen. Es ist mir also
wahrscheinlich, dass der Balg an und für sich ein sehr dünnes
Häutchen, und nach innen mit einem etwas festem Gewebe
(ähnlich dem fleischigen Körper der Tasthaare) in der
genauesten Verbindung sey; welches Gewebe wieder nur durch
ausserordentlich feines Zellgewebe (oder vielleicht mittelst
eines eigenen Häutchens, das den Haarcylinder scheidenartig
umgibt?) mit dem Haar selbst in Verbindung tritt. Diese
Verbindung ist jedoch so fein und locker, dass sie nur ver-
muthet, nicht aber dargestellt werden kann; denn so viel ich
auch in dieser Absicht Haare herausriss, so sah ich doch
stets den in der Kapsel steckenden Schaftheil ganz unversehrt,
und ohne alle Anhängsel mit Ausnahme der Zwiebel,
welche an ihrem untern abgerundeten Ende fast jederzeit
deutliche Spuren von gewaltsamer Trennung, d. h. mehr
oder weniger sichtbare Eindrücke und hervorstehende Fäd-
chen _ an sich trug. Ich kann daher auch von einer wirklichen
und nachweisbaren Verbindung der Kapsel mit dem
Haar nur1 an dem benannten Orte — dem Anfang der Zwiebel
nämlich sprechen. Von diesem Endpunkte an ist das
Haar entweder nur scheidenartig umgeben, oder nur durch
so zarte Fäden mit dem Balge verbunden, dass sie sich nicht
darstellen lassen. Selbst da, wo der Sack in die Oberhaut
übergeht, also am Austritt des Haars aus dem Balge, schliesst
sich dieser zwar an letzteres an, ohne jedoch mit ihm zusammenzuhängen.
Es ist daher eine viel zu wenig bestimmte Angabe,
wenn man von Bändern spricht, welche die Zwiebel
der Menschenhaare mit der Kapsel verbinden, und bey dem
Ausreissen des Haars von der Kapsel abgerissen, und gröss-
tentheils an der Zwiebel hängen sollen *) Ganz übertrieben
ist es aber, wenn man sogar die Zahl dieser Bänder auf 4 — 6
bestimmt, und ihren Lauf so beschreibt, dass die kleinsten
in gerader, die längern aber in einer geschlängelten Linie
gehen, und auf den verschiedenen Seiten der Zwiebel in
ungleicher Entfernung stehen sollen. Man sieht der ganzen
Sache wohl an, dass sie ihren Ursprung grösstentheils der
vermutheten Analogie, die zwischen Menschen- undTastliaaren
besteht, dankt.
Eben so schwrer als Bichat war es auch mir trotz wiederholter
Versuche, eine Flüssigkeit zwischen der Kapsel und
Zwiebel nachzuweisen, wie sie der schon genannte D r.
Jahn**) und so viele seiner Vorgänger so ohne alles Bedenken
*) Dr. J a h n’s Haararat. 1 Bd, Prag 1828. p. 9.
**) A a. O. p. 10.