
Schamlefzen und auf dem Venusberg ausgebreitet; bey bey-
den Geschlechtern nehmen sie nebstdem noch die Gegend des
Dammes, .und beym männlichen auch den Ausgang des Afters
em Sie sind 1 , 2 — 3 Zoll lang, ziemlich stark, gewöhnlich,
und zwar aufwärts gekräuselt, meist viel härter, straffer, und
na“ V lHe rme auch dunkler, als die Kopfhaare. Bey einigen
Menschen sind sie in grösserer Menge, und dicht vorhanden
so dass sie die Haut an den genannten Theilen ganz bedecken;
bey andern findet man nur wenige, mehr zerstreute.—
D ie Ha a r e um den Af t e r brechen später hervor, gehen
aus- und dann abwärts, und werden von vielen Anatomen
A t t e r h a a r e genannt, und solchergestalt den ander obern
Ueiinung des Speisecanals sitzenden Barthaaren polarisch ent-
gegengestellt. — Ueber die genauere Beziehung der Schamhaare
zu den Geschlechtsverrichtungen werde ich später das
JNöthige anführen. —
9) D ie ü b r i ge n, s o g e n a n n t e n Ha u t h a a r e (Pili,
Lanugo) sind nur kurze, dünne Härchen, die meist nur zerstreut
stehen und an manchen Stellen, ferner bey weisshaarigen
Menschen mit blossem, sonst aber nur mit bewaffnetem Auge
sichtbar sind; so dass die ganze übrige Haut dennoch
mehr oder weniger nackt erscheint. Doch haben, wie zum
Theil schon oben gesagt wurde, die meisten erwachsenen
Mannspersonen auch an der vordem Fläche des Oberschenkels,
am obern Theil des Unterschenkels, an der äussern Seite
des Arms, um die Brustwarzen herum, manche auch auf der
Gegend des Brustbeins, und längs der weissen Bauchlinie herab
(wo sie dann meist pyramidalisch mit den Schamhaaren zu-
sammenstossen) mehr oder weniger lange und dicke Haare
(Pili), die jedoch selten einen Zoll lang werden, und nie so
dicht aneinander stehen, dass sie die flaut völlig bedecken —
Uebrigens sind die Haare an den Gliedmassen gewöhnlich lieh-
ter, und gehen in der Regel von oben abwärts. Eben so verlaufen
auch die Brust - und Rückenhaare. Manchmal sieht man
jedoch einige Haare von der Brust bis an den Hals hinaufsteigen.
Die Haare am Halse haben ihre Richtung nach demselben.
In der Nahe des Nabels pflegen sie zu convergiren. Ich sah einen
jungen Mann, wo diese Haare am vordem Theil des Stammes
so zu sagen ein grosses Kreuz bildeten, dessen eine Linie
vom Halsgrübchen bis an den Schamberg reichte, und von
einer auf beyden Seiten um die Brüste sanft herumgebogenen
Linie durchschnitten wurde. — Wie wir in dem ersten Band
von den Thierhaaren gehört haben, gab T y s s o n als ein
Kennzeichen, das dem Menschen und einigen Affengattungen
besonders eigen sey, an, dass die Haare beyder auf den
Schultern abwärts, und an den Armen aufwärts gerichtet
seyen. Ich mag es nicht zum abnormen Zustande rechnen,
wenn viele Menschen an ihren Gliedmassen ziemlich stark behaart
sind; das aber verdient besonders bemerkt zu werden,
dass es auch Männer gibt, deren obere Gliedmassen ganz behaart,
die untern aber fast ganz haarlos sind, und umgekehrt.
Die innere Fläche des Arms, die vordere des Vorderarms, die
Gegend der Rotula, der Rücken des Fusses und der ersten
Finger - und Zehenglieder haben gewöhnlich wenige und nur
kurze, die Hand - und Fussfläche, die Seitenfläche der Finger,
und überhaupt Theile, wo der Tastsinn vorwaltet, haben gar
keine Haare*). Wenn nun alle diese Haare sehr fein und kurz,
sind, wie an weiblichen und kindlichen Körpern, so heissen
sie Wo l l h a a r e (Lanugo). Sind sie aber sehr lang oder sehr
dicht, so heisst man solcheMenschen vorzugsweise behaar te,
(Homines pilosi), von welchen bereits oben die Rede war.
A n m e r k u n g 1. Bey manchen Menschen trifft man nach J a h n auf
den W aden einen eben so starken Haarwuchs., als bey andern
auf den Schienbeinen. Doch fand er diess n u r bey solchen, die
sehr arm an Hau ptt laaren waren. Auch ha t sich mir das häufig
b e stä tig t, dass M ä n n e r, die arm an Barthaaren sind , meistens
stark bewachsene Schienbeine haben.
A n m e r k u n g 2. Rücksichtlich der Texturverschiedenheit dieser v e rschiedenen
Haararten eines und desselben Menschen verweise ich
auf die E rklärung der 127— 144stenFigur, auf welcher die Haare
aller Körpergegenden in ih re r normalen Grösse und Lage gezeichnet,
sodann aber auch in Bezug auf ihre innere Textur microscopisch
dargestellt sind.
*) Siehe Mo r g a g n i Advers. I, §, 12. p. 11 und p, 9. F e rn e r Advers.
IV. Animadvers, XXII. p. 57.