
massig von Statten gehenden durch Ueberreitzung offenbar,
und gehören in dieser Beziehung ebenfalls zu jenen Dingen,
welche frühe Kahlköpfigkeit zu erzeugen im Stande sind.
Ob der Rauch in der Küche, oder selbst gar der
Ta b a c k s r a u c h die Haare, wie man sagt, selche, und daher
ebenfalls zum frühen Ausfallen geneigt mache, kann ich aus
eigener Erfahrung wederbekräftigen, noch verneinen.
Das zu feste Dre h e n und Binden d e r Zöp f e
bey den Frauenzimmern ist nicht allein dem Kopf überhaupt,
sondern insbesondere dem Haarwuchs schädlich, und zwar aus
dem Grunde, weil dadurch die Haarwurzeln und Bälge gewaltsam
gezerrt, und so in ihrer Ernährung gehemmt, oder gar
atrophisch werden, und abfallen. — Doch der Gedanke an
einen , wenn auch nur augenblicklichen und eingebildeten Triumph
über eineNebenbuhlerinn, lässt das schwache Geschlecht
die heftigsten Schmerzen verachten, und den nachkommenden
Schaden vergessen!
Rathsam ist es überhaupt, zum Binden der Haare immer
ein seidenes, nie aber ein wollenes Band zu gebrauchen. —
Wahrhaft albern und schädlich aber ist es, wenn man auch
kleine Kinder durch solch’ unbarmherziges festes Einwickeln
der Haare zu Engelköpfen machen will.
Obschon g r o s s e r Kumme r u n d Schreck die Haare
eher bleicht, als zum Ausfallen geneigt macht; so haben wir
doch in der neuesten Zeit ein merkwürdiges Beyspiel, wo eine
erlauchte Person im kräftigsten Mannesalter nach der überstandenen
augenscheinlichen Lebensgefahr während eines entsetzlichen
Seesturms, beynahe ganz glatzköpfig wurde.
§• 154-
P r o g n o s e .
Obschon Arist ote 1 es das Prognosticon hinterliess: »C a lais
nunquam red ire p ilum ,« so passt dieses strenge Urtheil doch
wohl bey weitem nicht auf alle Fälle. Im Allgemeinen richtet
sich die Vorhersage ungefähr nach folgenden Punkten:
1) Die Krankheit ist um so schwerer heilbar, je grösser ihre
Ausbreitung ist. Daher heilt man die örtliche leichter, als
die allgemeine.
2) Unter den Arten der örtlichen Enthaarung zeichnet sich
die sogenannte Kahlköpfigkeit (C a lv itie s im oben angegebenen
Sinne) durch besondere Hartnäckigkeit, und meist
auch durch völlige Unheilbarkeit aus.
3) Am ehesten gibt noch unter übrigens gleichen Umständen
das vorübergehende Ausfallen der Haare ([Madesis s. M a d a -
ro sis) Hoffnung zur Heilung.
4) Es ist leicht einzusehen, dass im Allgemeinen die Krankheit
bey jungen Individuen geschwinder und sicherer gehoben
werden könne, als im bereits vorgerückten, oder wohl
gar im Greisenalter, in welch’ letzterm sie geradezu unheilbar
ist.
5) Wenn die Haare nach solchen Krankheiten abfallen,
welche mehr den Total-Organismus als die Haare selbst
unmittelbar ergriffen haben; dann darf man, besonders
bey jugendlichen Subjecten unter sonst guten Verhältnissen
einen baldigen, nach Hal ler*) nach dem dritten Mo-
nath erscheinenden, und meistens auch einen reichen Nachwuchs
versprechen. Dagegen erzeugen sich die Haare
schwerer wieder, wenn sie an der Wurzel selbst krank,
und mit dieser ausgefallen waren.
6) Mit Unrecht, und ganz gegen die Art der Alten sieht
man heut zu Tag bey ßeurtheilung dieser Zustände zu wenig
auf die gleichzeitige Beschaffenheit der behaarten
Haut. So lese ich in S e n n e r t ’s Werken, dass er jene
Art von Kahlköpfigkeit für besonders schlimm halte,
welche eine dichte, ziemlich fette Haut ganz und gar der
Haare beraubt hat. Derselbe gibt auch an, dass die Hoffnung
auf Heilung um so grösser sey, je leichter die kahlgewordene
Hautstelle durch Reiben roth werde.
7) Die ältern Autoren stritten sich über die leichtere oder
schwerere Heilbarkeit der Ophiasis und A lo p ec ia . So behauptet
Ceisus und Avenzoar , dass sie erstere leichter
geheilt hätten, als letztere. Das Gegentheil behaupten
A l e x a n d e r und Serapio, und diesen stimmt auch
S e n n e r t , und zwar aus dem Grunde bey, weil die
Ophiasis nicht allein die Haarwurzeln, sondern auch die
Haut selbst angreife. —
8) In Bezug auf das ursächliche Verhältniss wird jedermann
gerne zugehen, dass das Uebel, wenn es in einer ganzen
Familie herrscht, und sich vom Vater auf den Sohn fort
■*) Element, phys. vol. V. lib. XII. Sect. I. p. 38,