
erbt, wohl einigermassen hintanzuhalten, aber nie ganz
zu verhindern, und einmal vorhanden, auch unheilbar
sey. — Wie viel aber auch selbst in diesem unangenehmen
Fall durch ein zweckmässiges diätetisches Verhalten
, und durch Anwendung entsprechender Haarmittel
noch erreicht werden könne, davon ist mein eigener Kopf
der sprechende Beweiss. Denn ungeachtet mein Grossvater
und Vater, so wie zwey meiner ältern Brüder schon
frühzeitig glatzköpfig wurden, und trotz dem misslichen
Umstande, dass sich schon in meinem 27ten Lebensjahre
Spuren dieses Familienübels auch bey mir einzustellen
anfingen, und bey der nachher eingetretenen sehr langwierigen
, und in die Reproduction tief eingreifenden Hä-
morrhoidal-Krankheit sehr bedenkliche Fortschritte machten
; ist es mir doch gelungen, durch das oben angezeigte
ganz einfache Verfahren die bereits sehr sichtbare Glatze
wieder behaart zu machen, obgleich ich gestehen muss,
dass die wieder erzeugten Haare weder die Stärke an
und für sich, noch das feste Aufsitzen in der Haut, noch
das dunkle Colorit haben, wodurch sich die frühem an
dieser Stelle, und die noch gegenwärtig am Hinterhaupt
und den Schläfen stehenden Haare auszeichnen. — Die
A lo p e c ia und O ph ia sis c on g en ita und leprosa wird allgemein
für unheilbar gehalten; dagegen erscheinen in der syphilitischen
nach gelungener Cur des Grundübels die Haare
reichlich wieder. Dasselbe gilt auch von der D e p ila lio p o r-
r ig in o s a , d. i. jener, die im Gefolge der T in ea ca p itis ein-
tritt, wo sich gewöhnlich ein kurzes, die kahlen Stellen
bedeckendes Wollhaar wieder erzeugt.
9) Der schon oben angeführte Aphorismus von Hi p p o -
c r a t e s : „ Qui c a lv i sunt, his v a ric e s m a gn i non f iu n t etc . *)“
wurde schon von Galen**) und Senn er t mit Recht
bestritten.
10) Es ist immer ein sehr missliches Zeichen, wenn die entstandene
Are a bleich und beynahe gefühllos ist, oder
wenn an solchen Stellen eine Narbe entsteht; denn in
solchem Falle sind die Haare unwiederbringlich verloren.
*) Aphorism. 3^. Sect. VI.
**) In comment. H i p p o c.
11) Unter den andern oben angeführten ursächlichen Potenzen
zeichnen sich a n h a l t e nd e Studien, M i s s b r auch
des We i n s und der L i e b e vorzüglich als solche aus,
nach welchen der Nachwuchs theils äusserst dürftig, gröss-
tentheils aber gar nicht erscheint; schreibt sich dagegen
das Ausfallen der Haare von einer der andern Ursachen
her, so ist meist gegründete Hoffnung, dass unter übrigens
günstigen Umständen wieder frische Haare nacbwacbsen
werden.
12) Endlich darf man überhaupt als Regel annehmen, dass
selbst in dem günstigsten Falle nie mehr die Haare so
reichlich nachwachsen werden, als sie vor der Krankheit
vorhanden waren; und dass die Menge der nachwachsenden
Haare immer geringer wird, je öfter das Uebel wiederkehrt,
so zwar, dass z. ß. eine zum vierten Mal erscheinende
Alopecie die sonst behaarten Stellen wohl für immer
ganz kahl machen wird. .
§. 155-
T h e r a p i e .
Die Heilung dieser Krankheit muss immer mit Entfernung
oder wenigstens mit Milderung der sie erzeugenden,
und daher noch fortwirkenden Schädlichkeiten beginnen; und
nur, wo diese bereits aufgehört haben zu wirken, ist es nach
wissenschaftlichen Grundsätzen erlaubt, in Ermangluhg anderer
leitender Behelfe eine sogenannte empyrische Heilmethode
einzuschlagen. — Es scheint überflüssig zu seyn, die Art und
Weise anzugeben, wie man den schon mehrmal genannten
einzelnen Schädlichkeiten entgehen, oder sie wenigstens in ihrer
Wirkung schwächen könne; dem rationellen Arzte gibt sein
Verstand für jeden einzelnen Fall die geeigneten Mittel an die
Hand.
Rücksichtlich der hier im Allgemeinen zu beobachtenden
Di ä t bemerke ich nur,4 dass schon die Alten zur Beförderung
des Haarwuchses den häufigen Genuss von thierischem Hirn,
und von Hühner- und Kapaunenflsisch empfahlen.
Wo also das Ausfallen der Haare eine unmittelbare
Folge einer im Körper noch fortwirkenden Krankheit allgemeiner
oder örtlicher Art ist, muss zuvörderst das Hauptau-
Eble’s Lehre von d, Haaren, II. Bd.