
stärker und winklicber; die Augenbraunen selbst aber sind
breiter, und doch mehr zusammengedrängt, die Haare stärker,
rauher und länger; bey den Weibern hingegen ist jene Her-
vorragung, so wie auch der Augenbraunenbogen ebener und
runder, die Braunen selbst enger, dünner, und die Haare kürzer.
Auch stehen die Augenbraunen von der Augenliederspalte
bey dem männlichen Geschlechte mehr ab, als beym
weiblichen. Die Augenwimpern aber sind bey Männern dichter,
und einzeln betrachtet, dicker als bey Weibern. _ Endlich
fehlen auch den Weibern die starkem Haare in der Nase,
auf den Seitengegenden der Brust *) und am After.
§. 122.
Verschiedenhei t der Haare nach dem Temperament
und der Constitution.
Galen, der die Haare aus dem Ueberfluss der Säfte entstehen
lässt, und glaubt, dass in einer trockenen Haut keine
Haare entstehen können, schliesst daraus, dass alle kalten Temperamente
dem Haarwuchs nicht günstig seyen; Nuda pilis
sunt frigida bmnia temperamenta, sive ea mediocriter se habeant
in humiditale, sioe immodice. Ad summum glabra est frigida tem-
peries **). An einem andern Orte ***) sagt er : dass schwarze,
dicke und häufige Haare ein Zeichen boni in cerebro tempera-
menii seyen. Vom melancholischen Temperamente ist in dieser
Beziehung folgende Stelle merkwürdig ****) : Cave igitur,
si quem pilosum admodum videas, hunc statim melancholicum putes,
sed si quidem fo re t adhuc aetas, nondum esse talem, sin jam
déclinât, melancholicum existima, si senex est, non item. — H a 1-
1 e r •{•) sagt : „Man glaubt, dass phlegmatische und rohe Säf*)
Ausnahmsweise habe ich schon oben eines Freudenmädchens gedacht,
welche rings um die Brustwarzen stark behaart war ; un d in
Augsburg sah ich ein 32jähriges W e ib , die zwischen den Brüsten
zolllange u n d dichtstehende Haare trug.
**) De temperamentis, et quidem de dignoscendis temperamentis ex pi-
losis et glabris. Cap. 5. Sect, lma, p, 36 — 38.
***) Lib. 2. de temp. p. 40.
***•) Loco cit. p, 41.
•j-) Elementa phys, 1. c, S. 19,
te weisse Haare machen; dass ein cholerisches Temperament
rothe, und ein hitziges und blutreiches schwarze Haare
hervorbringe. — Gewöhnlich schreibt man dem p h l e gma t
i s c hen Temperament weiche, lange, weisse, oder wenigstens
blonde, dicke, fast gerade herabhängende, nicht sehr
häufige; dem s a n g u i n i s c h e n in der Jugend blonde, späterhin
meistens braune, und zwar vorzüglich kastanienbraune;
dem cho l e r i s c h e n schwarze oder dunkelbraune, kurze,
straffe, trockene, und oft auch krause; dem me l a n c h o l
i s c h e n endlich weichere, schwarze, hie und da auch
lichtere Haare zu. Die Franzosen geben dem l ymp h a t i schen
Temperamente rothe oder blonde, dem nervösen kastanienbraune
, und dem b i l i ö s e n braune Haare, jedoch
nicht ohne Ausnahme.
In Bezug auf die Menge zeichnen sich diejenigen Temperamente
durch Reichthum an Haaren aus, welche zwischen
den zu beweglichen und den trägen die Mitte halten, obschon
sich auch hier schwer eine allgemeine Regel aufstellen lässt.
Was das Ve r h ä l t n i s s der Haare zur Co n s t i t u t i o n
des Kö r p e r s betrifft, so ist dieses zum Theil schon aus
dem ersichtlich, was so eben von den Temperamenten gesagt
wurde, weil mit einem jeden der angeführten Temperamente
auch mehr oder weniger eine bestimmte Constitution
des Körpers verbunden ist. Je stärker letztere im Allgemeinen
ist, desto steifer, straffer und dichter sind die Haare, und meist
auch von einer dunklern Farbe. Doch kann die Abwesenheit
des letzten Merkmals der Gültigkeit der erstem keinen Abbruch
thun. Denn es gibt auch At h l e t e n mit l icht en,
aher wenig oder gar keinen, besonders stark gebauten Mann
mit weichen und zarten Haaren. Kr a n k h e i t e n im A l l g e meinen,
und vorzüglich der behaarten Theile führen man-
cherley Ausnahmen von dieser Regel herbey. — Ein schwacher
Körper hat meist auch weiche, dünne, sehr biegsame
Seidenhaare, es sey auch sonst ihre Farbe, wie sie wolle.
Ueberhaupt scheint diese letztere mehr mit dem Stande der
Irritabilität und Sensibilität, die Weichheit, Härte, Stärke und
Dichtigkeit aber mehr mit der Reproduction im besondern
Zusammenhang zu stehen.
Endlich muss hier noch ganz besonders auf die Beschaffenheit
der Hau t Rücksicht genommen werden. Es soll später
umständlicher gezeigt werden, welch’ grossen Einfluss