
Diese schwarze Farbe verschwand zwey Tage nach der
Entbindung, und die Wäsche wurde davon gefärbt.
6) Schwarze Albinos und weisse Flecken, die man manchmal
auf der Haut weisser Menschen findet, beweisen, dass
nicht allein die Veränderung der Farbe der Haare immer
mit jener der Haut zusammenfällt, sondern auch, dass die
Haare den Mittelpunkt dieser Veränderungen ausmachen.
So hatte eine von Geburt weisse Negerinn blonde Kopf-
und Augenliederhaare; eine andere, deren Haut stückweise
weiss war, hatte überall an den weissen Hautstellen auch
weisse Haare, und schwarze, wo die Haut schwarz war.
Ein Fiaker, dessen Haut an mehreren Stellen weiss gefleckt
war, hatte daselbst überall weisse Haare, und an
mehreren benachbarten Orten sah man die Haare von
weissen Punkten umgeben.
7) An den Narben kommen sehr oft weisse Haare hervor.
Manche sehr weisse Personen haben dennoch sehr schwarze
Haare ; die Haut der Europäer und vieler Thiere ist heller,
als ihre Haare; der Igel, Dachs und andere Thiere haben
schwarze und weisse Ringe in ihren Haaren, ungeachtet
die Haut während des Wachsthums der Haare gleichfarbig
ist. Auch kommen derley stellenweise verschiedentlich gefärbte
Haare oft mit andern von einerley Farbe an einem
Individuum gemischt vor.
Wenn ich nun die angeführten Meinungen und Thatsa-
chen mit vergleichendem Blicke überschaue, so fühle ich mich
berechtigt anzunehmen:
l) Dass die Erfahrung eine Uehereinstimmung zwischen
Haut und Haare in Bezug auf Farbe unläugbar nach weise,
und dass sich diese Uebereinstimmung selbst auf die Regenbogen
und Aderhaut des Auges übertragen lasse, indem
man bey gefleckten Thieren sogar die Trauben- und
Aderhaut ebenfalls gefleckt gefunden hat. Auch ändern
sich die Flecken der Iris mit jenen der Haut in Rücksicht
ihrer Farbe. So wurden nach Heusi n g er ’s Angabe bey
einem jungen, weiss und grau gefleckten Hunde seine weissen
Körperhaare allmählig gelbgrau, die grauen schwarz,
und seine weissen Flecken auf der Iris wurden dunkler,
und verschwanden ganz. Sehr entscheidend in dieser Sache
ist wohl die gleichzeitige Farblosigkeit der Haare und Augen
bey den Kakerlaken. — Dass wir nichts desto weniger
bey sehr weisser Haut oft dunkelschwarze Kopfhaare
treffen, ist zwar wahr, kann aber den aufgestellten Satz
durchaus nicht entkräften, sondern muss als Ausnahme
betrachtet werden. In anatomisch-physiologischer Beziehung
ist vQllends gar nichts dagegen einzuwenden, indem,
wie wir gesehen haben , die Haut als der mütterliche Boden,
auf welchem die Haare entspringen und gedeihen,
zu betrachten ist. Dasselbe Blut, welches in der Haut
kreiset, nährt auch das Haar, und dieselben Nerven versorgen
Haut und Haare zu gleicher Zeit. Wenn also, wie
ich gleich beweisen werde, alle Färbung im menschlichen
Körper ihren letzten Grund im Blute hat, so ist es einleuchtend,
warum die Farbe der Haut mit jener der in
ihr wachsenden Haare in der Regel identisch seyn müsse.
2) Niemand wird den grossen Einfluss des Lichtes auf die
Farbe der Haare läugnen; und es ist eine merkwürdige
Thatsache, dass die dem Lichte mehr ausgesetzten Haare
(des Kopfs, Barts, der Augenbraunen und Augenlieder) gewöhnlich
auch dunkler gefärbt sind, als die von uns
meist bedeckt gehaltenen Haare des. Rumpfes und der Extremitäten.
Auch findet man denjenigen Theil des Haarschaftes
, welcher noch in der Haut steckt, mit Ausnahme
des in der Mftte laufenden dunklern Streifens stets, und
bey allen Haaren, selbst bey den Negern weiss. Es scheint
also, dass das Licht einen besondern Einfluss darauf habe,
dass sich die färbende Substanz auch dem Rindenkörper
des Haarschaftes mittheile. Osiander*) machte in dieser
Hinsicht die interessante Erfahrung, dass die krausen,
pechschwarzen Wollhaare der dem Lichte ausgesetzten
Seite röthlichbraun wurden, während die der andern Seite
schwarz blieben.
3) Trotz den angegebenen, sehr genauen und lobenswer-
then chemischen Analysen der Haare ist uns dennoch, ich
behaupte es fest, die färbende Substanz derselben noch immer
ein Räthsel. Wir kommen hier zuerst auf die uns so oft
empfindliche Unvollkommenheit der organischen Chemie,
in so fern ihre Resultate auf die Erklärung physiologischer
Erscheinungen angewendet werden sollen. Be r z e l i u s
selbst, der grosse Chemiker, hegt gegründete Zweifel, ob
) A. a. O.