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Uebel noch leicht heilbar ist, den günstigsten, wo zufällige
äussere Ursachen eingewirkt haben, oder das Ergrauen von,
noch heilbaren Krankheiten herrührt. Man suche demnach
schleunigst jene zu entfernen, und diese zu heben.
b) Durch Unterstützung und Bethätigung desjenigen Proces-
ses, durch welchen überhaupt das Pigment der Haare abgesondert
wird.
Diess ist nun freylich leichter gesagt, als gethan 5 denn
da uns, wie bereits erwähnt, dieser innere Vorgang noch immer
nicht klar vor Augen liegt, und wir nicht einmal die
nächsten Bedingungen kennen, unter welchen sich das genannte
Pigment aus dem Blute in die Haarzwiebeln absetzt; so kann
auch die Erreichung des beabsichtigten Zweckes, nämlich die
qualitative und quantitative Umstaltung der Secretion jenes
Stoffes, nur höchst problematisch seyn. Alles was. uns die
Erfahrung hierin an die Hand gibt, geht ungefähr dahinaus,
dass wir, so wie bey dem vorzeitigen Abfallen der Haare den
Lebensprocess der behaarten Haut so umstalten, oder näher
bezeichnet, zu einer solchen Thätigkeit anspornen, dass eine
grössere Menge eines mit den Bestandteilen des färbenden
Princips geschwängerten Blutes in diesen Theilen rascher cir-
culire. Um jedoch diess bewerkstelligen zu können, müssen
wir nothwendig jene Hauptbestandtheile zuvor kennen und
diess ist nun der Punct, wo uns die Chemie den meisten
Aufschluss zu geben im Stande seyn sollte. Denn die Bestimmungen,
dass Sauerstoff und Kohlenstoff die Basen und noth-
wendigen Bedingungen des Pigmentes im Körper überhaupt
sind, nützen uns in practischer Beziehung beynahe gar nichts,
weil sie za allgemein sind. Wichtiger und einflussreicher erscheinen
dagegen die Resultate der chemischen Analyse der
Haare, aus welchen hervorgeht, dass es eigentlich das Eisen
der Schwefel, und ein eigenes, mit diesen Bestandtheilen innig
verbundenes Oel sey, welche dem Haare die bestimmte
Farbe geben. Auf diese Voraussetzung gestützt, könnte man
vernünftiger Weise schliessen, dass wir einem ergrauten, oder
überhaupt entfärbten Haare wieder eine dunklere Farbe zu
geben im Stande wären, wenn wir ihm eine verhältnissmäs-
sige Menge der genannten Stoffe beybrächten, die es dann
freylich erst in seine Mischung aufnehmen müsste. Ein solches
Verfahren könnte aber, auf einem doppelten Wege erzielt
werden, indem man entweder das Blut überhaupt mit
jenen Theilen schwängerte, in der Hoflnung, di Natur werde
ihnen die geeignete und erwünschte Richtung zu den behaarten
Theilen geben, oder aber, indem man diese Stoffe dem
Haare an Ort und Stelle, d. i. unmittelbar zuführte.
Würde man nun mit diesen färbenden Stoffen noch solche
verbinden, welche das Leben in der Haarzwiebel zu po-
tenziren, und die Vegetation dieser Hautparthien zu heben
vermögen, so hätten wir wenigstens einen wissenschaftlichen
Weg eingeschlagen und verfolgt. — Fragen wir aber die Erfahrung
hierüber, so zeigt sich, dass die Sache bey all’ ihrer
Einfachheit und leichten Fasslichkeit dennoch manches zu
wünschen übrig lasse. Und diess liegt einerseits in der Mangelhaftigkeit
jener angeführten chemischen Resultate, andererseits
aber in dem, nicht zu übersehenden, Unterschiede zwischen
einem Färbestoffe, den sich die Natur auf eine uns
ganz unbekannte Art aus ganz einfachen Stoffen bildet, und
sodann f r e ywi l l i g und normg emä ss aus dem Blute irgendwo
hin abscheidet, und einem ähnlichen Stoffe, den wir
von aussen schon v o llkomme n g e b i l d e t entweder in den
allgemeinen Kreislauf des Blutes, oder örtlich in die Sphäre
eines behaarten Theiles bringen, und der demnach erst der
Wirkung der vitalen Kräfte ausgesetzt, und wohl ebenfalls
noch auf eine eigenthümliche Art verändert wird.
Nichts desto weniger wird durch die Erfahrung wirklich
bestätigt, dass Schwefel und Eisen wirksame Potenzen sind,
wenn es sich um die dunklere Färbung der Haare handelt. —
Aus demselben Grunde hat man auch mit Recht das E y e r ö l
gegen das frühe Ergrauen nicht allein für zweckdienlich überhaupt,
sondern auch für hinreichend dann gehalten, wenn
man dem in einer Familie einheimischen Uebel schon in der
Jugend Schranken setzen wollte. Um dieses Oel nach Wunsch
zu erhalten, schlägt uns der oftgenannte Dr. J a h n folgendes
Verfahren vor: Nachdem die Eyer im Wasser hartgesotten,
werden die Dotter abgesondert, zerdrückt, und bey gelindem
Feuer, damit die wässerige Feuchtigkeit derselben entweiche,
etwa eine Viertelstunde lang unter stetem Umrühren erwärmt.
Jetzt verstärkt man das Feuer so lange, bis die Dotter
zu dampfen auf hören, einen fettigen Glanz annehmen, und
wenn man sie zwischen den Fingern drückt, Oel von sich geben.
Sie werden nun in einen leinernen Beutel gebracht, aus
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